UBS Aktie: Regulierung entschärft?
Die politischen Weichen in Bern drehen sich spürbar zugunsten von UBS. Ein neuer Kompromissvorschlag zu den geplanten, deutlich verschärften Eigenkapitalregeln könnte den zusätzlichen Kapitalbedarf der Großbank massiv begrenzen – und damit ein lange schwelendes Risiko vom Kurs nehmen. Kein Wunder, dass die Aktie unmittelbar nach der Vorlage des Konzepts ein neues Mehrjahreshoch markierte. Wie stark entspannt dieser Schritt die Lage wirklich?
Der Kompromiss im Überblick
Im Zentrum der Debatte steht die Frage, wie viel hartes Eigenkapital UBS künftig für ihre internationalen Tochtergesellschaften vorhalten muss. Nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse hatten Regierung und Aufsicht besonders strenge Vorgaben skizziert.
Der nun präsentierte Vorschlag einer parteiübergreifenden Parlamentariergruppe setzt genau hier an und öffnet die Tür für eine deutlich günstigere Kapitalstruktur:
- Nutzung von Additional Tier 1 (AT1) Anleihen für bis zu 50 % der Kapitalanforderungen ausländischer Tochtergesellschaften
- Verzicht auf eine vollständige Unterlegung dieser Einheiten mit hartem Kernkapital (CET1)
- Empfehlung, das Investment Banking dauerhaft auf maximal 30 % der risikogewichteten Aktiva zu begrenzen – eine Vorgabe, die UBS bereits erfüllt
AT1-Anleihen gelten im Regulierungsrahmen als verlusttragfähige Kapitalinstrumente, sind für die Bank jedoch günstiger als reines Eigenkapital. Genau dieser Punkt ist entscheidend: Die ursprünglichen Regierungspläne hätten UBS nach eigenen Angaben zu einem zusätzlichen Kapitalaufbau von rund 24 Milliarden US‑Dollar gezwungen, weil ausländische Tochtergesellschaften zu 100 % mit CET1 abgesichert werden sollten statt wie bisher zu 60 %.
Mit der Option, die Hälfte der Anforderungen über AT1-Instrumente zu decken, würde diese Last spürbar reduziert. Parallel dazu steht weiterhin ein kleinerer Reformbaustein im Raum: Änderungen bei der Anrechnung von Posten wie Software und latenten Steueransprüchen als Eigenkapital, die mit etwa 3 Milliarden US‑Dollar zusätzlichem Kapitalbedarf veranschlagt werden.
Politische Unterstützung und Signalwirkung
Getragen wird der Kompromissvorschlag von Parlamentariern mehrerer wichtiger Parteien: der SVP, der FDP, der Mitte-Partei und der Grünliberalen. Unter den Unterzeichnern finden sich profilierte Namen wie der frühere FDP-Präsident Thierry Burkart und Thomas Matter (SVP).
Diese Breite ist für den Markt zentral. Analyst Andreas Venditti von Vontobel betont, bislang sei ein „Worst-Case-Szenario“ eingepreist gewesen. Der aktuelle Vorstoß deute nun auf ein deutlich milderes Endergebnis hin – und damit auf ein anderes Abstimmungsverhalten in den kommenden Jahren. Der Kurssprung unmittelbar nach der Veröffentlichung wertet er als Beleg dafür, dass der Vorschlag politisch Gewicht hat und mehr ist als nur ein Gedankenspiel.
Auch UBS selbst reagierte positiv, wenn auch betont vorsichtig. Der Vorschlag bewege sich „in eine konstruktivere Richtung als der extreme Ansatz“ der Regierung, heißt es. Zugleich unterstreicht das Institut, man unterstütze eine Stärkung des regulatorischen Rahmens, solange die Maßnahmen gezielt, verhältnismäßig und international abgestimmt seien.
Kursentwicklung: Neues Hoch nach über 15 Jahren
An der Börse bekam diese Entschärfung des Regulierungsszenarios sofort ein Preisschild. Am Donnerstag, den 12. Dezember 2025, sprang die UBS-Aktie um mehr als 4,5 % und markierte mit 35,17 Schweizer Franken den höchsten Stand seit Februar 2008. Seit der Notübernahme der Credit Suisse im März 2023 hat sich der Kurs damit in etwa verdoppelt.
