Judith Hartmann übernimmt ab Juni 2026 als neue Finanzchefin bei Bayer – und betritt ein vermintes Gelände. Während der Konzern operativ überrascht und seine Quartalszahlen die Erwartungen klar übertreffen, frisst ein Milliardenpoker um Glyphosat-Klagen und PCB-Kontamination weiter Geld. Fast eine Milliarde Euro Nettoverlust trotz starkem Geschäft – kann die neue CFO den Karren aus dem Dreck ziehen?

Überraschend stark: Operative Zahlen glänzen

Bayer legte gestern Quartalszahlen vor, die aufhorchen lassen. Das bereinigte EBITDA kletterte um satte 20,8 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro – deutlich über den Analystenschätzungen von 1,29 Milliarden. Auch der Kerngewinn je Aktie hat sich mehr als verdoppelt auf 0,57 Euro.

Die wichtigsten Eckdaten auf einen Blick:

  • Konzernumsatz: 9,66 Milliarden Euro (+0,9% bereinigt)
  • Bereinigtes EBITDA: 1,51 Milliarden Euro (+20,8%)
  • Kerngewinn je Aktie: 0,57 Euro (Vorjahr: 0,24 Euro)
  • Besonders stark: Crop Science mit Mais-Saatgut und Herbiziden

Im Pharmageschäft punktet Bayer mit Wachstumstreibern wie Nubeqa (+60%) und Kerendia (+80%). Das neue Menopause-Medikament Lynkuet erhielt im Oktober die US-Zulassung und kommt noch in diesem Monat auf den Markt.

Der Schatten über allem: Rechtskosten außer Kontrolle

Doch die operative Stärke wird von einem Desaster überlagert: Bayer verbuchte einen Nettoverlust von 963 Millionen Euro. Hauptverantwortlich sind Sonderbelastungen von über einer Milliarde Euro für Rechtsstreitigkeiten. Die Prognose für solche Belastungen musste der Konzern bereits von 2,5-3,5 Milliarden auf jetzt 3,5-4,0 Milliarden Euro anheben.

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Die Liste der juristischen Rückschläge ist lang: Im Oktober lehnte Missouris Oberster Gerichtshof Bayers Berufung gegen ein 611-Millionen-Dollar-Urteil wegen Roundup ab. Parallel dazu wurde in Washington State ein 185-Millionen-Dollar-Urteil zur PCB-Kontamination wieder aktiviert. CEO Bill Anderson will bis Ende 2026 "bedeutende Fortschritte" bei den Glyphosat-Verfahren erreichen – doch die Zeit drängt.

Hartmann: Die richtige Frau zur richtigen Zeit?

Genau in diese Gemengelage hinein tritt Dr. Judith Hartmann. Der Aufsichtsrat ernannte die 47-Jährige am 6. November zur neuen Finanzvorständin. Sie löst am 1. Juni 2026 Wolfgang Nickl ab, der nach sieben turbulenten Jahren in den Ruhestand geht.

Hartmanns Vita liest sich beeindruckend: Operating Partner bei Sandbrook Capital, zuvor CFO und stellvertretende CEO bei ENGIE, Konzern-CFO bei Bertelsmann. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann hebt ihre "transformationale Führungsstärke" hervor – eine Eigenschaft, die sie dringend brauchen wird.

Kann sie Bayers Finanzbalance wiederherstellen, während parallel 13.500 Stellen abgebaut wurden und die Organisation von bis zu 13 Managementebenen auf 6-7 verschlankt wird?

Währungssorgen und Agrardynamik: Was kommt 2026?

Trotz aller Belastungen hält Bayer an der Jahresprognose 2025 fest: bereinigtes EBITDA zwischen 9,7 und 10,2 Milliarden Euro. Doch scheidender CFO Nickl warnte bereits vor "erheblichem Währungsgegenwind" auch für 2026. Gleichzeitig entwickle sich der Agrarmarkt "sehr dynamisch" – eine Formulierung, die sowohl Chancen als auch Risiken bedeuten kann.

Die Aktie zeigte sich gestern unbeeindruckt von den Milliardenverlusten und legte um 3,3 Prozent zu. Anleger scheinen darauf zu setzen, dass die operative Stärke sich durchsetzt – vorausgesetzt, die juristischen Altlasten lassen sich eindämmen. Ob Judith Hartmann diesen Spagat meistert, wird sich ab Juni 2026 zeigen.

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