Thyssenkrupp Aktie: Gewinnwarnung belastet
Thyssenkrupp muss für das Geschäftsjahr 2025/26 einen deutlichen Dämpfer hinnehmen: Hohe Restrukturierungskosten in der Stahlsparte drücken den Konzern voraussichtlich tief in die roten Zahlen. Gleichzeitig wächst mit der Marinesparte TKMS ein Gegengewicht heran, das für Fantasie sorgt. Im Kurs spiegelt sich dieser Spagat zwischen Stahlkrise und Rüstungsboom klar wider.
Heute notiert die Aktie um 8,82 Euro und damit spürbar unter ihren jüngsten Durchschnittskursen, nachdem der Konzern am Dienstagabend und heute Morgen einen vorsichtigen Ausblick vorgelegt hat. Im Fokus steht vor allem die Frage, ob die Belastungen aus der Sanierung von Steel Europe durch den Wertbeitrag von TKMS aufgefangen werden können.
Die Fakten im Überblick
Die neue Prognose für 2025/26 markiert eine klare Zäsur:
- Erwarteter Nettoverlust: 400 bis 800 Mio. Euro
- Haupttreiber: hohe Rückstellungen für die Sanierung von Steel Europe
- Erwartetes bereinigtes EBIT: 500 bis 900 Mio. Euro
- Free Cashflow vor M&A: voraussichtlich negativ
- TKMS: Rekordauftragsbestand von 18,2 Mrd. Euro und konkrete Dividendenpläne im Spin-off-Fall
Damit rückt der Konzernumbau noch stärker ins Zentrum. Der Stahlbereich bleibt das Sorgenfeld, während die Marinesparte zum Stabilitätsanker wird.
Stahl-Sanierung drückt Ergebnis
Operativ hat Thyssenkrupp das Geschäftsjahr 2024/25 mit einem bereinigten EBIT von 640 Mio. Euro ordentlich abgeschlossen. Dennoch zeichnet das Management für 2025/26 ein deutlich schwächeres Bild. Grund sind vor allem die umfangreichen Restrukturierungen bei Steel Europe.
Die am 1. Dezember 2025 finalisierte Einigung mit der IG Metall zu Stellenabbau und Kapazitätsreduzierungen schafft zwar Klarheit, ist aber teuer. Hohe Rückstellungen für diese Maßnahmen führen dazu, dass der Konzern für das kommende Geschäftsjahr nun einen Nettoverlust von bis zu 800 Mio. Euro einkalkuliert. Auch das bereinigte EBIT soll mit 500 bis 900 Mio. Euro spürbar unter den bisherigen Markterwartungen liegen.
Besonders kritisch sehen fundamental orientierte Investoren, dass der Free Cashflow vor M&A negativ ausfallen soll. In einem ohnehin schwierigen europäischen Stahlumfeld – geprägt von Billigimporten aus Asien und einer schwachen Auto-Nachfrage – unterstreicht das die finanzielle Belastung der Sanierung.
TKMS als Gegengewicht
Auf der anderen Seite steht die Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), die zunehmend zur Ertragsstütze wird. Der Auftragsbestand im U-Boot- und Marineschiffbau liegt mit 18,2 Mrd. Euro auf Rekordniveau. Für den geplanten Börsengang oder Spin-off stellt das Management bereits eine Ausschüttungsquote von 30 bis 50 Prozent in Aussicht, sobald TKMS eigenständig gelistet ist.
Teile des Marktes bewerten den Konzern daher immer weniger als reinen Stahlproduzenten, sondern stärker als Technologie- und Rüstungsverbund. Die beibehaltene Dividende von 0,15 Euro je Aktie wirkt dabei als kleines Trostpflaster inmitten der Gewinnwarnung, ändert aber nichts an der Belastung durch die Stahlseite.
Analystenurteile und Kursbild
Die Banken reagieren umgehend auf den neuen Ausblick. Deutsche Bank Research bestätigt zwar die Einstufung „Hold“, setzt das Kursziel aber bei 10,00 Euro an und verweist auf die anhaltenden Unsicherheiten im Stahlgeschäft. Gleichzeitig sehen die Analysten im aktuellen Kursniveau bereits einen großen Teil der Risiken reflektiert.
Deutlich konstruktiver zeigt sich die Bank of America. Sie hält an ihrer Kaufempfehlung fest und fokussiert sich vor allem auf den potenziellen Werthebel durch den geplanten TKMS-Spin-off, der den sogenannten Konglomeratsabschlag reduzieren könnte.
Charttechnisch steckt der Titel in einer Konsolidierungsphase:
- Der Kurs liegt mit 8,82 Euro rund 8–9 % unter dem 50-Tage- und 200-Tage-Durchschnitt.
- Vom 52-Wochen-Hoch bei 13,24 Euro ist die Aktie etwa ein Drittel entfernt, gegenüber dem Tief bei 3,86 Euro bleibt der Abstand jedoch komfortabel positiv.
- Der RSI von 68,2 signalisiert ein erhöhtes, aber noch nicht extrem überkauftes Niveau, passend zu einer volatilen Bodenbildung.
Zuletzt wurde der Rückgang unter die gleitenden Durchschnitte im Tagesverlauf immer wieder von Käufern genutzt, was auf eine erste technische Stabilisierung hindeutet.
Ausblick: Zwei Hebel entscheiden
Für die nächsten Monate kristallisieren sich zwei klare Treiber heraus:
- TKMS-IPO-Fahrplan: Im ersten Quartal 2026 werden vom Markt konkrete Schritte und ein Zeitplan für die Verselbstständigung von TKMS erwartet. Klare Details zu Bewertung, Struktur und Dividendenpolitik könnten einen wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Gesamtkonzerns haben.
- Umsetzung der Stahl-Agenda: Die Effizienzmaßnahmen bei Steel Europe müssen operative Verbesserungen bringen, ohne dass weitere, unerwartete Kostenwellen entstehen. Hier wird sich zeigen, ob die jetzt gebildeten Rückstellungen ausreichen.
Kurzfristig spricht vieles für eine erhöhte Schwankungsbreite, da Anleger die Gewinnwarnung gegen das Potenzial des TKMS-Spin-offs abwägen. Aus technischer Sicht wäre ein nachhaltiger Anstieg über die Zone um 9,50 Euro ein wichtiges Signal dafür, dass der Markt den Umbaupfad trotz der aktuellen Verluste zunehmend akzeptiert.
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