Ein Analystenupgrade, ein milliardenschweres Sparprogramm und ein Titel am 52‑Wochen-Hoch: Bei Lufthansa verdichten sich die Signale, dass der angekündigte Turnaround Konturen annimmt. Doch wie viel Luft nach oben sehen professionelle Beobachter tatsächlich noch?

Am Freitag schloss die Aktie bei 8,48 Euro und markierte damit ein neues 52‑Wochen-Hoch. Seit Jahresanfang steht ein Plus von rund 38 Prozent zu Buche – der Markt preist die jüngste Nachrichtenlage also sichtbar ein.

Kepler Cheuvreux wird optimistischer

Auslöser des Kurssprungs waren neue Einstufungen von Kepler Cheuvreux. Das Analysehaus hob seine Empfehlung von „Hold“ auf „Buy“ an und erhöhte das Kursziel deutlich von 7,50 auf 11,00 Euro. Die Analysten sprechen von einem „zunehmend attraktiven Risiko-Ertrags-Profil“ und einem Aufwärtspotenzial, das „schwer zu ignorieren“ sei.

Im Zentrum der positiven Einschätzung steht das laufende Turnaround-Programm bei Lufthansa Airlines. Bis 2028 sollen rund 2,5 Milliarden Euro an Effekten gehoben werden, vor allem durch Kostensenkungen und operative Verbesserungen. Etwa 60 Prozent der Maßnahmen sollen bereits im kommenden Jahr umgesetzt sein.

CEO Jens Ritter hatte im November betont, dass die Ziele für das laufende Jahr erreicht würden und der Weg „zurück in die Profitabilität“ eingeschlagen sei. Dieser Fortschritt ist ein wesentlicher Grund, warum Kepler das Chance-Risiko-Profil nun deutlich freundlicher bewertet.

Rückenwindfaktoren für 2026

Neben dem internen Umbau verweisen die Analysten auf mehrere externe Faktoren, die das Umfeld in den kommenden Jahren stützen könnten:

  • US-Konjunktur: Eine Erholung in Nordamerika würde das für Lufthansa wichtige Transatlantikgeschäft stärken.
  • Russischer Luftraum: Eine mögliche Wiederöffnung könnte teure Umwege reduzieren und Margen verbessern.
  • Knappes Angebot: Begrenzte Flugzeuglieferungen halten die Kapazitäten im Markt niedrig und können Preise stützen.
  • Kerosinkosten: Kepler hält die Markterwartungen für Treibstoffkosten für zu hoch und sieht hier Spielraum nach unten.

In Summe sehen die Analysten damit ein Umfeld, das den internen Turnaround zusätzlich absichern könnte.

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Risiken bleiben im Hintergrund präsent

Trotz des freundlichen Tons bleibt Kepler Cheuvreux nicht blind für die Herausforderungen. Genannt werden insbesondere:

  • anhaltender Druck aus Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften
  • intensiver Wettbewerb, vor allem durch Airlines aus dem Nahen Osten
  • eine komplexe Konzernstruktur mit mehreren Marken
  • operative Risiken und Lieferkettenprobleme, etwa bei Boeing-Flugzeugen

Diese Punkte begrenzen aus Sicht der Analysten das Risiko, dass die Story als Selbstläufer missverstanden wird.

Branchenvergleich und Bewertung

Im Branchenkontext hat Lufthansa noch Aufholpotenzial. Während die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um rund 23 Prozent zulegte, kamen Wettbewerber wie IAG oder Air France-KLM im gleichen Zeitraum auf Zuwächse von mehr als 37 Prozent. Die Kernmarke Lufthansa Airlines galt lange als „Problemkind“ im europäischen Airline-Sektor – genau hier soll das Turnaround-Programm ansetzen.

Bewertungsseitig wirkt der Titel moderat eingepreist:
- Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2025: etwa 6
- erwartete Dividendenrendite: knapp 4 Prozent
- Marktkapitalisierung: rund 9,7 Milliarden Euro

Operativ erzielte der Konzern im dritten Quartal 2025 einen Gewinn (EBIT) von 1,3 Milliarden Euro und bestätigte den Ausblick auf einen deutlichen Ergebnisanstieg im Gesamtjahr. Das aktuelle Kursniveau liegt rund 16 Prozent über dem 200‑Tage-Durchschnitt von 7,33 Euro, was den mittelfristigen Aufwärtstrend unterstreicht. Ein RSI von 45,2 deutet zugleich nicht auf eine überkaufte Situation hin.

Managementwechsel bei den Töchtern

Parallel zur positiven Analystenstimme meldete die Gruppe auch Veränderungen im Management der Tochtergesellschaften. Zum 1. Februar 2026 übernimmt Max Kownatzki, bisher CEO von SunExpress, die Führung von Eurowings. Er folgt auf Jens Bischof, der nach mehr als fünf Jahren an der Spitze der Low-Cost-Tochter zum Jahresende ausscheidet.

SunExpress selbst erhält mit Marcus Schnabel einen neuen Chef. Er war bislang für die Bodenoperationen am Münchner Hub verantwortlich. Die Personalien zeigen, dass der Konzern sein Führungsteam im Segment der touristischen und günstigen Angebote neu ausrichtet – einem Bereich, der für Auslastung und Margen zunehmend wichtig ist.

Ausblick: Turnaround auf dem Prüfstand

Die Aktie notiert aktuell exakt auf ihrem 52‑Wochen-Hoch von 8,48 Euro und rund 10 Prozent über dem 50‑Tage-Durchschnitt. Die starke Performance im Jahresverlauf spiegelt die wachsende Zuversicht in den Turnaround und das freundliche Branchenumfeld wider.

Spätestens mit der Vorlage der Jahreszahlen 2025 im März 2026 wird sich zeigen, wie weit der interne Umbau tatsächlich fortgeschritten ist und ob die anvisierten Effekte aus dem Sparprogramm im Ergebnis ankommen. Zusätzlich rücken die weitere Umsetzung des Turnaround-Plans sowie die Integration der italienischen ITA Airways in den Fokus – beides Themen, die darüber entscheiden dürften, ob das von Kepler Cheuvreux skizzierte Kurspotenzial von 11 Euro erreichbar bleibt.

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