Nel ASA stellt seine Technologieplattform neu auf und geht damit in eine entscheidende Phase. Im Zentrum steht der Schritt zur Industrialisierung der Next Generation Pressurized Alkaline Plattform am Standort Herøya in Norwegen, flankiert von deutlicher finanzieller Unterstützung aus Brüssel. Gleichzeitig lasten schwache Auftragseingänge und operative Verluste auf dem Titel – kann der Technologiefortschritt das aktuelle operative Bild mittelfristig drehen?

1-GW-Projekt als Wendepunkt

Der Vorstand hat die finale Investitionsentscheidung getroffen, die neue druckalkalische Elektrolyse-Technologie in Herøya in den industriellen Maßstab zu überführen. Geplant ist zunächst eine Produktionskapazität von bis zu 1 GW.

Der EU-Innovationsfonds unterstützt das Projekt mit Zuschüssen von bis zu 135 Mio. Euro. Diese Mittel sollen rund 60 % der relevanten Investitions- und operativen Kosten abdecken. Mit der Investitionsentscheidung wurde bereits eine erste Meilensteinzahlung von mehr als 10 Mio. Euro ausgelöst.

Wesentliche Projektdaten:

  • Anfangskapazität: Bis zu 1 GW
  • Investitionsvolumen: Rund 300 Mio. NOK vor Fördermitteln
  • Kommerzieller Start: Erstes Halbjahr 2026
  • Volumenlieferungen: Ab 2027
  • Langfristiges Ziel: 4 GW Jahreskapazität

Damit schließt Nel ein siebenjähriges Entwicklungsprogramm ab und leitet den Übergang von der Technologieentwicklung zur Skalierung ein.

Zahlen zeigen weiterhin Druck

Während technologisch ein wichtiger Schritt gelingt, spiegeln die jüngsten Quartalszahlen die angespannte Lage im laufenden Geschäft wider. Im zweiten Quartal 2025 kam es zu deutlichen Rückgängen auf breiter Basis:

  • Umsatz: minus 48 % im Jahresvergleich auf 174 Mio. NOK
  • Neue Aufträge: minus 74 % auf 71 Mio. NOK
  • Auftragsbestand: minus 40 % auf 1,249 Mrd. NOK
  • Aufträge für alkalische Elektrolyseure: minus 94 %
  • EBITDA-Verlust: 86 Mio. NOK
  • Operativer Mittelabfluss: 121 Mio. NOK

Die Stornierung eines 40-MW-Auftrags für einen alkalischen Elektrolyseur durch Statkraft verdeutlicht das schwierige Marktumfeld zusätzlich. Nel reagiert mit Stellenabbau und einem umfassenden Sparprogramm, um den Cash-Abfluss zu begrenzen.

Neue Plattform soll Kosten deutlich senken

Die Next Generation Pressurized Alkaline Plattform soll gegenüber bestehenden Systemen deutliche Effizienzgewinne bringen. Nach Unternehmensangaben bietet sie:

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  • rund 80 % geringere Flächenanforderung,
  • 40–60 % niedrigere Investitionskosten (Capex),
  • einen Energieverbrauch von unter 50 kWh je Kilogramm Wasserstoff.

Die modulare, skid-basierte Bauweise macht eigene Gebäude weitgehend überflüssig und vereinfacht Planung, Logistik und Installation. Vollmaßstäbliche Prototypen am Standort Herøya haben laut Nel eine marktführende Systemeffizienz bestätigt.

Atmosphärische Linien auf dem Prüfstand

Der strategische Fokus auf druckalkalische Technologie hat Folgen für bestehende Kapazitäten. Nel überprüft die Buchwerte von zwei derzeit stillgelegten 500-MW-Produktionslinien für atmosphärische alkalische Elektrolyseure in Herøya. Das signalisiert eine klare Verschiebung der Ressourcen in Richtung der neuen Plattform.

Einzelaufträge stützen kurzfristig

Trotz schwacher Gesamtnachfrage konnte Nel im November 2025 einen größeren PEM-Elektrolyseur-Auftrag mit einem Volumen von über 50 Mio. US-Dollar gewinnen. Die Anlagen sind für die Wasserstoffprojekte HyFuel und Kaupanes in Norwegen vorgesehen.

Zudem hat das Unternehmen mit GreenH eine Vereinbarung geschlossen, als Technologieanbieter für Projekte in Kristiansund und Slagentangen aufzutreten.

Eine Partnerschaft mit Samsung E&A mündete in die Entwicklung der modularen „CompassH2“-Anlagenlösung auf Basis der alkalischen Technologie von Nel. Darüber hinaus will Nel zusammen mit HydePoint modulare Wasserstoffsysteme für Offshore- und küstennahe Anwendungen entwickeln. Grundlage ist dazu ein unterzeichnetes Memorandum of Understanding.

Analysten bleiben zurückhaltend

Das aktuelle Analystenurteil fällt überwiegend vorsichtig aus. Der Konsens liegt bei „Underperform“, 14 Analysten decken das Unternehmen ab. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 2,28 NOK und liegt damit nahe am jüngsten Kursniveau. Citi hat sein Ziel zuletzt moderat von 2,50 NOK auf 2,70 NOK angehoben.

Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 14 % verloren. Auf Zwölfmonatssicht summiert sich das Minus auf mehr als 22 % und liegt damit deutlich unter der Wertentwicklung des OBX Total Return Index.

Entscheidende Jahre bis 2027

Die kommenden Jahre werden darüber entscheiden, ob Nel die Lücke zwischen technologischem Anspruch und kommerzieller Realität schließen kann. Entscheidend sind der planmäßige kommerzielle Start der neuen Plattform im ersten Halbjahr 2026, der Hochlauf zu Volumenlieferungen ab 2027 und gleichzeitig ein spürbarer Rückgang des Cash-Burns durch Kostendisziplin.

Wie gut das Unternehmen den Spagat aus EU-finanzierter Kapazitätserweiterung und einem derzeit angespannten Tagesgeschäft meistert, dürfte maßgeblich bestimmen, welchen Platz Nel in der entstehenden grünen Wasserstoffindustrie einnimmt.

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