Evonik ringt weiter um Stabilität: Nach einem Rutsch auf ein neues Mehrjahrestief meldet der Spezialchemiekonzern ein Governance-Update, das vor allem institutionelle Investoren genau lesen dürften. Im Zentrum steht eine mögliche Überschreitung der üblichen Grenzen für Vorstandsabfindungen. Parallel versucht die Aktie, sich technisch vom Tief zu lösen – bislang mit begrenztem Erfolg.

Abweichung vom Governance-Kodex

Am späten Freitag hat Evonik eine aktualisierte Entsprechenserklärung zum Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) für 2025 veröffentlicht. Der Kernpunkt: eine explizit erklärte Abweichung von Empfehlung G.13 Satz 1.

Konkret geht es um Vereinbarungen mit Vorstandsmitglied Frau Schuh. Laut Unternehmen wurden Zahlungen vereinbart, deren Höhe von variablen Vergütungsbestandteilen und deren Zielerreichung abhängt. Die exakte Summe lässt sich derzeit noch nicht bestimmen.

Brisant ist der Hinweis, dass diese Zahlungen unter Umständen den Wert von zwei Jahresvergütungen überschreiten könnten. Genau an dieser Stelle weicht Evonik vorsorglich vom Kodex ab, der regulär eine Begrenzung solcher Leistungen vorsieht. Vorstand und Aufsichtsrat haben diese Abweichung ausdrücklich erklärt.

Für viele institutionelle Anleger ist das mehr als eine Formalie. Governance-Strukturen und Vergütungslogik fließen zunehmend in ESG-Bewertungen ein. Eine transparente Offenlegung solcher Sonderfälle ist daher zentral, auch wenn sie keine unmittelbare Kursreaktion auslöst.

Technische Lage bleibt fragil

Charttechnisch sendet die Evonik-Aktie zarte Stabilisierungssignale, das große Bild bleibt jedoch schwach. Am Freitag ging der Titel bei 13,29 Euro aus dem Handel. Damit liegt der Kurs nur knapp über dem jüngst markierten 52‑Wochen-Tief von 12,83 Euro vom 3. Dezember.

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Auf Sicht von zwölf Monaten steht ein Minus von rund 25 Prozent zu Buche, seit Jahresbeginn sind es gut 20 Prozent. Vom 52‑Wochen-Hoch bei 22,26 Euro trennen die Aktie aktuell rund 40 Prozent – ein deutlicher Hinweis auf einen intakten Abwärtstrend.

Wichtige technische Eckpunkte:

  • Schlusskurs Freitag: 13,29 Euro
  • 52‑Wochen-Tief: 12,83 Euro (Abstand: ca. +3,6 %)
  • 52‑Wochen-Hoch: 22,26 Euro (Abstand: ca. –40 %)
  • 50‑Tage-Durchschnitt: 13,85 Euro (Kurs darunter)
  • 200‑Tage-Durchschnitt: 17,03 Euro (Kurs deutlich darunter)
  • RSI (14 Tage): 15,8 (stark überverkauft)

Der Abstand zur 200‑Tage-Linie beträgt knapp 22 Prozent. Solange diese Distanz nicht merklich schrumpft, bleibt die übergeordnete Trendrichtung klar negativ. Der sehr niedrige RSI deutet allerdings darauf hin, dass die Aktie kurzfristig stark überverkauft ist – technische Gegenbewegungen sind in solchen Phasen nicht ungewöhnlich.

Relevante Faktoren für Anleger

Die Kombination aus struktureller Schwäche im Kursbild und sensiblen Governance-Themen prägt derzeit das Bild bei Evonik. Operative Impulse oder neue Wachstumstreiber werden im vorliegenden Kontext nicht genannt, der Fokus liegt klar auf den internen Rahmenbedingungen und der Markttechnik.

Wesentliche Punkte im Überblick:

  • Governance-Abweichung von DCGK-Empfehlung G.13 wegen möglicher Zahlungen an ein Vorstandsmitglied über zwei Jahresvergütungen hinaus
  • Transparente Offenlegung durch Vorstand und Aufsichtsrat als Signal an ESG-orientierte Investoren
  • Kursverlauf weiter schwach, trotz kleiner technischer Erholung vom Tief
  • Langfristiger Abwärtstrend intakt, alle wesentlichen gleitenden Durchschnitte liegen über dem aktuellen Kurs
  • Sehr niedriger RSI spricht kurzfristig für ein angeschlagenes, aber potenziell reaktionsbereites Setup

Die Governance-Meldung selbst dürfte fundamental keine unmittelbare Wende bringen, sie verstärkt aber den Eindruck, dass der Konzern in einer anspruchsvollen Phase auch bei internen Themen genau beobachtet wird.

Fazit: Entscheidende Marken klar definiert

Aus Marktsicht steht Evonik aktuell an einer sensiblen Zone: Das 52‑Wochen-Tief bei 12,83 Euro bildet eine zentrale Unterstützung, während auf der Oberseite zunächst der Bereich um den 50‑Tage-Durchschnitt bei 13,85 Euro als erste Hürde fungiert. Gelingt in den kommenden Wochen ein stabiler Abstand zum Tief und ein Anlauf auf diese Marke, wäre das ein erstes Zeichen für eine Entspannung im stark belasteten Chartbild. Bleibt der Kurs hingegen in der Nähe des Jahrestiefs und unter den wichtigen Durchschnitten, bestätigt dies den bestehenden Abwärtstrend – Governance-Themen wie die aktuelle Abweichung vom Kodex bleiben dann nur ein weiterer Baustein in einem ohnehin schwierigen Gesamtbild.

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