Redcare Pharmacy Aktie: dm kommt

Der Markteintritt von dm-drogerie markt in den Online-Apothekenmarkt war lange befürchtet – seit dieser Woche ist er Realität. Doch statt eines Kursrutsches zeigt die Redcare Pharmacy Aktie Widerstandskraft. Die Frage ist: Wurde das Worst-Case-Szenario bereits eingepreist?

Am Mittwoch startete dm offiziell seinen Versandservice für rezeptfreie Medikamente aus einem neuen Vertriebszentrum in Tschechien. Die Reaktion an der Börse überraschte: Statt Panikverkäufen folgte eine klassische "Sell the rumor, buy the news"-Bewegung. Die Aktie legte am Dienstag rund 3,9 Prozent zu und stabilisierte sich seitdem im Bereich von 62 bis 63 Euro.

Logistik-Offensive als Gegenstrategie

Redcare hatte sich auf den Wettbewerber vorbereitet. Erst am 11. Dezember weihte das Unternehmen ein neues Hochleistungs-Logistikzentrum in Tschechien ein – gezielt ausgelegt für die effizientere Belieferung des österreichischen und süddeutschen Markts. Die zeitliche Nähe zum dm-Start dürfte kein Zufall sein.

Der Druck durch dm konzentriert sich vor allem auf das OTC-Segment, also rezeptfreie Produkte. Redcare setzt jedoch verstärkt auf das verschreibungspflichtige Geschäft (Rx), das seit der flächendeckenden Einführung des E-Rezepts in Deutschland an Bedeutung gewonnen hat. Die "Super-App"-Strategie soll Kunden durch Zusatzservices binden – ein direkter Kontrapunkt zum reinen Preiskampf.

Marktreaktion mit Vorsicht

Das Handelsvolumen blieb in den vergangenen Tagen erhöht, was auf aktives institutionelles Interesse hindeutet. Analysten werten die Kursstabilität als Zeichen dafür, dass die Bedrohung durch dm bereits während des Kursrückgangs im laufenden Jahr weitgehend eingepreist wurde. UBS bestätigte im Dezember das "Neutral"-Rating und verwies auf ein ausgewogeneres Chance-Risiko-Profil bei der aktuellen Bewertung.

Die kommenden Quartalszahlen werden zeigen, ob dm tatsächlich nennenswerte Marktanteile gewinnt oder ob Redcares Kundenbindung stärker ist als befürchtet. Solange die Unterstützung um 60 Euro hält, bleibt das technische Bild kurzfristig neutral bis leicht konstruktiv.