IREN vollzieht den radikalen Umbau vom Bitcoin-Miner zum KI-Infrastrukturanbieter – und zahlt dafür einen hohen Preis in Form massiver Verwässerung. Eine frische Milliardenfinanzierung soll den Großauftrag von Microsoft absichern, sorgt an der Börse aber zugleich für Druck und Unsicherheit. Im Kern steht die Frage, ob die vertraglich gesicherten KI-Erlöse die Belastungen durch neue Aktien und Wandelanleihen aufwiegen können.

Milliarden für den Microsoft-Deal

Auslöser der jüngsten Kursbewegungen ist der Abschluss einer groß angelegten Kapitalmaßnahme, die innerhalb der vergangenen 24 Stunden bestätigt wurde. IREN hat knapp 4 Milliarden US-Dollar eingesammelt, um den im November vereinbarten Fünfjahresvertrag mit Microsoft im Volumen von 9,7 Milliarden US-Dollar vorzufinanzieren.

Die Finanzierung setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen:

  • Ausgabe neuer Stammaktien im Wert von rund 1,6 Milliarden US-Dollar
  • Platzierung von Wandelanleihen (Convertible Notes) über etwa 2,3 Milliarden US-Dollar

Damit fließt dem Unternehmen eine massive Liquiditätsspritze zu, die direkt in den Aufbau von KI-Rechenzentren für Microsoft fließen soll. Genau diese Verwässerung der Altaktionäre sorgte allerdings für eine nervöse Marktreaktion: Am Donnerstag rutschte die Aktie im frühen Handel zeitweise deutlich ab, konnte sich zum US-Börsenschluss aber wieder fangen.

Unterm Strich steht IREN nach starken Monaten dennoch deutlich höher als zu Jahresbeginn. Auf Eurobasis liegt das Papier trotz der jüngsten Korrektur seit Jahresanfang immer noch rund 266 % im Plus, zugleich aber gut 44 % unter dem 52-Wochen-Hoch – ein klares Signal für hohe Erwartungen, aber auch für zunehmende Zweifel an der Finanzierungskonstruktion.

Strategische Wende mit hohem Risiko

Inhaltlich dreht sich die aktuelle Neubewertung um den Strategiewechsel: Weg vom reinen Bitcoin-Mining, hin zum vertikal integrierten KI-Infrastrukturspieler. Analysten betonen, dass die nächsten 12 bis 18 Monate entscheidend sein dürften, ob dieser Plan aufgeht.

Das bullische Argument:
IREN verfügt über langfristig gesicherte Stromkapazitäten von 3 Gigawatt zu sehr wettbewerbsfähigen Kosten von rund 0,05 US-Dollar pro Kilowattstunde. Diese günstige Energieversorgung ist ein Schlüsselfaktor für den Betrieb großer Rechenzentren und damit ein wichtiges Asset im KI-Wettlauf. Noch steht die KI-Kapazität aber erst bei einer Auslastung von 16 %. Der Markt bewertet also im Wesentlichen eine Skalierung, die erst noch realisiert werden muss.

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Dem gegenüber steht eine deutlich höhere finanzielle Belastung. Die 2,3 Milliarden US-Dollar an Wandelanleihen erhöhen die Verschuldung spürbar und schaffen einen sogenannten „Convertible Overhang“: Je näher sich der Kurs künftig den Wandlungspreisen nähert, desto größer ist die Gefahr, dass neue Aktien aus den Anleihen den Kursanstieg ausbremsen. Hinzu kommt, dass der Titel seit seinem Hoch im November in US-Dollar gerechnet etwa 40 % verloren hat – ein Zeichen dafür, dass viele Investoren die Verwässerung und die Kapitalkosten kritisch sehen.

Wachstum gegen Verwässerung abgewogen

Ein Blick auf die Jahresentwicklung zeigt, wie stark die Erwartungen bereits im Kurs stecken: Trotz der jüngsten Schwächephase liegt die Aktie auf Jahressicht immer noch rund 190 % im Plus, die 30-Tage-Performance von etwa -22 % spiegelt aber die deutliche Korrektur der vorherigen KI-Euphorie wider.

Diese Bewegung lässt sich im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückführen:

  • Anpassung der Kursfantasie nach Bekanntgabe der konkreten Finanzierungsstruktur
  • Einordnung der hohen Kapitalkosten gegenüber den langfristigen Einnahmen aus dem Microsoft-Vertrag

Im sektoralen Umfeld agiert IREN besonders volatil. Schwächere Zahlen eines großen Softwareanbieters hatten den KI-Infrastrukturkomplex zwar zwischenzeitlich belastet, doch die spezifischen Nachrichten rund um die abgeschlossene Finanzierung sorgten dafür, dass sich die Aktie zeitweise davon lösen konnte und charttechnisch versucht, eine neue Basis auszubilden.

Technische Lage und Ausblick

Kurzfristig bleibt die Aktie stark schwankungsanfällig. Aus technischer Sicht ist auffällig, dass der Kurs mit 37,24 € klar unter dem 50-Tage-Durchschnitt von 46,63 € notiert, gleichzeitig aber immer noch deutlich über dem 200-Tage-Durchschnitt von 22,88 €. Der Relative-Stärke-Index (RSI) um 51 signalisiert derzeit weder überkauftes noch überverkauftes Terrain.

Fundamental richten sich die Blicke nun auf zwei Punkte:

  • Die nächsten Quartalszahlen, um den Fortschritt beim Umsatzmix hin zu KI-Dienstleistungen zu erkennen
  • Konkrete Updates zum Bau- und Hochlauf der neuen Rechenzentren und zur Steigerung der Auslastung über die bisherigen 16 % hinaus

Analystenseitig überwiegt in der Vorlage weiterhin eine positive Grundhaltung. Der Konsens liegt bei einer „Buy“-Einstufung und einem durchschnittlichen Kursziel von 72,56 US-Dollar – das entspräche aus aktueller Sicht einem deutlichen Aufwärtspotenzial, sofern der Ausbau planmäßig gelingt.

Für die kommenden Monate wird entscheidend sein, ob das Management die zugesagte Skalierung der KI-Kapazitäten tatsächlich umsetzen kann und ob der Cashflow aus dem Microsoft-Vertrag spürbar anzieht. Gelingt dies, könnte die aktuelle Phase als Konsolidierung in einem größeren Aufwärtstrend enden; bleiben Meilensteine beim Ausbau der Rechenzentren dagegen aus, dürfte die Verwässerung die Wahrnehmung der Aktie längerfristig belasten.

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