Hims & Hers Aktie: Regulierung vs. Wachstum
Hims & Hers steht an einem Wendepunkt: In den USA droht ein neues Gesetz das lukrative Geschäft mit zusammengesetzten GLP‑1‑Medikamenten einzuschränken, während das Unternehmen parallel seine internationale Expansion beschleunigt. Der Konflikt zwischen regulatorischem Gegenwind und starkem Wachstumspotenzial prägt aktuell die Story. Entscheidend wird, wie stark die Abhängigkeit vom GLP‑1‑Geschäft die Bewertung beeinflusst.
SAFE Drugs Act setzt GLP‑1-Geschäft unter Druck
Auslöser der jüngsten Sorgen ist der parteiübergreifende Gesetzentwurf „Safeguarding Americans from Fraudulent and Experimental (SAFE) Drugs Act of 2025“, den US-Abgeordnete am 10. Dezember eingebracht haben. Der Entwurf zielt direkt auf Anbieter ab, die zusammengesetzte Versionen von bereits von der FDA zugelassenen Medikamenten herstellen – darunter die stark nachgefragten GLP‑1‑Präparate zur Gewichtsreduktion und Diabetesbehandlung.
Für Hims & Hers ist das heikel: Compounded GLP‑1‑Lösungen gehören zu den wichtigsten Wachstumstreibern der Plattform. Wird der Zugang hier deutlich eingeschränkt, könnte ein zentraler Teil des dynamischen Umsatzwachstums ausgebremst werden.
Kernelemente des SAFE Drugs Act
Der Gesetzentwurf sieht mehrere Maßnahmen vor, die das Geschäftsmodell im GLP‑1‑Bereich direkt berühren:
- Eine klare gesetzliche Definition von „essentially a copy“, um massenhaftes Compounding nicht zugelassener Kopien von FDA‑Medikamenten zu unterbinden
- Meldepflichten an die FDA für Apotheken, die mehr als 20 verschreibungspflichtige Präparate über Bundesstaatsgrenzen hinweg versenden
- Reaktion auf Sicherheitsbedenken, nachdem die American Diabetes Association vom Einsatz zusammengesetzter GLP‑1‑Mittel abgeraten hat
Hinzu kommt: Die FDA hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 1.000 Berichte über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit compounded GLP‑1‑Produkten erhalten, unter anderem wegen Dosierungsfehlern und fragwürdigen Inhaltsstoffen. Davon profitieren die originären Hersteller: Am Tag der Gesetzesvorstellung legten Novo Nordisk und Eli Lilly spürbar zu, während Hims & Hers unter Verkaufsdruck geriet.
Charttechnisch spiegelt sich die Verunsicherung in einem deutlichen Rücksetzer wider: Mit einem Schlusskurs von 31,48 Euro am Freitag liegt die Aktie inzwischen über 50 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch, obwohl sie seit Jahresbeginn noch deutlich im Plus ist. Der Abstand zu den gleitenden Durchschnitten zeigt, dass der Titel kurzfristig klar unter seinem jüngsten Trendniveau notiert.
Expansion in UK und Kanada
Trotz des regulatorischen Gegenwinds in den USA setzt Hims & Hers seine internationale Wachstumsstrategie konsequent fort – ebenfalls mit Schwerpunkt auf dem Gewichtsmanagement.
Am 10. Dezember hat das Unternehmen sein umfassendes Weight‑Loss‑Programm in Großbritannien gestartet. Damit wird die Marke „Hers“ erstmals im britischen Markt eingeführt und zielt dort speziell auf Frauen ab. Das Programm kombiniert klinisch erprobte Behandlungen wie GLP‑1‑Therapien mit Unterstützung bei Ernährung und Bewegung.
Bereits am 4. Dezember ist Hims & Hers mit der Übernahme des kanadischen Digital-Health-Anbieters Livewell offiziell in Kanada eingetreten. Livewell fokussiert sich ebenfalls auf Gewichtsreduktion. Die Plattform soll als Basis für den Start eines eigenen, umfassenden Gewichtsprogramms im kommenden Jahr dienen – zeitlich abgestimmt auf die erwartete erste Verfügbarkeit generischer Semaglutid‑Produkte in Kanada. Mit einem hohen Anteil übergewichtiger oder adipöser Erwachsener bietet der Markt laut Unternehmensangaben erhebliches Wachstumspotenzial.
