Covestro Aktie: ADNOC übernimmt
Der Einstieg des staatlichen Ölkonzerns ADNOC bei Covestro ist nun endgültig besiegelt. Über die Beteiligungsgesellschaft XRG hat der Investor die entscheidende Kontrollschwelle von 95 Prozent der Stimmrechte überschritten. Für die verbleibenden Minderheitsaktionäre geht es damit nicht mehr um die langfristige Perspektive des Konzerns, sondern nur noch um die Konditionen des Abschieds.
Der Weg zum Squeeze-Out
Mit einem Stimmrechtsanteil von 95,10 Prozent hat XRG als ADNOC-Tochter die nötige Schwelle erreicht, um nach deutschem Aktienrecht ein Squeeze-Out-Verfahren einzuleiten. Minderheitsaktionäre können dann gegen eine Barabfindung aus dem Unternehmen gedrängt werden; ein Wahlrecht zum Verbleib gibt es ab diesem Punkt faktisch nicht mehr.
Am Markt wirkt sich diese neue Eigentümerstruktur deutlich aus. Der Handel hat spürbar an Dynamik verloren, die Aktie bewegt sich eng um die Marke von 60 Euro. Mit einem Schlusskurs von 59,82 Euro gestern und einer 30-Tage-Veränderung von nur -0,76 Prozent ist die Schwankungsbreite gering. Das Papier wird weniger als Beteiligung an einem Chemiekonzern, sondern vor allem als Anspruch auf eine künftige Abfindungszahlung gesehen.
Die Fakten im Überblick
- Stimmrechtsanteil ADNOC/XRG: 95,10 Prozent
- Kapitalmaßnahme: Kapitalerhöhung über rund 1,17 Milliarden Euro, vollständig von XRG gezeichnet
- Kursniveau: Schlusskurs 59,82 Euro, leicht unter dem Übernahmeangebot von 62 Euro
- Strukturelle Perspektive: Squeeze-Out und Delisting gelten als wahrscheinlichste nächsten Schritte
Der aktuelle Kursabschlag zum Angebotspreis spiegelt vor allem den zeitlichen und rechtlichen Unsicherheitsfaktor des weiteren Prozesses wider. Die Volatilität ist mit annualisiert 8,29 Prozent auf 30-Tage-Sicht niedrig, der Markt preist damit ein weitgehend festgezurrtes Szenario ein.
Kapitalerhöhung als technischer Schritt
Parallel zur Machtübernahme hat der neue Hauptaktionär die Bilanz von Covestro gestärkt. Die vereinbarte Kapitalerhöhung im Volumen von 1,17 Milliarden Euro wurde komplett von XRG übernommen. Offiziell soll das frische Eigenkapital die strategische Neuausrichtung und die „Sustainable Future“-Strategie des Konzerns unterstützen.
Für Altaktionäre hat diese Maßnahme vor allem eine technische Dimension: Ihr prozentualer Anteil wurde weiter verwässert, nachdem der Großteil der Aktien ohnehin bereits an ADNOC beziehungsweise XRG gegangen war. Die Kapitalerhöhung ändert daher nichts mehr an der grundsätzlichen Machtverteilung, sondern zementiert sie.
Charttechnisch zeigt sich das Bild entsprechend ruhig. Der Kurs liegt nur rund 1,5 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 60,74 Euro, gleichzeitig gut 9,5 Prozent über dem 52-Wochen-Tief. Mit einem RSI von 30,3 kratzt das Papier zwar an der klassischen „überverkauft“-Zone, doch diese Signale spielen in einem laufenden Übernahmeszenario nur noch eine untergeordnete Rolle.
Was das für Anleger bedeutet
Für Investoren, die noch engagiert sind, rückt eine operative Bewertung des Geschäfts weit in den Hintergrund. Der Kursverlauf seit Jahresanfang mit einem Plus von 7,17 Prozent und die leichte 12-Monats-Steigerung von 4,95 Prozent verlieren an Aussagekraft, weil der Markt die Aktie primär über die erwartete Abfindungshöhe einordnet.
Das aktuelle Kursniveau knapp unter 60 Euro liegt unter dem ursprünglichen Angebot von 62 Euro. Dieser Abschlag reflektiert im Wesentlichen zwei Punkte:
- Dauer des Verfahrens: Ein Squeeze-Out zieht sich häufig über mehrere Monate hin, bis die Hauptversammlung beschlossen hat und eine gerichtliche Überprüfung der Abfindung abgeschlossen ist.
- Bewertungsbasis: Die Höhe der Abfindung orientiert sich typischerweise eng an den durchschnittlichen Börsenkursen der letzten Monate sowie an anerkannten Bewertungsverfahren. In vielen Fällen fällt die endgültige Barabfindung nur moderat vom Übernahmepreis ab.
Spekulationen auf eine deutlich höhere Abfindung bleiben damit mit klaren Risiken verbunden. Der geringe Abstand zum Angebot und die sehr niedrige Volatilität deuten bereits darauf hin, dass der Markt nicht mit großen Überraschungen rechnet.
Fazit: Die Börsenphase läuft aus
Mit der Kontrolle von über 95 Prozent der Stimmrechte hat ADNOC die strategische Entscheidung für Covestro an sich gezogen. Ein Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre und ein anschließendes Delisting erscheinen als logische nächsten Schritte, zumal die Aktie schon heute eher wie ein Anspruch auf Cash behandelt wird als wie ein klassischer Industrietitel.
Die Liquidität im Handel dürfte weiter zurückgehen, je näher formale Beschlüsse und Umsetzung rücken. Für die verbleibenden Aktionäre reduziert sich die Entwicklung damit im Kern auf die Höhe und den Zeitpunkt der Barabfindung – operative Fantasie spielt für die Kursbildung praktisch keine Rolle mehr.
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