Redcare Pharmacy Aktie: Gefährliche Schlingerfahrt?
Redcare Pharmacy wächst rasant, doch an der Börse spiegelt sich davon wenig wider. Der Online-Apotheken-Spezialist kämpft mit schwacher Profitabilität, neuen Wettbewerbern und charttechnischem Gegenwind. Gleichzeitig setzt das Management mit einer Anleiherückzahlung ein Signal der finanziellen Stärke. Wie passt das zusammen?
Technische Signale und Kursbild
Die Aktie zeigt seit Wochen ein nervöses Kursverhalten. In einer der jüngsten Sitzungen scheiterte ein Ausbruchsversuch nach oben deutlich: Nach einem Anstieg bis 66,80 Euro drehte der Kurs im Tagesverlauf nach unten und testete intraday die Zone um 63 Euro.
Charttechniker sprechen hier von einer „Shooting-Star“-Kerze – einem Muster, das häufig nachlässtende Kaufkraft signalisiert. Die Abweisung im Bereich um 66,80 Euro erfolgt unmittelbar nach einer Erholung von den November-Tiefs nahe 59,45 Euro und deutet darauf hin, dass viele Anleger Erholungen zum Ausstieg nutzen.
Im größeren Bild bleibt die Bilanz für 2025 ernüchternd: Die Aktie liegt seit Jahresanfang rund 50 % im Minus und notiert mit etwa 66,20 Euro deutlich mehr als 50 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 138,40 Euro. Damit hinkt der Titel dem Markt deutlich hinterher.
Starkes Wachstum, aber weiter in den roten Zahlen
Operativ liefert Redcare beeindruckendes Umsatzwachstum – doch der Weg zu stabilen Gewinnen bleibt steinig. Für die ersten neun Monate 2025 weist das Unternehmen folgende Kennzahlen aus:
- Umsatzanstieg um rund 27 % auf 2,15 Mrd. Euro
- Nettoverlust von 8,71 Mio. Euro im Neunmonatszeitraum
- Q3-Umsatz: 719 Mio. Euro
- Adjustierte EBITDA-Marge in Q3: 2,4 %
Die Zahlen zeigen klar: Redcare gewinnt Marktanteile im europäischen Online-Apothekenmarkt, muss dafür aber hohe Kosten in Kauf nehmen. Besonders der Ausbau des verschreibungspflichtigen (Rx-)Geschäfts erfordert Investitionen in Logistik, IT und Prozesse. Die dünne Marge von 2,4 % im dritten Quartal verdeutlicht, wie wenig Spielraum aktuell für Fehlentwicklungen bleibt.
Der anhaltende Nettoverlust unterstreicht, dass das Geschäftsmodell in der derzeitigen Skalierungsphase kapitalintensiv ist. Solange das Margenprofil nicht spürbar verbessert wird, bleibt die Diskrepanz zwischen starkem Wachstum und fehlender Profitabilität der zentrale Risikofaktor.
DM verschärft den Wettbewerb
Zusätzlich erhöht sich der Druck von der Konkurrenzseite. Die Drogeriekette DM ist in den Online-Apothekenmarkt eingestiegen und zielt gezielt auf das margenstarke Geschäft mit rezeptfreien (OTC-)Produkten. Genau dieser Bereich ist für Anbieter wie Redcare wichtig, um die vergleichsweise niedrigmargigen Rx-Umsätze zu quersubventionieren.
Der Schritt von DM trifft Redcare damit an einer sensiblen Stelle: OTC-Produkte waren bisher ein entscheidender Ertragsbringer. Wenn ein etablierter Markenplayer hier Terrain besetzt, könnte das die mittelfristige Profitabilität belasten – selbst wenn Redcare beim Umsatz weiter wächst.
Brisant: Trotz des deutlichen Kursrückgangs notiert die Aktie laut dem Artikel immer noch klar unter den durchschnittlichen Analystenkurszielen. Der genannte Konsens von 142,75 Euro auf Zwölf-Monats-Sicht liegt mehr als doppelt so hoch wie das aktuelle Kursniveau um die 66 Euro.
Anleiherückzahlung als Stärkesignal
Finanziell setzt Redcare jedoch einen Akzent, der die Bilanz strukturell verbessert. Am 19. Dezember kündigte das Unternehmen die vorzeitige Rückzahlung von Wandelanleihen an, die ursprünglich bis 2028 gelaufen wären.
Dieser Schritt hat zwei wesentliche Effekte:
- Potenzielle Verwässerung für Aktionäre durch künftige Wandlungen entfällt.
- Das Management unterstreicht Vertrauen in die eigene Liquiditätslage.
Laut Mitteilung verfügt Redcare über liquide Mittel von mehr als 260 Mio. Euro. Die vorzeitige Rückzahlung wäre ohne solide Kassenlage kaum denkbar und kann als Signal verstanden werden, dass das Unternehmen seine Kapitalstruktur aktiv steuern will – trotz laufender Investitionen und noch ausstehender Gewinnschwelle.
Analysten weit auseinander
Die Einschätzungen der Analysten gehen deutlich auseinander und spiegeln die Unsicherheit über den künftigen Kurs der Aktie wider:
- UBS: „Neutral“ mit Kursziel 74 Euro
- Berenberg: „Kaufen“ mit Kursziel 165 Euro
- Deutsche Bank: „Kaufen“ mit Kursziel 214 Euro
- Barclays: „Overweight“ mit Kursziel 130 Euro
Die Spanne von 74 bis 214 Euro ist enorm. Sie zeigt, wie unterschiedlich die Erfolgschancen des Geschäftsmodells eingeschätzt werden – vor allem mit Blick auf die Frage, ob Redcare bei wachsendem Druck durch Wettbewerber nachhaltig profitabel werden kann.
Insiderkauf als Kontrapunkt
Einen interessanten Gegenakzent zur schwachen Kursentwicklung setzt ein Insiderkauf. Laut einer Stimmrechtsmitteilung (EQS/WpHG) hat der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Björn Söder am 11. November 2025 insgesamt 2.000 Aktien zu 63,975 Euro je Stück erworben, also für rund 127.950 Euro.
Ein derartiger Kauf auf diesem gedrückten Kursniveau kann als Vertrauenssignal interpretiert werden. Er legt nahe, dass zumindest Teile des Managements den langfristigen Wert der Aktie höher einschätzen als der aktuelle Marktpreis.
Fazit: Spannung zwischen Wachstum und Profitabilität
Redcare Pharmacy steht an einem entscheidenden Punkt: Auf der einen Seite steht kräftiges Umsatzwachstum im Rx-Geschäft, eine solide Liquiditätsbasis und die Entschärfung potenzieller Verwässerung durch die Rückzahlung der Wandelanleihe. Auf der anderen Seite belasten dünne Margen, anhaltende Verluste und eine neue, ernstzunehmende Konkurrenz im OTC-Segment.
Die jüngste technische Abweisung im Bereich um 66 Euro und das „Shooting-Star“-Signal sprechen dafür, dass die Stimmung am Markt vorerst fragil bleibt. Erst wenn Redcare klar nachweisen kann, dass sich das starke Wachstum in dauerhaft bessere Margen und schwarze Zahlen übersetzt, dürfte der Abstand zwischen operativem Fortschritt und schwachem Aktienkurs kleiner werden.
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