Die Aktie des Halbleiterherstellers gönnt sich eine Atempause – doch der Schein trügt. Nach einer turbulenten Handelswoche und einer explosiven Erholungsrallye fragen sich Investoren: Ist das die lang ersehnte Trendwende nach dem Beinahe-Kollaps oder nur ein kurzes Aufbäumen vor dem nächsten Absturz?

Trügerische Ruhe am Freitag

Der gestrige Handelstag am "Black Friday" war geprägt von extrem dünnen Umsätzen. Lediglich rund 420.000 Aktien wechselten den Besitzer – das sind 90 Prozent weniger als im Durchschnitt. Bei solch geringer Liquidität sind unberechenbare Kurssprünge keine Seltenheit, doch der Titel hielt sich wacker. Trotz eines leichten Rückgangs auf 20,28 US-Dollar verteidigten die Bullen die psychologisch massive Marke von 20 Dollar erfolgreich.

Viel wichtiger ist jedoch das "Big Picture": Auf Wochensicht verzeichnet das Papier ein sattes Plus von rund 18 Prozent. Vom Schlusskurs am 21. November bei 17,18 Dollar katapultierte sich der Wert nach oben.

Die Fakten der Woche:
* Wochenhoch: 21,54 Dollar (Mittwoch)
* Wochenperformance: ~ +18 %
* Marktkapitalisierung: ~ 531 Millionen Dollar
* Warnsignal: Das 52-Wochen-Tief lag bei schockierenden 0,39 Dollar

Radikaler Kurswechsel unter Feurle

Treibstoff für die neue Fantasie liefert CEO Robert Feurle. Seit Wolfspeed Ende September 2025 das Chapter-11-Insolvenzverfahren verlassen hat, wird der Konzern komplett umgekrempelt. Feurles Botschaft ist unmissverständlich: Die gefährliche Abhängigkeit vom Elektroauto-Markt (EV) muss enden.

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Der neue Strategieplan setzt auf Diversifizierung in wachstumsstarke Sektoren:
* Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung
* Industrielle Anwendungen
* KI-Rechenzentren (Effizienzsteigerung der Stromversorgung)

Kann diese Neuausrichtung die Rettung bringen? Ziel ist es, die Siliziumkarbid-Technologie breiter zu streuen, um die Einnahmen endlich zu stabilisieren.

Finanzieller Befreiungsschlag?

Zumindest bilanziell hat sich die Lage nach der Restrukturierung entspannt. Die Schuldenlast wurde massiv um rund 70 Prozent gekappt, die Laufzeiten bis 2030 verlängert. Das verschafft dem Unternehmen die dringend benötigte Luft zum Atmen für den kapitalintensiven Produktionshochlauf.

Doch das Eis bleibt dünn. Die extreme Volatilität und das historische Tief bei unter 40 Cent zeigen, wie fragil das Vertrauen der Anleger noch immer ist. Wolfspeed ist aktuell eine klassische "Show-me"-Aktie: Der Markt verlangt jetzt nackte Zahlen und profitable Ergebnisse statt vager Versprechen.

Tanz auf dem Vulkan

Die Stimmung an der Wall Street bleibt gespalten. Während Spekulanten auf das Momentum setzen, bleiben institutionelle Analysten skeptisch. Warnungen vor einer möglichen weiteren Verwässerung und den Risiken im harten Wettbewerb stehen gegen erste vorsichtige "Hold"-Upgrades.

Die kommende Woche wird zur Bewährungsprobe: Hält die Unterstützung bei 20 Dollar? Ein Bruch dieser Marke könnte den langfristigen Abwärtstrend reaktivieren. Etabliert sich der Kurs jedoch darüber, wäre dies eine starke Bestätigung für die jüngsten Sanierungserfolge.

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