Adobe hat mit seinen jüngsten Zahlen und einer neuen KI-Partnerschaft gleich zwei Baustellen geöffnet: operative Stärke auf der einen Seite, hohe Erwartungshaltung an künftige AI-Umsätze auf der anderen. Während das operative Ergebnis überzeugt, ringen Investoren nun mit der Frage, wie schnell sich die großen KI-Investitionen tatsächlich in den Zahlen niederschlagen. Genau an diesem Punkt scheiden sich aktuell die Geister an der Börse.

Zahlen stark, Ausblick bremst Euphorie

Am Mittwoch legte Adobe die Ergebnisse für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025 vor und übertraf die Erwartungen bei Umsatz und Gewinn. Der Umsatz lag bei 6,19 Milliarden US-Dollar und damit über der Konsensschätzung von 6,11 Milliarden Dollar. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 5,50 Dollar leicht über den erwarteten 5,40 Dollar.

Damit zeigt Adobe, dass das Kerngeschäft selbst in einem schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld weiter wächst. Begleitet wurde das Zahlenwerk von einem strategischen Schritt im KI-Bereich: Die Kernprodukte Photoshop, Express und Acrobat werden direkt in ChatGPT integriert. Nutzer können damit Inhalte per Texteingabe erstellen und bearbeiten, ohne die gewohnte Chat-Oberfläche zu verlassen.

Strategisch setzt Adobe damit auf einen „Product-Led“-Ansatz: Die enorme Reichweite von ChatGPT – mit Hunderten Millionen Nutzern – soll als Trichter dienen, um aus Gelegenheitsnutzern zahlende Creative-Cloud-Kunden zu machen. Kurzfristig geht es vor allem um Reichweite und Nutzung, mittelfristig um bezahlte Abos.

Gedämpft wird die anfängliche Begeisterung jedoch durch den Ausblick für das Geschäftsjahr 2026. Adobe peilt einen Umsatzkorridor von 25,9 bis 26,1 Milliarden Dollar an, beim bereinigten Gewinn je Aktie 23,30 bis 23,50 Dollar. Das sind solide Vorgaben, aber sie deuten eher auf eine graduelle als auf eine sprunghafte Beschleunigung durch KI hin.

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Analysten gespalten – Bewertung im Brennglas

Die Reaktionen der Analysten fielen bis zum Wochenende sehr unterschiedlich aus. Im Kern geht es darum, ob die aktuelle Bewertung durch die absehbare AI-Dynamik gerechtfertigt ist.

  • Bernstein senkte sein Kursziel. Begründung: Der Q4-Überraschungseffekt sei zwar positiv, die Prognose für 2026 signalisiere aber einen langsameren KI-Umsatzanstieg, als besonders optimistische Investoren erwartet hatten.
  • DA Davidson bekräftigte sein Kauf-Votum. Im Fokus steht hier der strategische Wert der ChatGPT-Integration und die Einschätzung, dass die Creative Cloud im KI-Zeitalter zu den unverzichtbaren Werkzeugen gehört.
  • Piper Sandler bleibt ebenfalls positiv. Hervorgehoben wird das Rekordniveau beim neu hinzugekommenen Digital-Media-ARR (Annualized Recurring Revenue), das die Stabilität und Erneuerungsfähigkeit des Abo-Modells unterstreicht.

Der Spannungsbogen zwischen skeptischeren und optimistischeren Stimmen spiegelt eine breitere Branchentendenz wider: Viele Investoren wollen inzwischen konkrete Belege sehen, dass generative KI nicht nur Funktionen liefert, sondern messbar zusätzlichen Umsatz und Gewinn erzeugt.

Einordnung im Sektor und strategische Bedeutung

2025 standen vor allem „AI-Anwender“-Aktien unter genauer Beobachtung, während ein Teil des Kapitals in Infrastrukturwerte wie Halbleiterhersteller abwanderte. In diesem Umfeld wirkt Adobes 11,5-prozentiges Wachstum beim wiederkehrenden Umsatz (ARR) im Geschäftsjahr 2025 wie ein Stabilitätssignal. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern, die durch AI-Disruption mit höherer Kundenabwanderung kämpfen, gelingt Adobe bislang die Anpassung an das neue Umfeld.

Die Öffnung hin zu Chatbots wie ChatGPT ist Teil eines breiteren Trends: Softwareanbieter versuchen, ihre Dienste dort verfügbar zu machen, wo Nutzer ohnehin arbeiten und kommunizieren. Für Adobe ist das eine logische Fortsetzung früherer, erfolgreicher Kurswechsel – etwa vom Lizenzverkauf hin zu Abomodellen in den 2010er-Jahren. Der aktuelle Schritt in Richtung „AI-first“-Workflows wird von Befürwortern als nächste Evolutionsstufe gesehen, auch wenn der zugehörige Umsatzpfad zunächst eher linear verläuft.

Charttechnisch hat sich die Aktie zuletzt von ihrem Jahrestief erholt: Am Freitag schloss der Titel bei 303,50 Euro und liegt damit rund 12 % über dem 52-Wochen-Tief, aber weiterhin deutlich – etwa ein Drittel – unter dem Hoch vom Dezember 2024. Das verdeutlicht, dass der Markt Adobe aktuell trotz operativer Stärke mit einem Bewertungsabschlag gegenüber früheren Spitzenphasen versieht.

Ausblick: Entscheidend wird die KI-Durchschlagskraft

In den kommenden Monaten rücken vor allem drei Punkte in den Vordergrund:

  • Q1-Zahlen im März 2026: Hier dürfte sich erstmals andeuten, ob die ChatGPT-Integration messbar auf den Kundenzugang und die Abo-Dynamik einzahlt.
  • Entwicklung der Konsensschätzungen: Sollte sich zeigen, dass der vorsichtig wirkende 2026er-Ausblick zu defensiv war, könnte das Raum für positive Überraschungen bei Umsatz und Ergebnis eröffnen.
  • Sektor-Stimmung: Die relative Attraktivität von „AI-Anwendungssoftware“ gegenüber Infrastrukturwerten wird auch für Adobes Bewertungsniveau maßgeblich bleiben.

Unterm Strich bleibt Adobe fundamental solide aufgestellt, steht an der Börse kurzfristig aber unter dem Zwang, die Erzählung vom KI-Wachstum mit harten Zahlen zu untermauern. Genau daran wird der Markt die Aktie 2026 messen.

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