Intel Aktie: Führung im Fokus
Intel stellt seine Führungsriege neu auf, treibt den Konzernumbau voran und rückt zugleich das Verhältnis zu Washington ins Zentrum. Parallel laufen fortgeschrittene Gespräche über eine milliardenschwere KI-Übernahme, die heikle Governance-Fragen aufwirft. Für Anleger stellt sich damit vor allem eines: Wie stabil ist der aktuelle Turnaround, wenn Strategie, Politik und persönliche Verflechtungen so eng zusammenlaufen?
Washington rückt ins Zentrum
Mit Wirkung zum 15. Dezember hat Intel Robin Colwell zur Senior Vice President Government Affairs ernannt. Colwell war zuvor stellvertretende Assistentin von US-Präsident Donald Trump und Vizechefin des Nationalen Wirtschaftsrats – Erfahrung genau dort, wo die Weichen für Industriepolitik und Subventionen gestellt werden.
Die Position ist für Intel aktuell besonders wichtig, weil der Bund selbst eine zentrale Rolle im Aktionariat spielt. Die Regierung der Trump-Administration hatte im Sommer einen Anteil von 8,9 Milliarden US‑Dollar an Intel verhandelt und ist damit größter Einzelaktionär des Chipkonzerns.
CEO Lip‑Bu Tan betonte die strategische Bedeutung der Personalie. Colwell solle Intel durch ein komplexes politisches Umfeld steuern und Lösungen liefern, die Politik, Unternehmen und weitere Stakeholder berücksichtigen.
Weitere Schlüsselpositionen werden ebenfalls neu besetzt:
- Robin Colwell – Senior Vice President Government Affairs (ehemalige stellv. NEC-Direktorin unter Trump)
- Annie Shea Weckesser – Chief Marketing and Communications Officer (kommt von KI-Spezialist SambaNova, dort zuvor CMO)
- Pushkar Ranade – Interim Chief Technology Officer (folgt auf Sachin Katti, der zu OpenAI gewechselt ist)
- James Chew – Vice President Intel Government Technologies
Diese Umbauten sollen den Konzern in der kritischen Umbauphase strategisch neu ausrichten – technologisch, politisch und kommunikativ.
SambaNova-Deal: KI-Schub mit Beigeschmack
Besonders sensibel ist die geplante Übernahme des KI-Chip-Start-ups SambaNova Systems. Laut Medienberichten befindet sich Intel in weit fortgeschrittenen Gesprächen, SambaNova für rund 1,6 Milliarden US‑Dollar inklusive Schulden zu übernehmen.
Brisant: Intel-Chef Lip‑Bu Tan ist gleichzeitig Chairman von SambaNova. Außerdem war seine Investmentfirma Walden Catalyst früh an dem KI-Spezialisten beteiligt. Damit drängen sich Governance-Fragen auf, etwa zu möglichen Interessenkonflikten bei der Deal-Struktur oder der Bewertung.
Die Berufung von Annie Shea Weckesser, der früheren Marketingchefin von SambaNova, zur neuen Kommunikationschefin von Intel verstärkt die inhaltliche und personelle Verzahnung beider Unternehmen zusätzlich. Aus Marktsicht würde ein Zukauf wie SambaNova Intels KI-Geschichte klar stärken – gleichzeitig steigt der Druck, die Transaktion sauber und transparent aufzusetzen.
Turnaround unter Druck
Nach einem außergewöhnlich starken Lauf seit Jahresbeginn ist die Aktie zuletzt ins Schwanken geraten. In Euro gerechnet liegt der Kurs mit 31,75 Euro zwar immer noch rund 61 % über dem Niveau zu Jahresbeginn, hat sich aber spürbar vom 52‑Wochen-Hoch bei 37,52 Euro Anfang Dezember entfernt.
Mehrere Belastungsfaktoren spielen hier eine Rolle:
- Kritik an Tests von Fertigungsequipment des US-Unternehmens ACM Research, dem Verbindungen zu sanktionierten chinesischen Firmen nachgesagt werden
- Skepsis gegenüber möglichen Interessenkonflikten von CEO Lip‑Bu Tan bei Deals, von denen auch sein Venture-Portfolio profitieren könnte
- Der Abgang von Technologiechef Sachin Katti zu OpenAI im November, der Fragen nach Stabilität und Kontinuit im Technikteam auslöst
Unterm Strich bleibt die Aktie nach einer langen Rally hochvolatil, wie auch eine annualisierte 30‑Tage‑Volatilität von knapp 59 % signalisiert.
Apple-Fantasie als Kurstreiber
Der wohl wichtigste Treiber der starken Kursentwicklung über das Jahr war die Spekulation um einen Foundry-Großauftrag von Apple. Der gut vernetzte Analyst Ming‑Chi Kuo berichtete Ende November, Apple bereite aktiv die Qualifizierung von Intels 18A-Prozessknoten für künftige M‑Serie‑Chips vor, mit einem möglichen Start ab 2027.
Eine solche Partnerschaft wäre ein starkes Signal für die Erfolgschancen von Intels Foundry-Strategie. Gleichzeitig würde sie Apples Abhängigkeit von Taiwan Semiconductor spürbar reduzieren. Genau diese Perspektive – Validierung der Technologie und ein potenziell langfristiger Hochvolumen-Kunde – erklärt einen Großteil der Rally des Papiers in den vergangenen Monaten.
Kapazitätsausbau und Kostensenkung
Neben der politischen und strategischen Komponente arbeitet Intel auch operativ am Fundament des Turnarounds.
Am 2. Dezember kündigte das Unternehmen ein Investitionsprogramm von 208 Millionen US‑Dollar für den Ausbau der Montage-, Test- und Advanced-Packaging-Kapazitäten in Malaysia an. Damit adressiert Intel Engpässe im sogenannten Back-End der Chipproduktion, die sich in der gesamten Branche als Flaschenhals erwiesen haben. Die Börse honorierte die konkrete Maßnahme: Am Tag der Ankündigung legte die Aktie zweistellig in US‑Dollar zu, begleitet von hohem Handelsvolumen – ein Signal für starkes institutionelles Interesse.
Parallel treibt Intel eine harte Restrukturierung voran. Der Konzern hat den Großteil eines Programms zur Reduktion der Kernbelegschaft um 15 % umgesetzt. Ende 2025 sollen noch rund 75.000 Kernmitarbeiter an Bord sein, nach über 100.000 zu Beginn des Jahres. Ziel sind nachhaltig niedrigere Kosten, höhere Effizienz und eine fokussiertere Organisation.
Fazit: Viel Potenzial, hoher Anspruch
Intel versucht gleichzeitig, das Verhältnis zu Washington zu festigen, eine große KI-Übernahme mit möglichem Interessenkonflikt zu stemmen, einen potenziellen Mega-Kunden wie Apple zu gewinnen und die eigene Fertigung global breiter aufzustellen – alles flankiert von einem tiefen Stellenabbau. Der Turnaround bleibt damit ambitioniert: Gelingt die saubere Umsetzung dieser vielen Baustellen, hat die Aktie nach der starken Vorleistung fundamentalen Rückenwind, doch jede Verzögerung oder Governance-Panne könnte die zuletzt aufgebaute Vertrauensbasis schnell wieder brüchig machen.
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