Oracle steht an einem spannenden Punkt zwischen strategischem Fortschritt und Finanzierungssorgen. Der frisch besiegelte TikTok-Deal sorgt für Rückenwind, während ein geplatztes Milliardenpaket für den Ausbau der KI-Infrastruktur Fragen zur Finanzierung offenlässt. Entscheidend wird, ob Oracle die Lücke bei der Projektfinanzierung schnell schließen kann – und ob der Markt die langfristigen Chancen höher bewertet als die kurzfristigen Risiken.

TikTok-Joint-Venture als Stabilitätsfaktor

Im Zentrum der aktuellen Story steht das Joint Venture rund um TikTok in den USA. Oracle ist einem Konsortium beigetreten, das die US-Aktivitäten der Video-Plattform übernimmt. Der neue Verbund wird mit rund 14 Milliarden Dollar bewertet, Oracle selbst soll dabei einen Anteil von 15 % halten.

Der strategische Wert geht jedoch deutlich über die Beteiligung hinaus. Oracle sichert sich im Rahmen der Vereinbarung die Rolle als exklusiver Cloud-Anbieter für die US-Daten von TikTok. Marktbeobachter sehen darin ein margenstarkes, langfristiges Geschäft sowie eine Bestätigung der Sicherheits- und Compliance-Fähigkeiten von Oracle Cloud Infrastructure (OCI) im Vergleich zu Wettbewerbern wie AWS.

Für die Aktie wirkt dieser Deal derzeit wie ein Anker: Nach einer schwankungsreichen Phase hat sich der Kurs zuletzt gefangen. Gestern schloss die Aktie bei 165,72 Euro, bleibt damit aber deutlich unter früheren Höchstständen.

Finanzierungslücke bei KI-Infrastruktur

Auf der Gegenseite steht eine klare Belastung: der Rückzug von Blue Owl Capital aus einer groß angelegten Projektfinanzierung. Ein geplantes Paket über 10 Milliarden Dollar zur Finanzierung des „Stargate“-KI-Rechenzentrums in Michigan ist geplatzt. In dieser Anlage mit einer Leistung von einem Gigawatt sollten unter anderem Workloads von OpenAI laufen.

Der Ausstieg von Blue Owl zwingt Oracle nun, alternative Kapitalquellen zu suchen. Laut Berichten lotet das Unternehmen Gespräche mit anderen Vermögensverwaltern aus, darunter möglicherweise Blackstone. Konkrete Vereinbarungen gibt es bislang jedoch nicht. Die Episode macht deutlich, wie kapitalintensiv der KI-Ausbau geworden ist und warum die geplanten Investitionsausgaben für das Geschäftsjahr 2026 bei cashflow-orientierten Investoren kritisch beäugt werden.

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Die jüngste Kursentwicklung zeigt diese Zerrissenheit: Auf 30-Tage-Sicht liegt die Aktie im Minus, auf Wochensicht aber wieder im Plus. Gemessen am 52-Wochen-Hoch notiert der Titel rund 41 % tiefer, was einer deutlichen Bewertungskorrektur entspricht.

Insidertransaktionen und Bewertungsbild

Ein weiteres Puzzleteil im aktuellen Bild sind Insidertransaktionen. Laut jüngsten Pflichtmeldungen haben Vizepräsident Jeffrey Henley und andere Führungskräfte in dieser Woche Transaktionen über Trust-Übertragungen und Verkäufe im Volumen von knapp 2 Millionen Dollar gemeldet. Einige Marktteilnehmer deuten dies als vorsichtige Portfolioanpassung in einem von hoher Volatilität geprägten Umfeld, ohne dass daraus allein ein grundlegender Stimmungsumschwung abgeleitet werden kann.

Die Korrektur der Aktie hat eine Art „Bewertungsreset“ eingeleitet. Der Kurs liegt nicht nur deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch, sondern auch klar unter wichtigen gleitenden Durchschnitten wie der 50- und 200-Tage-Linie, was auf anhaltenden Druck hindeutet. Gleichzeitig zeigt der RSI mit rund 69, dass der Titel technisch bereits in einen überkauften Bereich hineinläuft, nachdem sich die Aktie in den vergangenen sieben Tagen spürbar erholt hat.

Im Sektor spricht man zunehmend von einem „AI-Reality-Check“: Die Nachfrage nach Rechenleistung bleibt zwar hoch, aber die Bereitschaft von Finanzierern, gigantische Infrastrukturprojekte nahezu bedingungslos zu stemmen, nimmt ab. Beobachter ziehen Parallelen zur Zeit um 2000/2001, als Infrastrukturinvestitionen zeitweise schneller wuchsen als die unmittelbar erzielbaren Umsätze – mit entsprechendem Druck auf die Bewertungen.

Ausblick: Was jetzt zählt

Kurzfristig dürfte ein Punkt im Fokus stehen: die Schließung der 10-Milliarden-Dollar-Finanzierungslücke beim Michigan-Projekt. Eine Einigung mit einem großen Infrastrukturfonds wie Blackstone könnte die aktuell vorsichtige Stimmung rasch drehen und dem Kurs wieder Spielraum nach oben eröffnen.

Daneben spielt die technische Lage eine Rolle. In Dollar gerechnet hat sich zuletzt eine Unterstützungszone im Bereich von etwa 180 bis 190 Dollar herausgebildet. Ein Bruch dieser Zone nach unten könnte automatisierte Verkaufsprogramme auslösen, während eine Stabilisierung in der Nähe des aktuellen Niveaus als positives Signal für den Start ins Jahr 2026 gewertet werden dürfte.

Fundamental bleibt der hohe Auftragsbestand von über 100 Milliarden Dollar ein zentrales Argument der Optimisten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Oracle mit dem TikTok-Deal und einer gesicherten Finanzierung des KI-Ausbaus diese Pipeline tatsächlich in wachstumsstarke Umsätze und stabile Cashflows übersetzen kann.

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