Thyssenkrupp Aktie: Stahldeal rückt näher
Thyssenkrupp treibt den Konzernumbau voran – und der mögliche Verkauf der Stahlsparte an Jindal Steel wird zunehmend konkret. Im Zentrum steht dabei weniger der Preis als die milliardenschwere Pensionslast, die den Deal kompliziert macht. Gelingt hier eine tragfähige Lösung, könnte sich die Wahrnehmung des gesamten Konzerns deutlich verschieben.
Deal-Fantasie als Kurstreiber
An der Börse spiegelt sich die neue Hoffnung bereits wider. Die Aktie notiert heute bei 9,26 Euro und liegt damit fast auf Höhe ihres 50-Tage-Durchschnitts von 9,28 Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten steht ein Anstieg von rund 127 Prozent zu Buche, seit Jahresanfang beträgt das Plus sogar über 130 Prozent – trotz eines deutlichen Abstands von gut 30 Prozent zum 52‑Wochen-Hoch bei 13,24 Euro.
Der Auslöser für das wieder erwachte Interesse sind Berichte, wonach die Verhandlungen über einen Verkauf der Stahlsparte „Steel Europe“ an den indischen Stahlkonzern Jindal Steel in eine entscheidende Phase eingetreten sind. CEO Miguel López spricht von „intensiven und vertrauensvollen Gesprächen“, die Due-Diligence-Prüfung gilt als weit fortgeschritten. Damit rückt ein Schritt näher, den der Markt seit Jahren erwartet: die Trennung vom strukturell schwierigen Stahlgeschäft.
Pensionslasten als Knackpunkt
Der zentrale Streitpunkt im aktuellen Prozess sind nicht die Hochöfen, sondern die Pensionsverpflichtungen. Für „Steel Europe“ wird die Pensionslast auf etwa 2,5 bis 2,7 Milliarden Euro geschätzt. Wie diese Verpflichtungen verteilt werden, entscheidet darüber, ob die Bilanz von Thyssenkrupp wirklich spürbar entlastet wird.
Am Markt werden zwei Grundmodelle diskutiert:
-
Szenario A:
Jindal übernimmt die Stahlsparte inklusive der Pensionsverpflichtungen und fordert im Gegenzug eine hohe finanzielle Mitgift von Thyssenkrupp. -
Szenario B:
Ein konstruiertes Modell, bei dem Teile der Pensionslast im Konzern verbleiben, um den Deal für beide Seiten tragfähig zu machen.
Ein „Clean Cut“, also eine möglichst vollständige Übernahme der Verpflichtungen durch den Käufer, würde Thyssenkrupp von einem langjährigen Bilanzballast befreien. In diesem Fall könnten andere Bereiche wie die Marinesparte TKMS oder Materials Services stärker in den Vordergrund rücken und die Bewertung prägen.
Wichtige Fakten zur aktuellen Lage
Die Ausgangslage für den möglichen Stahldeal lässt sich derzeit so zusammenfassen:
- Fortgeschrittene Verhandlungen mit Jindal Steel über „Steel Europe“
- Geschätzte Pensionslast der Stahlsparte: rund 2,5 bis 2,7 Milliarden Euro
- Sanierungstarifvertrag mit IG Metall Anfang Dezember abgeschlossen
- Stahlgeschäft weiterhin belastet durch Importdruck und hohe Energiekosten
- Parallelüberlegungen zu einem „Canada-Deal“ und einer separaten Börsennotierung von TKMS
- 12-Monats-Performance der Aktie: +126,84 %, Volatilität (30 Tage, annualisiert): gut 53 %
Diese Kombination aus operativ schwierigem Stahlgeschäft und strategischen Optionen in den anderen Sparten erklärt, warum der Markt auf jede neue Meldung zur Zukunft von „Steel Europe“ sensibel reagiert.
Sanierungstarifvertrag als Grundlage
Eine Voraussetzung für jeden Eigentümerwechsel im Stahlbereich war die Befriedung der Arbeitnehmerseite. Anfang Dezember wurde ein Sanierungstarifvertrag zwischen Thyssenkrupp Steel und der IG Metall unterzeichnet. Er schafft Klarheit über Personalstrukturen, Kostenbasis und Standortfragen.
Für potenzielle Käufer wie Jindal ist diese Einigung zentral: Sie sorgt für Planbarkeit bei Personalkosten und Produktionskapazitäten. Ohne einen solchen Rahmen wäre ein Verkaufsprozess kaum seriös zu verhandeln gewesen. Der Tarifabschluss ist damit ein wichtiger Baustein, um den Umbau von Thyssenkrupp überhaupt verhandlungsfähig zu machen.
Fazit: Hochsensibler Balanceakt
Die aktuelle Kursentwicklung spiegelt die gestiegene Erwartung an einen Stahldeal wider, gleichzeitig bleibt der Spielraum eng. Der Titel hat sich zwar deutlich von seinem 52‑Wochen-Tief bei 3,86 Euro entfernt, notiert aber noch klar unter früheren Hochs – ein Hinweis darauf, dass der Markt den Erfolg der Verhandlungen keineswegs als ausgemacht ansieht.
Entscheidend wird sein, wie die Pensionsverpflichtungen im finalen Vertragswerk behandelt werden. Ein für beide Seiten tragfähiges Modell könnte die Bilanz nachhaltig entlasten und den Fokus auf profitablere Sparten wie TKMS verschieben. Scheitert der Deal dagegen an genau diesem Punkt, wäre ein Rückschlag für Kurs und Umbaupläne naheliegend und die Diskussion um die Zukunft des Stahlgeschäfts würde von vorne beginnen.
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