Porsche steckt mitten in einer tiefgreifenden Restrukturierung – und nun warnt der Gesamtbetriebsrat vor Einschnitten, die weit über bisher bekannte Programme hinausgehen. Im Raum steht die Gefährdung jedes vierten Arbeitsplatzes in Deutschland, flankiert von der Drohung, Produktion und Entwicklung in Niedriglohnländer zu verlagern. Parallel ringt der Sportwagenbauer mit Gewinneinbrüchen, einer China-Schwäche und einer Neubewertung seiner E-Strategie.

Konflikt um Standorte und Jobs

Der Gesamtbetriebsrat schlug am Mittwoch eine deutliche Alarmnote an. Vorsitzender Ibrahim Aslan erklärte, der Vorstand habe bisher keine klare Zukunftsvision für die deutschen Standorte präsentiert, drohe aber zugleich damit, Entwicklung und Produktion in Länder mit deutlich niedrigeren Lohnniveaus zu verlagern. Nach seiner Einschätzung könnte dies jeden vierten Arbeitsplatz gefährden.

Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte gegenüber Reuters, dass die gesamte Branche vor immensen Herausforderungen steht und erhebliche Kostenoptimierungen notwendig sind. Damit wird deutlich, dass der Druck auf die Kostenbasis erheblich ist – und die Verteilung dieses Drucks zwischen Kapital, Beschäftigten und Standorten zum Kernkonflikt wird.

Bereits im Februar 2025 hatte der Konzern ein Stellenabbau-Programm angekündigt. Bis 2029 sollen rund 1.900 zusätzliche Stellen gestrichen werden. Hinzu kommt das Auslaufen befristeter Verträge von etwa 2.000 Beschäftigten an den Kernstandorten Stuttgart‑Zuffenhausen und Weissach. Insgesamt entspricht das einer geplanten Reduktion der Belegschaft an diesen Standorten um etwa 15 Prozent.

Vor diesem Hintergrund setzt die aktuelle Warnung des Betriebsrats eine neue Dimension: Bezogen auf rund 37.000 Beschäftigte in Deutschland würde eine Gefährdung jedes vierten Arbeitsplatzes potenziell rund 9.000 Stellen betreffen – deutlich mehr, als bislang offiziell hinterlegt.

Geschäft unter massivem Druck

Die Konflikte um Jobs und Standorte sind eng mit der operativen Lage verknüpft. 2025 ist für Porsche ein Übergangsjahr mit außergewöhnlichen Belastungen aus der strategischen Neuausrichtung.

Die Bilanz nach den ersten neun Monaten 2025 zeigt, wie stark die Profitabilität unter Druck geraten ist:

  • Umsatz (9 Monate): 26,86 Mrd. Euro (‑6,0 % ggü. Vorjahr)
  • Operatives Ergebnis: 40 Mio. Euro (Vorjahr: 4,035 Mrd. Euro)
  • Operative Umsatzrendite: 0,2 % (Vorjahr: 14,1 %)
  • Auslieferungen: 212.509 Fahrzeuge (‑6,0 %)

Damit ist der operative Gewinn nahezu vollständig weggebrochen. Hauptgrund sind außerordentliche Aufwendungen von insgesamt rund 3,1 Mrd. Euro, die für das Gesamtjahr 2025 erwartet werden. Sie hängen unmittelbar mit der strategischen Neuausrichtung zusammen und umfassen unter anderem:

  • Verschiebung der neuen Elektrofahrzeug-Plattform in die 2030er Jahre
  • Wertminderungen auf aktivierte Entwicklungskosten von bis zu 1,8 Mrd. Euro
  • Restrukturierung der Batterieaktivitäten
  • Belastungen durch US-Importzölle

Die operative Marge, lange ein Aushängeschild des Unternehmens, liegt damit vorübergehend nahe der Nulllinie. Kein Wunder also, dass Kostensenkungsprogramme und Standortfragen im Zentrum der internen Debatte stehen.

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China-Schwäche und angepasste E-Strategie

Besonders deutlich zeigt sich der Druck im China-Geschäft. Die Auslieferungen dort sanken im ersten Halbjahr 2025 um 28 Prozent und fielen auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren zurück. Für einen Hersteller, der lange stark auf den chinesischen Luxusmarkt gesetzt hat, ist das ein harter Einschnitt.

