Intel Aktie: Foundry unter Druck
Intel gerät mit seiner Foundry-Strategie erneut in die Defensive. Aus Kreisen der Branche wird berichtet, dass Nvidia Tests mit Intels wichtigem 18A-Fertigungsprozess abgebrochen hat. Damit rücken zentrale Fragen in den Fokus: Wie überzeugend ist Intels Technologiekurs wirklich – und reicht die aktuelle Dynamik aus, um große Kunden von etablierten Anbietern wie TSMC loszueisen?
Nvidia zieht sich von 18A zurück
Am 24. Dezember wurde bekannt, dass Nvidia Intels 18A-Prozess zwar geprüft, dann aber auf weitergehende Tests verzichtet hat. Zuvor hatte bereits Broadcom ähnliche Versuche unternommen. Intel selbst betont, die 18A-Technologien kämen „gut voran“, äußerte sich aber nicht dazu, warum Nvidia den nächsten Schritt ablehnt.
Brisant ist das vor allem vor dem Hintergrund der im September 2025 verkündeten Partnerschaft zwischen beiden Konzernen. Vereinbart wurden damals unter anderem:
- Entwicklung maßgeschneiderter x86-CPUs von Intel für Nvidias KI-Infrastruktur
- gemeinsame x86-System-on-Chips mit integrierten Nvidia-RTX-GPU-Chiplets
- eine Nvidia-Beteiligung über 5 Milliarden US-Dollar an Intel-Aktien zu 23,28 US-Dollar je Anteil
Wichtig: Die Beteiligung Nvidias war von Anfang an nicht mit einer Verpflichtung verbunden, Intels Foundry-Dienste zu nutzen. Der nun bekannt gewordene Stopp der 18A-Tests unterstreicht diesen Vorbehalt.
18A als Kern der Turnaround-Strategie
18A ist das Herzstück von Intels geplanter Fertigungswende. Der Prozess soll im Vergleich zu „Intel 3“ bis zu 15 % mehr Leistung pro Watt und rund 30 % höhere Transistordichte liefern. Technisch setzt Intel dabei auf zwei zentrale Neuerungen:
- PowerVia: Stromversorgung über die Rückseite des Chips (Backside Power Delivery)
- RibbonFET: Gate-all-around-Transistorarchitektur der nächsten Generation
Bislang ist Intel jedoch der einzige große Kunde für 18A. Der PC-Prozessor Panther Lake, dessen Marktstart für Januar 2026 vorgesehen ist, wird das erste große Produkt auf Basis dieses Nodes. Auch der Serverchip Clearwater Forest dient als Demonstrator für 18A-Fähigkeiten.
Das strukturelle Problem bleibt: Intel Foundry muss Designer davon überzeugen, Fertigungskapazitäten von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) abzuziehen. TSMC hält rund 72 % Marktanteil im Foundry-Geschäft und steigerte seinen Umsatz im dritten Quartal 2025 um 41 %. Etablierte Ausbeuten („Yields“) und verlässliche Kapazitäten machen einen Wechsel für viele Kunden zu einem erheblichen Risiko.
Vor diesem Hintergrund wirkt Nvidias Abkehr von weiteren 18A-Tests wie ein Rückschlag in einem ohnehin zähen Überzeugungsprozess.
Apple als Gegengewicht – mit Einschränkungen
Für etwas Balance sorgt eine potenzielle Zusammenarbeit mit Apple. Analyst Adam Crisafulli (Vital Knowledge) verweist auf positive Schlagzeilen zu einer Einigung, nach der Intel bestimmte Apple-Chips fertigen soll. Gleichzeitig bezweifelt er, dass allein diese Beziehung die Foundry-Initiative wirtschaftlich tragen kann.
Der bekannte Lieferketten-Analyst Ming-Chi Kuo erwartet, dass Intel ab Mitte 2027 Apples niedrigste Leistungsstufen der M‑Serie mit dem 18A-Prozess ausliefern könnte. Das wäre ein klarer Prestige-Erfolg für Intel Foundry. Allerdings wären die Volumina nach dieser Einschätzung eher begrenzt – insbesondere im Vergleich zu den Stückzahlen, die führende KI-Chip-Anbieter nachfragen.
Starke Kursbilanz 2025 trotz Gegenwind
An der Börse hat Intel 2025 bisher deutlich Boden gutgemacht. Auf Jahressicht liegt die Aktie aktuell rund 56 % im Plus, obwohl der Titel in den vergangenen Wochen etwas vom Hoch abgekommen ist: Gestern schloss die Aktie bei 30,83 Euro und notiert damit deutlich unter ihrem 52‑Wochen-Hoch, liegt aber klar über dem Tief des Jahres.
Die Erholung folgt auf das schlechteste Jahr der Unternehmensgeschichte: 2024 brach der Aktienkurs um etwa 60 % ein. Getrieben wird der Turnaround durch mehrere Faktoren:
- Der US-Staat hat im Rahmen des CHIPS Act eine Beteiligung von 10 % im Wert von 8,9 Milliarden US-Dollar übernommen.
- SoftBank stieg im August 2025 mit 2 Milliarden US-Dollar ein.
- Nvidia investierte im September 2025 zusätzlich 5 Milliarden US-Dollar in Intel-Aktien.
- Mit Lip-Bu Tan steht seit März 2025 ein neuer CEO an der Spitze.
Operativ zeigte Intel im dritten Quartal 2025 eine deutliche Verbesserung: Die Non-GAAP-Bruttomarge stieg auf 40 % und damit von 18 % im Vorjahr. Der Umsatz lag mit 13,7 Milliarden US-Dollar über den Erwartungen der Analysten.
Harte Konkurrenz im Produkt- und Foundry-Geschäft
Trotz der Fortschritte bleibt das Umfeld anspruchsvoll. Im Produktgeschäft stehen AMD und Nvidia in ihren Segmenten klar vorn. In der Auftragsfertigung dominiert TSMC weiterhin die Oberklasse der Chipproduktion.
Der Teststopp bei 18A macht deutlich, wie hoch die Hürden für Intel sind, um als Foundry-Alternative wahrgenommen zu werden. Wettbewerber sichern das High-End-Geschäft fast vollständig ab, während Intel seine Prozessreife und Stabilität erst noch über größere Volumina unter Beweis stellen muss. Bisherige Vereinbarungen mit Kunden wie Microsoft und Amazon bewegen sich im Vergleich zu den Zielgrößen eher im kleineren Rahmen.
Gleichzeitig arbeitet Intel bereits am nächsten Technologieschritt: 14A. Dieser Node soll ab 2028 in die Volumenfertigung gehen und könnte für den langfristigen Erfolg der Foundry-Sparte wichtiger werden als 18A. Erste Rückmeldungen von Entwicklungspartnern fallen laut Berichten positiv aus; der Prozess wird von Kennern als tatsächlich wettbewerbsfähig eingestuft.
Fazit: Bewährungsprobe für Intels Foundry-Versprechen
Die Kombination aus stark performender Aktie, massiver staatlicher und privater Unterstützung und operativem Turnaround steht einem strukturell schwierigen Markt gegenüber. Nvidias Rückzug von 18A-Tests zeigt, dass Vertrauen in Intels Fertigung noch nicht breit genug verankert ist. Entscheidend wird, ob Intel in den kommenden Jahren mit realen Großaufträgen – etwa über Apple hinaus und insbesondere mit 14A ab 2028 – belegen kann, dass die neue Foundry-Strategie technologisch und wirtschaftlich trägt.
Intel-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Intel-Analyse vom 25. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Intel-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Intel-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 25. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Intel: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...