Auch in Euro gerechnet zeigt sich die Stärke des Trends:
- Der Schlusskurs am Freitag lag bei 36,77 Euro – zugleich das 52‑Wochen-Hoch.
- Auf Sicht von 30 Tagen ergibt sich ein Plus von rund 9,5 %, in der letzten Woche waren es gut 4 %.
- Der Abstand zum 52‑Wochen-Tief bei 26,39 Euro beträgt gut 39 %.
Charttechnisch notiert der Titel damit komfortabel über den gleitenden Durchschnitten: Der Kurs liegt knapp 10 % über dem 50‑Tage-Durchschnitt von 33,50 Euro und rund 8 % über dem 100‑Tage-Durchschnitt von 34,01 Euro. Der 14‑Tage-RSI von 63,7 signalisiert eine starke, aber noch nicht extrem überhitzte Aufwärtsbewegung. Die annualisierte 30‑Tage-Volatilität von gut 22 % deutet auf lebhafte, aber für Bankwerte nicht ungewöhnliche Schwankungen hin.
Damit wird sichtbar: Die lange Unsicherheit über die künftigen Kapitalanforderungen hatte wie ein Deckel auf dem Kurs gelegen. Mit der Aussicht auf weniger strenge Regeln verschiebt sich nun der Bewertungsrahmen.
Hintergrund: Lehren aus der Credit-Suisse-Krise
Die Härte der ursprünglichen Reformpläne erklärt sich aus der Dimension des Instituts. Die Bilanzsumme von UBS entspricht in etwa dem Doppelten der jährlichen Schweizer Wirtschaftsleistung. Vor diesem Hintergrund wollte die Regierung unter Finanzministerin Karin Keller-Sutter nach dem Credit-Suisse-Kollaps jede Wiederholung einer solchen Systemkrise verhindern.
Die Reformarchitektur bestand aus zwei Säulen:
-
Regierungserlass (kleinerer Teil)
Anpassungen bei der Anrechenbarkeit bestimmter Bilanzposten als Eigenkapital, geschätzt mit etwa 3 Milliarden US‑Dollar zusätzlichem Kapitalbedarf. -
Parlamentarische Reform (größerer Teil)
Vollständige Eigenkapitalunterlegung der ausländischen Tochtergesellschaften, die rund 23 Milliarden US‑Dollar zusätzliches Kapital erfordert hätte.
Der neue Kompromiss knüpft an diese zweite Säule an und mildert sie deutlich ab, ohne den grundsätzlichen Anspruch einer robusteren Kapitalausstattung aufzugeben. Ergänzend empfehlen die Parlamentarier eine strukturelle Begrenzung des Investmentbanking-Anteils, was die Risikoprofile zusätzlich stabilisieren soll – formell würde UBS diese Grenze bereits heute einhalten, plädiert aber laut Bloomberg dafür, sie dauerhaft festzuschreiben.
Zeitplan und Ausblick
Trotz der klaren politischen Signale wird die endgültige Entscheidung nicht kurzfristig fallen. Nach aktuellem Stand ist eine ausführliche parlamentarische Debatte über die Kapitalreformen nicht vor 2027 zu erwarten. Im konsensorientierten Schweizer System können breit abgestützte Vorstöße allerdings schon früh Einfluss auf die Ausrichtung der Regierung nehmen.
Das Finanzministerium betont, der offizielle Vorschlag der Regierung liege vor; über weitere Schritte werde „zu gegebener Zeit“ entschieden. Laut einem Bericht von Reuters in der Vorwoche ist die Regierung grundsätzlich bereit, Teile der neuen Regulierung abzumildern – der jetzt vorgestellte Kompromiss passt damit in das sich abzeichnende Bild.
Für UBS bedeutet die aktuelle Entwicklung vor allem eines: Das Risiko eines abrupten und extrem teuren Kapitalaufbaus tritt in den Hintergrund. Der Markt preist diese Entlastung bereits ein, wie das neue 52‑Wochen-Hoch und der komfortable Abstand zu den Durchschnittslinien zeigen. Entscheidend wird nun, ob der Kompromisskurs in den kommenden Jahren formal bestätigt wird und ob UBS das regulatorische Fenster nutzt, um Kapitaldisziplin, Ausschüttungspolitik und Integration der ehemaligen Credit Suisse überzeugend zu verbinden. Ein erster wichtiger Belastungstest für diese Balance steht mit den nächsten Quartalszahlen am 4. Februar 2026 an.
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