Gerresheimer Aktie: Buchungschaos aufgedeckt
Die Gerresheimer-Aktie legte am Montag um 2 Prozent auf 27,50 Euro zu – eine überraschende Reaktion auf eine Meldung, die auf den ersten Blick alarmierend wirkt. Der MDAX-Konzern räumte ein, dass sämtliche Umsätze aus sogenannten Bill-and-Hold-Vereinbarungen im Geschäftsjahr 2024 falsch verbucht wurden. Rund 28 Millionen Euro an Erlösen wurden zu früh erfasst und müssen nun korrigiert werden.
Doch was genau ist da schiefgelaufen? Eine von Gerresheimer beauftragte externe Rechtsanwaltskanzlei stellte nach gründlicher Untersuchung fest: Die Umsatzerfassung aus Bill-and-Hold-Geschäften entsprach durchgängig nicht den Anforderungen der internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS. Das Problem: Die Erlöse wurden systematisch zu früh verbucht – nämlich bevor die Verfügungsgewalt tatsächlich an den Kunden übergegangen war.
Die Finanzaufsicht BaFin hatte im September 2024 eine Prüfung eingeleitet und konkrete Anhaltspunkte gefunden, dass Gerresheimer bei einigen Verträgen bereits Umsätze erfasst hatte, obwohl die Ware noch gar nicht beim Kunden war. Ende Oktober 2024 teilte das Unternehmen zunächst mit, dass etwa 3 Millionen Euro womöglich falsch verbucht worden seien. Die nun vorgelegte vollständige Analyse offenbart: Das Ausmaß ist deutlich größer.
Zahlenkorrektur mit überschaubarer Wirkung
Die Korrekturen fallen jedoch moderater aus als befürchtet. Die 28 Millionen Euro aus 2024 werden nun ins Geschäftsjahr 2025 verschoben. Gegenläufig wirken 10 Millionen Euro aus 2023, die jetzt 2024 zugerechnet werden. Unter dem Strich sinkt der berichtete Umsatz 2024 um etwa 1 Prozent auf 2,036 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA fällt ebenfalls um rund 1 Prozent auf 419,4 Millionen Euro, das bereinigte Ergebnis je Aktie sinkt um etwa 2 Prozent auf 4,67 Euro.
Warum reagieren Anleger trotzdem erleichtert? Die Korrekturen bleiben überschaubar und betreffen nur die zeitliche Zuordnung – die Geschäfte selbst sind real. Zudem zieht Gerresheimer nun einen klaren Schlussstrich: Das Unternehmen wird künftig vollständig auf Bill-and-Hold-Vereinbarungen verzichten. Im Konzernabschluss 2025 werden keine Umsätze aus neuen derartigen Geschäften mehr erfasst.
Konsequenzen und Kooperation
Für das laufende Geschäftsjahr 2025 gibt es noch einen Nachklapp: Im Halbjahresfinanzbericht waren bereits etwa 4 Millionen Euro aus solchen Vereinbarungen enthalten. Diese werden in den Veröffentlichungen 2026 durch Anpassung der Vorjahreswerte korrigiert.
Gerresheimer betont, man werde mit der BaFin im Rahmen der laufenden Prüfung des Konzernabschlusses 2024 "weiterhin vollumfänglich kooperieren". Die Aktie hatte nach Bekanntwerden der BaFin-Prüfung im Herbst zunächst deutlich nachgegeben. Die nun erfolgte transparente Aufarbeitung scheint das Vertrauen der Investoren jedoch stabilisiert zu haben.
Gerresheimer-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Gerresheimer-Analyse vom 23. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Gerresheimer-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Gerresheimer-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 23. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Gerresheimer: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...








