AMD rückt mit neuen Gerüchten aus China wieder stärker in den Fokus. Berichte über eine mögliche Großbestellung von KI-Beschleunigern durch Alibaba treffen auf ein ohnehin stark gelaufenes Papier – aber auch auf eine hohe Bewertung und sichtbare Insiderverkäufe. Wie stabil ist die Story hinter dem aktuellen Kursniveau?

Möglicher Großauftrag aus China

Am 23. Dezember machten Marktberichte die Runde, wonach Alibaba einen umfangreichen Hardwarekauf bei AMD prüft. Konkret ist von einer Bestellung über 40.000 bis 50.000 Einheiten des MI308-KI-Beschleunigers die Rede.

Der MI308 ist speziell auf den chinesischen Markt zugeschnitten, um die strikten US-Exportauflagen zu erfüllen. AMD müsste dafür zwar eine Lizenzgebühr von 15 % an die USA abführen, der potenzielle Umsatzhebel wäre dennoch deutlich. Analysten von Raymond James kalkulieren, dass wiederaufgenommene GPU-Lieferungen nach China einen zusätzlichen Umsatzbeitrag von rund 500 bis 800 Millionen US‑Dollar bringen könnten. Auf Ergebnisebene entspricht das einem möglichen EPS-Zuwachs von 0,10 bis 0,20 US‑Dollar je Aktie.

Spannend ist dabei vor allem eines: Ein bestätigter Alibaba-Auftrag würde AMDs Strategie bestätigen, regionalspezifische KI-Chips zu entwickeln, die trotz Regulierung wettbewerbsfähig bleiben.

Wettbewerb mit Nvidia und Bewertung

Trotz der dominanten Stellung von Nvidia im Datacenter-Geschäft hat AMD 2025 an der Börse die stärkere Performance gezeigt. Während Nvidia im laufenden Jahr um 32 % zulegte, kommt AMD im selben Zeitraum auf ein Plus von 74 %. Auf Sicht von zwölf Monaten steht in Euro gerechnet ein Anstieg von gut 50 % zu Buche, seit Jahresbeginn sind es rund 54 %.

Operativ liegt Nvidia im Datacenter-Umsatz zwar weiterhin weit vorne: Im dritten Quartal setzte Nvidia hier 51,2 Milliarden US‑Dollar um, AMD lediglich 4,3 Milliarden. AMD wächst jedoch von einer deutlich kleineren Basis und punktet in einzelnen Nischen. So verweisen jüngste Benchmark-Berichte darauf, dass der MI355X von AMD bei KI-Inferenzaufgaben besser abschneidet als Nvidias B200.

Diese Wachstumsfantasie spiegelt sich in der Bewertung wider. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit rund 106 klar im Premium-Bereich und signalisiert hohe Erwartungen an künftige Gewinnschritte. Marktbeobachter heben allerdings hervor, dass das Kurs-Umsatz-Verhältnis im Vergleich zu Nvidia etwas günstiger ausfällt.

Charttechnisch konsolidiert die Aktie derzeit unter wichtigen Durchschnittslinien. Mit 180,60 € notiert der Kurs spürbar unter dem 50‑Tage-Durchschnitt von 195,87 €, liegt aber noch deutlich über der 200‑Tage-Linie bei 142,72 €. Vom 52‑Wochen-Hoch bei 227,15 € ist das Papier aktuell rund 20 % entfernt.

Insiderverkäufe und institutionelle Positionierung

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Parallel zur operativen Dynamik zeigen die jüngsten Meldungen auffällige Insideraktivität. CEO Lisa Su hat am 11. Dezember 125.000 Aktien veräußert und damit gut 26,9 Millionen US‑Dollar realisiert. In den vergangenen 90 Tagen summierten sich Insiderverkäufe auf 183.476 Aktien mit einem Gesamtvolumen von etwa 40,25 Millionen US‑Dollar.

Auch institutionelle Investoren justieren ihre Engagements. So reduzierte Yousif Capital Management seine Beteiligung im dritten Quartal um 5,9 %, hält aber weiterhin ein Paket im Wert von über 30 Millionen US‑Dollar. Insgesamt bleibt die institutionelle Beteiligung mit mehr als 71 % hoch, große Adressen wie Vanguard zählen weiterhin zu den gewichtigen Aktionären.

Einige Marktteilnehmer werten die Kombination aus Insiderverkäufen und selektiven Portfolioanpassungen als Zeichen dafür, dass nach der starken Kursrallye zunehmend auf eine Normalisierung der Erwartungen geachtet wird.

Technischer Blick und Analystenziele

Charttechniker sehen die Zone um 200 US‑Dollar als wichtige Unterstützungsmarke. In Euro gerechnet befindet sich die Aktie mit einem RSI von 42,4 im neutralen Bereich, was auf keine kurzfristige Überkauft- oder Überverkauft-Situation hindeutet. Die 30‑Tage-Volatilität von annualisiert rund 45 % unterstreicht allerdings, dass größere Schwankungen nicht ungewöhnlich sind.

Auf der Analystenseite liegt das durchschnittliche Kursziel mit etwa 277 bis 285 US‑Dollar klar über dem aktuellen Niveau. Raymond James bestätigte sein „Outperform“-Votum und bezeichnete das potenzielle China-Geschäft am 23. Dezember explizit als „opportunistisches Szenario“. Voraussetzung wäre, dass regulatorische Hürden beim Export endgültig geklärt werden und die Alibaba-Nachfrage in einen verbindlichen Auftrag mündet.

Fazit: Viel Fantasie, hohe Messlatte

AMD vereint derzeit mehrere starke Treiber: ein möglicher China-Katalysator, technologische Fortschritte im KI-Bereich und eine deutliche Outperformance gegenüber Nvidia im laufenden Jahr. Gleichzeitig signalisiert die hohe Bewertung, dass der Markt bereits große Teile dieser Hoffnung eingepreist hat, während Insider und einzelne Institutionelle Gewinne realisieren.

Kurzfristig dürfte entscheidend sein, ob sich die Berichte über eine Alibaba-Großbestellung bestätigen und AMD daraus tatsächlich einen Umsatz- und Ergebnishebel zwischen 500 und 800 Millionen US‑Dollar ziehen kann. Mittel- bis langfristig wird sich die aktuelle Kursregion vor allem dann rechtfertigen lassen, wenn AMD seine Position im KI-Beschleunigermarkt weiter ausbaut und die heute eingepreisten Wachstumsraten auch operativ liefert.

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