Für die Führung des Geschäfts in Kanada wurde Austin Kouri als General Manager eingesetzt, flankiert von Dr. Sandy Van als Chief Medical Officer. Damit schafft Hims & Hers lokale Strukturen, um das Modell aus den USA in einen neuen Gesundheitsmarkt zu übertragen.
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Zukauf von YourBio: Technologie für die Plattform
Neben geografischer Expansion baut das Unternehmen auch seine technologische Basis aus. Am 3. Dezember kündigte Hims & Hers die Übernahme von YourBio Health an, einem Spezialisten für fortschrittliche, nahezu schmerzfreie Blutabnahmeverfahren mittels Mikro‑Nadeltechnologie.
Die Transaktion erfolgt vollständig in bar aus der eigenen Bilanz und soll – vorbehaltlich der Genehmigungen – Anfang 2026 abgeschlossen werden. Strategisch geht es darum, die bestehende Telehealth‑ und Wellness‑Plattform mit eigener Diagnostik-Technologie zu verknüpfen. Das könnte mittel- bis langfristig zusätzliche Services ermöglichen, zum Beispiel bessere Verlaufskontrollen oder personalisierte Anpassungen von Therapien innerhalb der Plattform.
Starke Zahlen, gemischte Analystenstimmen
Operativ liefert Hims & Hers bislang ab. Im dritten Quartal 2025 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 599 Mio. US‑Dollar, ein Wachstum von 49 % gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn lag bei 15,8 Mio. Dollar, das bereinigte EBITDA bei 78,4 Mio. Dollar. Die Zahl der Abonnenten stieg auf fast 2,5 Millionen – ein Plus von 21 % im Jahresvergleich. Für das Gesamtjahr 2025 peilt das Management Erlöse zwischen 2,335 und 2,355 Mrd. Dollar an.
Parallel laufen Gespräche mit Novo Nordisk über mögliche Kooperationen, etwa im Bereich GLP‑1‑Therapien. Noch gibt es jedoch keine verbindlichen Vereinbarungen. Je nach Ausgang dieser Verhandlungen könnte sich das Risiko-Profil des GLP‑1‑Geschäfts spürbar verändern.
Trotz der starken Wachstumsraten ist das Analystenbild keineswegs einheitlich. Zwar liegt der Konsens bei „Buy“ mit einem durchschnittlichen Kursziel von rund 44,36 Dollar, doch die Spanne der Schätzungen ist breit: Sie reicht von 10 bis 85 Dollar. Das zeigt, wie unterschiedlich die Risiken rund um die Regulierung und das Geschäftsmodell eingeschätzt werden. Bank of America Securities etwa bleibt mit einem Kursziel von 32 Dollar bei „Underperform“, während BTIG mit einem Ziel von 85 Dollar klar optimistisch ist.
Ausblick: Regulierung als Taktgeber
Die nächsten Monate dürften vor allem vom weiteren Verlauf des SAFE Drugs Act und der Haltung der US‑Regulierer gegenüber compounded GLP‑1‑Präparaten geprägt sein. Je nachdem, wie streng die endgültigen Regelungen ausfallen, könnte das Geschäft mit diesen Produkten in den USA stark begrenzt oder zumindest deutlich komplizierter werden.
Gleichzeitig arbeitet das Management daran, das Profil breiter aufzustellen: Die Integration von Livewell und YourBio, der Start des Weight‑Loss‑Programms in Großbritannien sowie der geplante Markteintritt mit einem umfassenden Angebot in Kanada sollen zusätzliche Umsatzquellen erschließen und die Abhängigkeit vom US‑Markt verringern. Spätestens mit den Zahlen zum vierten Quartal 2025, die Anfang 2026 erwartet werden, wird klarer, wie stabil das Wachstum im Kerngeschäft bleibt und welchen Beitrag die neuen Märkte und Akquisitionen leisten.
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