Tilray erlebt einen der stärksten Handelstage der jüngeren Vergangenheit. Die Aktie schoss gestern um rund 44 Prozent nach oben, ausgelöst durch Berichte über eine mögliche Neuausrichtung der US-Drogenpolitik. Im Zentrum steht ein möglicher Schritt der US-Regierung, Cannabis von Schedule I nach Schedule III umzusetzen – mit potenziell massiven Folgen für die Branche.

Historischer Politikimpuls als Kurstreiber

Mehrere große US-Medien, darunter Washington Post und CNBC, berichteten, dass Präsident Donald Trump kurz vor der Unterzeichnung einer Executive Order stehen soll. Diese Anordnung würde Bundesbehörden anweisen, Cannabis im Betäubungsmittelrecht neu einzuordnen: weg von Schedule I (u.a. mit Heroin) hin zu Schedule III (u.a. mit Steroiden und Tylenol mit Codein).

Nach diesen Berichten setzte eine heftige Kursreaktion ein. Die Tilray-Aktie eröffnete den Handel bei 8,43 US-Dollar, sprang im Tagesverlauf bis auf 12,41 US-Dollar und schloss bei 12,15 US-Dollar. Das Plus von 44,13 Prozent ging mit einem außergewöhnlich hohen Handelsvolumen einher: Über 84 Millionen Aktien wechselten den Besitzer, mehr als das Zehnfache des üblichen 30-Tage-Durchschnitts von etwa 5 bis 7 Millionen Stück.

Auch im Optionsmarkt kam es zu einem deutlichen Anstieg der Aktivität. Über 213.000 Kontrakte wurden gehandelt, überwiegend Call-Optionen. Das signalisiert, dass viele Marktteilnehmer kurzfristig mit weiter steigenden Kursen rechnen.

Operative News und Analystenreaktion

Parallel zur politischen Fantasie meldete Tilray operative Fortschritte. Am Donnerstag stellte das Unternehmen neue „Amped Live Resin Liquid Diamond“-Vape-Cartridges unter der Marke Redecan vor. Zunächst werden diese Produkte in den Provinzen Ontario und Alberta eingeführt, ein landesweiter Rollout in Kanada ist für Anfang 2026 geplant.

Auf Analystenseite sorgte ATB Capital Markets für Bewegung. Das Haus stufte die Aktie am Freitag von „Strong Sell“ auf „Hold“ herauf. Die Anpassung dürfte zur Stabilisierung beigetragen haben, die Dimension des Kursanstiegs zeigt jedoch klar: Die Fantasie rund um eine Cannabis-Neuklassifizierung in den USA war der dominante Faktor.

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Steuerbefreiung als Gewinnhebel

Der Hintergrund der starken Reaktion liegt im US-Steuerrecht. Cannabis-Unternehmen in den USA unterliegen derzeit der Vorschrift IRS Section 280E. Da Cannabis als Schedule-I-Substanz gilt, können sie viele reguläre Betriebsausgaben steuerlich nicht absetzen. Das führt zu einer deutlich höheren Steuerlast.

Ein Wechsel von Schedule I zu Schedule III würde diese Belastung weitgehend beseitigen. Schätzungen zufolge könnten sich die Nachsteuergewinne US-weit tätiger Betreiber dadurch um 40 bis 70 Prozent erhöhen. Tilray ist zwar ein kanadischer Produzent, hat sich aber mit Beteiligungen in den USA – etwa im Alkoholbereich und mit Optionen auf US-Cannabisbetreiber – so positioniert, dass das Unternehmen bei einer bundesweiten Öffnung schnell agieren könnte. Das Management hat in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass eine solche Neuausrichtung einen zusätzlichen Markt von 300 bis 500 Millionen US-Dollar erschließen könnte.

Brancheneffekt und jüngste Historie

Die Rally beschränkte sich nicht auf Tilray. Der Sektor wurde insgesamt deutlich höher bewertet:

  • Canopy Growth (CGC) sprang um 52 Prozent.
  • Der Amplify Seymour Cannabis ETF (CNBS) legte um 54 Prozent zu und verbuchte damit den stärksten Handelstag seiner Geschichte.

Damit handelt es sich um eine breite Neubewertung des regulatorischen Risikos im Cannabis-Segment, nicht um eine isolierte Unternehmensstory. Gleichzeitig mahnt eine Stellungnahme aus dem Weißen Haus zur Vorsicht: Ein Offizieller erklärte am Freitag, es seien „noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen“ worden. Damit bleibt das politische Risiko hoch.

Hinzu kommt: Tilray hat erst zum 1. Dezember 2025 einen 1-zu-10-Reverse-Split umgesetzt. Nach Ankündigung dieser Maßnahme war die Aktie zunächst um etwa 20 Prozent gefallen. Die jüngste Rally macht diesen Rückgang nun mehr als wett und bringt den Kurs wieder deutlich von den Tiefs weg.

Ausblick: Volatilität rund um möglichen Erlass

Der Blick richtet sich nun auf den Wochenauftakt. Am Montag könnte die entscheidende Executive Order unterzeichnet werden oder sich weiter verzögern – mit entsprechendem Kursausschlag in beide Richtungen.

  • Zentrales Ereignis: Sollte die Order bereits am Montag kommen, wäre eine Anschlussrally wahrscheinlich, zumal der Short Interest zuletzt bei rund 9,6 Prozent des Free Floats lag und Eindeckungen zusätzlichen Kaufdruck erzeugen könnten. Bleibt die Unterschrift aus oder wird sie vertagt bzw. kassiert, wäre ein deutlicher Rücksetzer naheliegend.
  • Technische Lage: Mit dem Sprung auf 12,15 US-Dollar hat die Aktie kurzfristige Widerstände klar überwunden und die jüngsten post-Split-Tiefs hinter sich gelassen. Im 52-Wochen-Korridor von 3,51 bis 23,20 US-Dollar (split-adjustiert) bleibt der Wert jedoch hochvolatil.
  • Markteinschätzung: Trotz des Kurssprungs liegt der Konsens der Analysten weiter im Bereich „Hold“ mit unterschiedlichen Kurszielen. Der Markt preist derzeit ein regulatorisches Szenario ein, das plausibel erscheint, aber noch nicht endgültig beschlossen ist.

In den kommenden Handelstagen dürfte daher vor allem entscheidend sein, welche konkreten Signale aus Washington folgen und ob diese die aktuell eingepreisten Erwartungen an eine Neuklassifizierung von Cannabis bestätigen oder relativieren.

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