Ein abgeschlossenes Milliarden-Rückkaufprogramm, ein klarer Abwehrkurs gegen UniCredit und ein Kurs nahe am Jahreshoch: Die Commerzbank geht mit Rückenwind ins Jahresende. Im Zentrum steht die Frage, ob das Management den Wert der Bank aus eigener Kraft so hoch halten kann, dass ein Übernahmevorstoß der Italiener unattraktiv bleibt.

Heute notiert die Aktie mit rund 35,40 Euro leicht unter Vortag (-0,45 Prozent), liegt aber seit Jahresbeginn über 120 Prozent im Plus. Damit bleibt der Titel einer der Gewinner im DAX – und zugleich ein politisch und strategisch sensibles Papier.

Die Fakten im Überblick

  • Fünftes und größtes Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen
  • Volumen: knapp über 1 Milliarde Euro
  • Zurückgekauft: rund 31 Millionen Aktien (ca. 2,75 Prozent des Grundkapitals)
  • Durchschnittskurs des Rückkaufs: 32,28 Euro je Aktie
  • UniCredit hält rund 29 Prozent und darf regulatorisch weiter aufstocken
  • Geplante Ausschüttungsquote 2025: 100 Prozent des Nettoergebnisses (nach AT1-Kupons)

Rückkaufprogramm als Signal

Die Bank hat zwischen September und dem 18. Dezember 2025 ihr fünftes Aktienrückkaufprogramm vollständig abgeschlossen. Mit einem Volumen von gut einer Milliarde Euro und 31 Millionen zurückgekauften Aktien handelt es sich um das bislang größte Programm des Instituts. Die eingezogenen Papiere entsprechen etwa 2,75 Prozent des Grundkapitals.

Der durchschnittliche Rückkaufpreis von 32,28 Euro liegt spürbar unter dem aktuellen Kursniveau um 35 bis 36 Euro. Das stützt aus Sicht des Marktes die Story, dass das Management die eigene Bewertung für gerechtfertigt hält – oder zumindest nicht für überzogen. Die Kursentwicklung unterstreicht das: Auf Sicht von zwölf Monaten steht ein Plus von rund 132 Prozent, der Abstand zum 52‑Wochen-Hoch bei 37,75 Euro beträgt aktuell nur gut 6 Prozent.

Charttechnisch wirkt das Bild konstruktiv: Die Aktie liegt mit rund 6 Prozent über dem 50‑Tage-Durchschnitt und über 18 Prozent über dem 200‑Tage-Durchschnitt. Ein RSI von 45,6 signalisiert dabei weder eine Überhitzung noch eine akute Überverkauft-Situation.

Abwehrhaltung gegen UniCredit

Parallel zum Rückkauf bekräftigt CEO Bettina Orlopp den klaren Kurs gegen eine schnelle Übernahme durch UniCredit. Die Italiener kontrollieren rund 29 Prozent der Anteile und haben vom Kartellamt bereits grünes Licht für eine Aufstockung erhalten.

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Das Management argumentiert, eine Fusion schaffe auf dem aktuellen Bewertungsniveau keinen Mehrwert für die Aktionäre. Orlopp verweist auf hohe Integrationsrisiken und fehlende Synergien, die einen Zusammenschluss rechtfertigen würden. In der Praxis bedeutet das: Solange die Commerzbank dank operativer Gewinne und Rückkäufe den Kurs hoch hält, verteuert sie damit einen möglichen Angriff von UniCredit.

Marktbeobachter werten diese Kombination aus hoher Bewertung und konsequenter Kapitalrückführung als eine Art „Poison Pill light“: Die Bank nutzt ihren Turnaround-Erfolg, um die strategische Eigenständigkeit zu sichern, ohne formale Abwehrmechanismen installieren zu müssen.

Turnaround und Ausschüttungspolitik

Die starke Kursperformance der vergangenen zwölf Monate ist nicht nur Übernahmespekulation. Treiber sind vor allem:

  • der operative Turnaround,
  • die Profitabilitätssteigerung im Kundengeschäft
  • und der Rückenwind aus der Zinswende.

Der Einstieg von UniCredit im September 2024 wirkte dabei als zusätzlicher Katalysator, weil eine Übernahmeprämie in den Kurs eingepreist wurde. Auffällig ist nun, dass die Commerzbank den Kurs zunehmend aus eigener Kraft stabil hoch hält.

Zentraler Baustein der „Strategie Momentum“ bleibt eine aktionärsfreundliche Kapitalpolitik. Für das Geschäftsjahr 2025 plant die Bank, 100 Prozent des Nettoergebnisses nach Abzug der AT1-Kupons auszuschütten – in Form einer Mischung aus Dividenden und weiteren Rückkaufprogrammen. Damit bleibt die Aktie auch für ertragsorientierte Investoren interessant.

Ausblick: Zahlen im Februar, Technik im Blick

Der nächste harte Test steht am 11. Februar 2026 an. Dann will die Commerzbank die vorläufigen Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2025 vorlegen. Analystenerwartungen bewegen sich am oberen Ende der bisherigen Prognosespanne – entsprechend hoch ist die Messlatte.

Kurzfristig richtet sich der Blick auf die Marke von 36 Euro. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber würde den Weg in Richtung des 52‑Wochen-Hochs bei 37,75 Euro aus charttechnischer Sicht öffnen. Auf der Risikoseite bleiben geopolitische Unsicherheiten und die Frage, ob UniCredit-Chef Andrea Orcel im neuen Jahr tatsächlich einen neuen Vorstoß wagt. Solange der Kurs klar über den gleitenden Durchschnitten und nahe den Hochs notiert, spricht jedoch vieles dafür, dass die Commerzbank ihren eingeschlagenen Kurs der wertorientierten Eigenständigkeit zunächst fortsetzen kann.

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