Fiserv setzt im Bereich KI-gestützter Bezahllösungen zum nächsten Schritt an. Innerhalb von 24 Stunden meldete der Zahlungsdienstleister neue Partnerschaften mit Visa und Mastercard, um das Thema „agentic commerce“ voranzutreiben. Die Aktie bleibt dennoch belastet – schwache Quartalszahlen, zurückgenommene Kursziele und eine laufende Sammelklage sorgen für Gegenwind. Kann die neue Strategie diesen Druck mittelfristig auffangen?

Doppelpartnerschaft mit Visa und Mastercard

Fiserv richtet sich gleichzeitig mit beiden großen Kartennetzwerken strategisch neu aus, um KI-basierte Zahlungslösungen in die Breite zu bringen.

  • Mit Visa wird „Visa Intelligent Commerce“ eingeführt und das Visa Trusted Agent Protocol im Fiserv-Ökosystem ausgerollt. Dieses Protokoll soll vertrauenswürdige KI-Agenten von schädlichen Bots klar trennen und so sichere Transaktionen ermöglichen.
  • Parallel dazu macht die Zusammenarbeit mit Mastercard Fiserv zu einem der ersten großen Zahlungsabwickler, die das Mastercard Agent Pay Acceptance Framework in größerem Umfang nutzen. Dieses Framework kombiniert Tokenisierung, starke Authentifizierung und Betrugsprävention für KI-getriebene Zahlungen.
  • Zudem wird Fiserv über die Lösung „Secure Card on File“ von Mastercard als Network Token Requestor für Händler auftreten.
  • Beide Kooperationen erstrecken sich auf das Clover-Ökosystem und binden damit Händler, Softwarepartner (ISVs) und Vertriebspartner (ISOs) ein.

Im Kern zielt Fiserv darauf, eine Infrastruktur für agentic commerce zu stellen: KI-Agenten, die im Auftrag von Kunden Produkte finden, vergleichen und automatisiert Käufe auslösen.

Analysten uneins, Kursziele deutlich gekappt

Die neuen Partnerschaften treffen auf eine ohnehin schwierige Phase für die Fiserv-Aktie. Laut MarketBeat-Daten aus Dezember 2025 decken derzeit 36 Analysten den Titel ab, der Konsens liegt bei „Hold“. Dahinter stehen:

  • 10 Kaufempfehlungen
  • 23 Halte-Einstufungen
  • 3 Verkaufsempfehlungen

Das durchschnittliche 12-Monats-Kursziel liegt bei rund 121 US-Dollar und signalisiert damit rechnerisch ein deutliches Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Kursniveau. Gleichzeitig gehen die Spannen der Einzelziele weit auseinander, was die Unsicherheit über die weiteren Erholungschancen widerspiegelt.

Auffällig sind jüngste deutliche Zielkorrekturen nach den Zahlen zum dritten Quartal 2025:
- Susquehanna senkte das Kursziel von 220 auf 99 US-Dollar.
- J.P. Morgan reduzierte von 155 auf 85 US-Dollar.

Diese Anpassungen unterstreichen die Skepsis, ob Fiserv kurzfristig zu alter Profitabilität zurückkehren kann.

Rechtliche Risiken durch Sammelklage

Zusätzliche Belastung kommt von einer laufenden Sammelklage mit nahender Frist für betroffene Anleger. Gegenstand sind Vorwürfe, Fiserv habe die Finanzprognose für 2025 im Juli nach einem „Re-Underwriting“ neuer Initiativen angepasst. Dieser juristische Konflikt wirkt als Unsicherheitsfaktor und drückt weiter auf die Stimmung im Markt.

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Fokus auf Agentic Commerce und Infrastruktur

Strategisch positioniert sich Fiserv mit den Visa- und Mastercard-Deals klar auf die Zukunft des automatisierten Handels. Agentic commerce beschreibt KI-Agenten, die eigenständig für Verbraucher agieren – von der Suche bis zum Kaufabschluss.

Sanjay Saraf, SVP und Global Chief Product Officer bei Fiserv, betont dabei die Rolle als Enabler, der über klassische Zahlungsabwicklung hinausgeht. Genannt werden insbesondere drei Schwerpunkte:

  • Sichere Konnektivität zur Authentifizierung von KI-Agenten und zum Schutz von Transaktionen
  • Skalierbare Integrationsmöglichkeiten, damit Unternehmen agentic-Funktionen in ihre Systeme einbinden können
  • Operative Intelligenz zur Automatisierung von Streitfällen (Dispute Resolution) und zur Optimierung der Transaktionsweiterleitung

Gerade die Kombination mit der breiten Händlerbasis und der Clover-Plattform könnte hier zu einem Wettbewerbsvorteil werden, wenn KI-basierte Zahlungsflüsse breiter eingesetzt werden.

Schwache Q3-Zahlen belasten Aktie

Die neuen Kooperationen folgen auf enttäuschende Ergebnisse für das dritte Quartal 2025, die den Kurs deutlich unter Druck gebracht haben.

Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick:

  • Umsatz: 5,26 Milliarden US-Dollar
  • Organisches Umsatzwachstum: nur 1 %
  • Segment Merchant Solutions: +5 % Umsatzwachstum
  • Segment Financial Solutions: −3 % Umsatzrückgang
  • Bereinigter Gewinn je Aktie: 2,04 US-Dollar (−11 % gegenüber Vorjahr)

Auch die Profitabilität hat gelitten:

  • Konzernweit sank die bereinigte operative Marge von 40,2 % auf 37,0 % – ein Rückgang um 320 Basispunkte.
  • In Merchant Solutions verringerte sich die operative Marge von 37,7 % auf 37,2 % (−50 Basispunkte).

Diese Entwicklung erklärt, warum trotz technischer Fortschritte und strategischer Partnerschaften die Bewertung über die Analystenseite spürbar zurückgekommen ist.

Wettbewerb und Ausblick

Im Markt für Zahlungsabwicklung steht Fiserv im direkten Wettbewerb mit Anbietern wie Fidelity National Information Services und Global Payments. Alle drei Unternehmen versuchen, sich im Umfeld von KI, Automatisierung und smarter Transaktionsverarbeitung zu differenzieren.

Fiserv setzt dabei auf:

  • die Doppelpartnerschaft mit Visa und Mastercard als technologische Referenz,
  • die breite Händlerbasis und
  • die Verbreitung der Clover-Kassensysteme als Distributionskanal für neue KI-Funktionen.

Entscheidend für die weitere Kursentwicklung wird sein, ob sich diese neuen Lösungen in den kommenden Quartalen messbar in organischem Wachstum und stabileren Margen niederschlagen – insbesondere mit Blick auf die nächsten Ergebnisvorlagen und den Fortgang der Sammelklage.

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