Bayer Aktie: Doppelter Rückenwind
Ein umstrittener Wirkstoff, ein überraschender EU-Vorstoß und Rückenwind aus den USA: Für Bayer verdichten sich die Zeichen, dass sich der jahrzehntelange Glyphosat-Komplex entschärfen könnte. Parallel dazu liefern die Zahlen erste Signale operativer Stabilisierung. Wie stark könnte dieser Mix aus regulatorischer Entlastung und besserer Profitabilität die Aktie tragen?
EU-Reformvorschlag nimmt Druck von Glyphosat
Die EU-Kommission hat Mitte Dezember einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der die Regulierung von Pflanzenschutzmitteln grundsätzlich verändern würde. Kernpunkt: Wirkstoffe wie Glyphosat sollen nach einmaliger Zulassung zeitlich unbefristet genehmigt bleiben. Die bislang üblichen Neuzulassungen im Abstand von zehn bis 15 Jahren würden entfallen.
Neubewertungen sollen künftig nur noch erfolgen, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Besonders gefährliche Substanzen wären von der Erleichterung ausgenommen. Ziel der Kommission ist es, den Prüfaufwand zu senken und Kapazitäten bei EFSA und ECHA freizusetzen, um innovative und umweltfreundlichere Mittel schneller zu bewerten.
Für Bayers Agrarsparte Crop Science, in der Glyphosat eine zentrale Rolle spielt, wäre eine Umsetzung dieser Reform ein entscheidender Schritt hin zu mehr Planungssicherheit. Das letzte, erneut hochpolitische Verlängerungsverfahren hatte dem Konzern gezeigt, wie stark regulatorische Zyklen das Risiko- und Stimmungsbild belasten können.
Rückenwind von beiden Seiten des Atlantiks
Die europäische Initiative trifft auf eine bereits aufgehellte Gemengelage in den USA. Anfang Dezember hatte die US-Regierung vor dem Supreme Court eine Stellungnahme abgegeben, in der sie sich dafür aussprach, Bayers Berufung in den Roundup-Klagen zur Entscheidung anzunehmen. Folgte das Gericht dieser Linie und käme zu einem für Bayer positiven Urteil, ließen sich zahlreiche Klagen auf Bundesebene deutlich eingrenzen.
Zusätzlich wurde am 10. Dezember eine seit 25 Jahren diskutierte Glyphosat-Studie zurückgezogen, die in der öffentlichen Debatte lange als Belastungsfaktor galt. In Summe entsteht damit ein Szenario, in dem sowohl regulatorische als auch juristische Risiken mittelfristig abnehmen könnten.
Die wichtigsten Entlastungsfaktoren im Überblick:
- EU-Vorschlag für unbefristete Zulassung von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat
- Neubewertungen nur noch bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen
- Unterstützung der US-Regierung für die Annahme von Bayers Berufung vor dem Supreme Court
- Rückzug einer umstrittenen Glyphosat-Studie nach 25 Jahren
Für einen Konzern, der seit Jahren unter milliardenschweren Rechtsrisiken leidet, ist diese Kombination bemerkenswert – auch wenn Entscheidungen von EU-Gesetzgebern und US-Gerichten noch ausstehen.
Analysten drehen nach oben, Aktie konsolidiert hoch
Die Serie positiver Nachrichten fällt in eine Phase kräftiger Kursgewinne. Auf Sicht von 30 Tagen legte die Aktie um gut 28 % zu und liegt seit Jahresbeginn rund 82 % im Plus. Mit einem aktuellen Kurs von 35,15 Euro notiert der Titel nur rund 4 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 36,75 Euro, das am 10. Dezember markiert wurde.
Parallel dazu haben mehrere Häuser ihre Einschätzungen deutlich angepasst:
- JPMorgan verdoppelte am 8. Dezember das Kursziel von 25 auf 50 Euro und hob auf „Overweight“ an
- Berenberg erhöhte am 12. Dezember das Kursziel von 30,40 auf 41 Euro (Einstufung „Hold“ bleibt)
- Goldman Sachs, DZ Bank und Merrill Lynch bestätigten ihre Kaufempfehlungen
Begründet wird der optimistischere Blick vor allem mit der Chance auf eine Eindämmung der Glyphosat-Folgen und einer verbesserten operativen Performance.
Charttechnisch spiegelt sich die neue Zuversicht in einer klaren Aufwärtsbewegung wider. Die Aktie liegt deutlich über den wichtigen gleitenden Durchschnitten:
- 50‑Tage-Durchschnitt: 30,15 Euro (Abstand ca. +17 %)
- 200‑Tage-Durchschnitt: 26,93 Euro (Abstand ca. +31 %)
Gleichzeitig signalisiert ein 14‑Tage-RSI von 19,6 einen überverkauften Bereich auf kurzfristiger Basis – nach der Rally eine typische Konstellation für eine Konsolidierungsphase auf erhöhtem Niveau.
Operativ auf Kurs: Q3-Zahlen und Sparprogramm
Abseits der Schlagzeilen um Glyphosat zeigen die jüngsten Quartalszahlen, dass sich die Ergebnissituation stabilisiert. Im dritten Quartal 2025 meldete Bayer:
- Umsatz: 9,66 Mrd. Euro (-3,09 % zum Vorjahr)
- EBITDA vor Sondereinflüssen: 1,51 Mrd. Euro (+20,8 %)
- Ergebnis je Aktie: -0,98 Euro (Vorjahr: -4,26 Euro)
Während die Erlöse leicht rückläufig waren, legte das operative Ergebnis deutlich zu. CEO Bill Anderson bekräftigte die Jahresprognose und verwies auf Fortschritte bei der strategischen Transformation. Ein zentrales Element ist ein Sparprogramm mit dem Ziel, bis 2026 rund zwei Milliarden Euro Kosten einzusparen.
Damit entsteht ein Bild, in dem sich regulatorische und juristische Risiken tendenziell abschwächen, während die Profitabilität zugleich anzieht – ein Umfeld, in dem Bewertungsabschläge zum Risiko zunehmend hinterfragt werden.
Konkrete Wegmarken und Szenarien
In den kommenden Quartalen rücken mehrere Entscheidungen in den Vordergrund, die den Kursverlauf wesentlich beeinflussen können:
- Finale EU-Entscheidung zur Reform der Pestizid-Zulassungen (erwartet im 1. bis 2. Quartal 2026)
- Antwort des US Supreme Court auf Bayers Berufung in den Roundup-Klagen
- Vorlage der Zahlen für das vierte Quartal 2025 am 3. März 2026
Kurzfristig spricht die starke Outperformance bei gleichzeitigem RSI im überverkauften Bereich für eine Fortsetzung der Konsolidierung. Hält sich der Kurs dabei klar über den gleitenden Durchschnitten, bleibt das positive Momentum intakt. Gelingt es Bayer zudem, bei den anstehenden juristischen und regulatorischen Entscheidungen weitere Klarheit zu schaffen und das Sparprogramm planmäßig umzusetzen, hätte die Aktie eine solide Basis für eine nachhaltigere Neubewertung.
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