Thyssenkrupp zieht in der Stahlsparte die Reißleine: Nach einer bereits pessimistischen Ergebnisprognose folgen nun drastische Produktionskürzungen und Werksschließungen in Europa. Die Einschnitte sind eine direkte Reaktion auf stark steigende Billigimporte aus Asien – und sie treffen rund 1.200 Beschäftigte. Wie hart lasten diese Schritte kurzfristig auf der Aktie?

Werksschließungen als nächster Restrukturierungsschritt

Am Donnerstag hat das Management weitreichende Maßnahmen für die Sparte Steel Europe vorgestellt. Die Produktion von kornorientiertem Elektroband wird:

  • am Standort Gelsenkirchen in Deutschland und
  • im französischen Isbergues

bis Ende 2025 vollständig eingestellt. Nach Unternehmensangaben stehen damit rund 550 Stellen in Gelsenkirchen und etwa 650 Arbeitsplätze in Frankreich auf dem Spiel.

Der Konzern begründet den Schritt mit einem massiven Preisdruck durch Importe. Seit 2022 haben sich die Einfuhren von Elektroband in die EU laut Thyssenkrupp verdreifacht, allein im laufenden Jahr kamen noch einmal rund 50 Prozent hinzu. Die dadurch ausgelöste Preisschwäche macht den wirtschaftlichen Betrieb der betroffenen Anlagen nach Unternehmensdarstellung unmöglich.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Betroffene Werke: Gelsenkirchen (DE), Isbergues (FR)
  • Produkt: Kornorientiertes Elektroband
  • Maßnahme: Produktionsstopp bis Ende 2025
  • Arbeitsplätze: Insgesamt rund 1.200 Stellen gefährdet
  • Hintergrund: Verdreifachte Importe seit 2022, plus ~50 % im laufenden Jahr

An der Börse sorgten die Ankündigungen für Gegenwind. Die Aktie schloss gestern bei 9,05 Euro und liegt damit leicht unter dem 50-Tage-Durchschnitt von 9,58 Euro. Auf Wochensicht ergibt sich ein Minus von knapp 4 Prozent, während das Papier seit Jahresbeginn trotz der jüngsten Schwäche noch deutlich im Plus liegt.

„Jahr der Umsetzung“ wird zur Belastungsprobe

Die operativen Einschnitte folgen unmittelbar auf einen gedämpften Finanzausblick von CEO Miguel López. Für das Geschäftsjahr 2025/26 stellt Thyssenkrupp einen Nettoverlust zwischen 400 und 800 Millionen Euro in Aussicht. Hauptgrund sind hohe Rückstellungen für Sozialpläne und Umbaukosten in der Stahlsparte.

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Die nun verkündeten Schließungen fügen sich in das von López ausgerufene „Jahr der Umsetzung“ ein. Der Konzern zeigt, dass er nicht länger bereit ist, dauerhaft verlustreiche Kapazitäten zu tragen. Branchenbeobachter werten dies als schmerzhafte, aber konsequente Anpassung an die Realität eines globalisierten Stahlmarkts.

Gleichzeitig verschärft sich der Spagat, vor dem die europäische Stahlindustrie steht:

  • Energiekosten in Deutschland bleiben hoch.
  • Staatlich gestützte Anbieter aus China und Indien drängen mit günstigen Produkten nach Europa.
  • Parallel soll die Dekarbonisierung der Stahlerzeugung vorangetrieben werden.

Für Thyssenkrupp bedeutet das: Die „Grüne Transformation“ muss mit einem deutlichen Kapazitätsabbau einhergehen. Der jüngst vereinbarte Sanierungstarifvertrag mit der IG Metall wird damit sofort auf eine harte Probe gestellt.

Aktie: Hohe Volatilität, nervöser Markt

Die Börse reagiert verhalten bis skeptisch. Einige Analysten begrüßen zwar die stärkere Kostendisziplin, die kurzfristigen Belastungen für den Cashflow durch Abfindungen und Werksabwicklungen wiegen jedoch schwer.

Charttechnisch zeichnet sich ein gemischtes Bild:

  • Der Titel hat sich auf 12-Monats-Sicht deutlich erholt und liegt rund 116 Prozent über dem Stand von vor einem Jahr.
  • Vom 52‑Wochen-Hoch bei 13,24 Euro ist die Aktie jedoch inzwischen gut 32 Prozent entfernt.
  • Der Kurs notiert unter dem 50- und 200-Tage-Durchschnitt, was auf anhaltenden Druck hindeutet.
  • Der RSI von 68,2 signalisiert eine bereits fortgeschrittene Aufwärtsbewegung, aber noch keine klare Überhitzung.
  • Die 30‑Tage-Volatilität von über 53 Prozent unterstreicht, wie stark die Schwankungen zuletzt waren.

Im Mittelpunkt steht nun weniger die Frage, ob Thyssenkrupp spart, sondern wie teuer und wie schnell die Umsetzung gelingt.

Fazit und Ausblick

Die Schließung der Elektroband-Standorte in Gelsenkirchen und Isbergues markiert eine deutliche Verschärfung der Restrukturierung von Steel Europe. Kurzfristig dominieren hohe Restrukturierungskosten und ein erwarteter Nettoverlust von bis zu 800 Millionen Euro das Bild. Gleichzeitig reduziert der Konzern klar unrentable Kapazitäten und reagiert damit auf den strukturellen Druck durch asiatische Importe.

Für die kommenden Quartale bleiben vor allem drei Punkte entscheidend: die konkrete Ausgestaltung des Stellenabbaus, mögliche politische Reaktionen in Deutschland und Frankreich sowie der Fortschritt bei der Umsetzung der „Strategie 20-30“. Erst wenn hier mehr Klarheit herrscht, kann sich zeigen, ob die aktuelle Schrumpfkur die Basis für ein operativ stabileres Stahlgeschäft legt oder ob weitere Einschnitte nötig werden.

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