Die Commerzbank spannt gleich zwei Bögen: ein abgeschlossenes Aktienrückkaufprogramm in Milliardenhöhe und ein offener Übernahmekonflikt mit UniCredit. Beides greift ineinander – Kapitalrückgabe an die Aktionäre auf der einen Seite, der klare Wille zur Eigenständigkeit auf der anderen. Wie robust steht die Aktie nach diesem Doppelimpuls da?

Großes Rückkaufprogramm abgeschlossen

Die Bank hat ihr bisher größtes Aktienrückkaufprogramm erfolgreich beendet. Am 17. Dezember 2025 lief die fünfte Tranche aus, damit ist das Gesamtvolumen von rund 1 Milliarde Euro vollständig investiert.

Die zentralen Eckdaten des Rückkaufs:

  • Gesamtvolumen: rund 1 Milliarde Euro
  • Zurückgekaufte Aktien: 30.972.690 Stück
  • Anteil am Grundkapital: 2,75 %
  • Durchschnittspreis: 32,28 Euro je Aktie

Mit diesem Schritt verknappt das Institut das frei handelbare Aktienangebot. Rechnerisch steigt damit der Gewinn je Aktie, da sich das Nettoergebnis auf weniger Anteile verteilt. Zudem liegt der durchschnittliche Rückkaufpreis spürbar unter dem aktuellen Kursniveau: Gestern schloss die Aktie bei 35,29 Euro, der Rückkauf erfolgte im Schnitt also günstiger, als der Markt heute bewertet.

Das Management ordnet den Rückkauf klar in eine breitere Ausschüttungsstrategie ein. Finanzvorstand Carsten Schmitt und CEO Bettina Orlopp haben bekräftigt, dass für 2025 geplant ist, 100 Prozent des Nettoergebnisses – vor Restrukturierungskosten und nach AT1-Zinszahlungen – an die Anteilseigner auszuschütten. Der Rückkauf ist damit kein isolierter Schritt, sondern Teil einer offensiven Kapitalrückgabe an die Eigentümer.

Übernahmedruck durch UniCredit

Parallel zu dieser Kapitalmaßnahme läuft der Konflikt mit UniCredit weiter. Die italienische Großbank hat Übernahmeambitionen, die das Umfeld der Commerzbank seit Monaten prägen. In einem aktuellen Interview bezog Bettina Orlopp nun deutlicher Stellung.

Sie stellt Vorstand und Belegschaft auf einen „sehr langen Kampf“ ein. Eine schnelle Einigung oder ein rascher Durchbruch in den Verhandlungen ist nach ihren Worten nicht zu erwarten. Der Status quo dürfte vorerst bestehen bleiben – nicht zuletzt, weil die Bundesregierung als wichtiger Aktionär politisch bremst und die Übernahmepläne aus Mailand kritisch sieht.

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Orlopp betont zugleich die Stabilität des operativen Geschäfts. Kundenbeziehungen seien trotz der öffentlichen Diskussion intakt, die Loyalität hoch. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit sieht sie gestützt, obwohl – oder gerade weil – das Haus unter externer Beobachtung steht. Die Botschaft an den Kapitalmarkt: Das Tagesgeschäft läuft weiter, die Bank versteht sich nicht als Übernahmekandidat im Wartestand.

Bemerkenswert ist zudem, dass sich die Commerzbank die Option eigener Akquisitionen offenhält. Durch gezielte Zukäufe könnte sie ihre Marktposition ausbauen und sich gleichzeitig strukturell weniger angreifbar für eine Übernahme machen.

Kursentwicklung und Bewertung

Die Aktie hat in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt. Auf Sicht von 30 Tagen steht ein Plus von rund 11 Prozent, auf Jahressicht sind es über 127 Prozent. Damit spiegelt der Kurs sowohl die verbesserte Ertragslage als auch die Fantasie rund um mögliche M&A-Szenarien wider.

Im Detail:

  • Schlusskurs gestern: 35,29 Euro
  • 52-Wochen-Hoch: 37,75 Euro (Abstand rund -6,5 %)
  • 52-Wochen-Tief: 15,28 Euro (Abstand rund +131 %)
  • Seit Jahresanfang: +127,82 %

Charttechnisch notiert die Aktie über wichtigen Durchschnittslinien: Der aktuelle Kurs liegt etwa 7 Prozent über dem 50-Tage-Durchschnitt von 32,92 Euro und knapp 19 Prozent über dem 200-Tage-Durchschnitt von 29,71 Euro. Der 14-Tage-RSI von 45,6 signalisiert dabei keinen überhitzten Markt, sondern eher eine neutrale Situation nach einer starken Aufwärtsbewegung. Die annualisierte 30-Tage-Volatilität von knapp 28 Prozent deutet auf ein spürbares, aber nicht extremes Schwankungsniveau hin.

Der durchschnittliche Rückkaufpreis von 32,28 Euro je Aktie zeigt, dass das Management die eigenen Anteile unter dem heutigen Marktwert eingesammelt hat. Aus Finanzsicht ist das ein Signal, dass man die damalige Bewertung für attraktiv hielt. In Bewertungsmodellen auf Basis abgezinster Cashflows werden teils noch höhere faire Werte diskutiert; die Spannen fallen jedoch breit aus, da Unsicherheit und Fantasie rund um mögliche Transaktionen eine große Rolle spielen.

Fazit: Doppelter Impuls für die Aktie

Rückkaufprogramm und Übernahmekampf wirken derzeit gemeinsam auf den Kurs. Die Verknappung des Angebots durch den Rückkauf stützt die Bewertung, während die anhaltende M&A-Fantasie zusätzlich Spielraum nach oben eröffnet – auch wenn Orlopp mit ihrer Erwartung eines langen Prozesses kurzfristige Spekulation auf eine schnelle UniCredit-Lösung dämpft.

Für die nächsten Monate rückt nun die angekündigte Vollausschüttung des Nettoergebnisses 2025 in den Vordergrund. Entscheidend wird sein, ob die Commerzbank diese Ausschüttungspolitik wie geplant umsetzt und gleichzeitig ihre strategische Linie im Übernahmekoker klar hält. Gelingt beides, bleibt der aktuelle Bewertungsaufschlag durch Kapitalrückgabe und Eigenständigkeitskurs fundiert.

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