Gleichzeitig hat Porsche seine Elektrostrategie neu justiert. Die ursprünglich anvisierte BEV-Quote von 80 Prozent bis 2030 wurde aufgegeben. Statt eines klaren Vollstrom-Ziels setzt das Unternehmen nun auf eine flexible Antriebsstrategie mit Verbrennern, Plug‑in‑Hybriden und Elektrofahrzeugen. Das eröffnet Spielräume angesichts unsicherer Nachfrage, verlangt aber hohe Entwicklungsaufwendungen in mehreren Technologiepfaden parallel.

Diese Kombination aus schwächerer Nachfrage in einem Kernmarkt, strategischer Neuorientierung bei den Antrieben und geopolitischen Belastungen durch Zölle auf US-Importe verschärft die Lage zusätzlich.

Führungswechsel in schwieriger Phase

Zum 1. Januar 2026 steht ein Wechsel an der Unternehmensspitze an. Dr. Michael Leiters wird neuer CEO und löst Dr. Oliver Blume ab, der sich künftig vollständig auf die Rolle als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns konzentriert.

Leiters übernimmt damit ein Unternehmen, das gleichzeitig seine Kostenstruktur umbaut, strategische Projekte neu priorisiert und mit deutlichen Ergebnisrückgängen fertig werden muss. Die Ausgestaltung des Restrukturierungskurses – insbesondere mit Blick auf Standorte und Beschäftigung – wird damit zu einem der ersten großen Tests seiner Amtszeit.

Kennzahlen, Prognose und Kursbild

Für das Gesamtjahr 2025 rechnet Porsche mit folgenden Eckdaten:

  • Umsatz: 37–38 Mrd. Euro
  • Operative Umsatzrendite: 0–2 %
  • Automotive Net Cash Flow Marge: 3–5 %
  • BEV-Anteil an den Auslieferungen: 20–22 %

Die erwarteten Margen liegen damit deutlich unter dem Niveau früherer Jahre. Gleichzeitig soll ab 2026 eine spürbare Verbesserung der Finanzkennzahlen erreicht werden, wenn die Einmaleffekte auslaufen und Effekte der Neuausrichtung greifen.

An der Börse spiegelt sich der Vertrauensverlust bereits länger wider. Heute liegt der Kurs bei 46,69 Euro. Seit Jahresbeginn ergibt sich damit ein Rückgang von rund 19,6 Prozent, auf Sicht von zwölf Monaten beträgt das Minus gut 23 Prozent. Der Abstand zum 52‑Wochen‑Hoch von 63,06 Euro summiert sich auf knapp 26 Prozent.

Einige technische Kennzahlen zeigen zwar eine Stabilisierung über wichtigen Durchschnitten – der Kurs liegt rund 4,5 Prozent über der 200‑Tage-Linie von 44,70 Euro –, gleichzeitig signalisiert ein 14‑Tage‑RSI von 35,2 aber, dass der Titel weiter in der Nähe eines überverkauften Bereichs pendelt.

Einordnung und Ausblick

Die Warnung des Gesamtbetriebsrats, die deutlichen Ergebnisbelastungen und die strategische Neujustierung verdichten sich zu einem klaren Bild: Porsche befindet sich in einer der anspruchsvollsten Phasen seit dem Börsengang. Die Aktie hat seit 2022 rund 45 Prozent an Wert verloren und liegt deutlich unter dem IPO-Preis von 82,50 Euro.

Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, ob es gelingt, drei Punkte miteinander zu verbinden: einen tragfähigen Kompromiss bei Jobs und Standorten, eine nachhaltige Rückkehr zu zweistelligen Margen ab 2026 und eine klare Positionierung im Premiumsegment zwischen Verbrenner, Hybrid und Elektro. Die kommenden Quartalszahlen und die ersten Weichenstellungen unter dem neuen CEO werden zeigen, ob der eingeschlagene Restrukturierungskurs ausreicht, um das Unternehmen wieder auf einen stabil profitablen Pfad zu führen.

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