Gerresheimer Aktie: Doppelter Druck
Short-Attacke und Index-Abstieg innerhalb weniger Tage – für Gerresheimer türmen sich gleich mehrere Belastungsfaktoren auf. Der deutliche Rebound zum Wochenschluss wirkt da eher wie eine Atempause als wie eine Trendwende. Wie stark sind die Folgen dieses Doppelschlags?
Short-Seller zielen auf Bilanz und Übernahme
Auslöser der jüngsten Turbulenzen ist ein Bericht des Leerverkäufers Morpheus Research. Der Spezialverpackungshersteller wird darin scharf angegriffen, insbesondere mit Blick auf:
- „Bill-and-Hold“-Transaktionen in der Umsatzrealisierung
- die bilanzielle Behandlung der Bormioli-Übernahme
- die Verschuldungssituation des Konzerns
Morpheus Research setzt auf weiter fallende Kurse. Solche Reports sorgen erfahrungsgemäß sofort für Nervosität bei professionellen Investoren, unabhängig davon, ob sich die Vorwürfe später bestätigen oder nicht. Der Vertrauensschaden entsteht in der Regel deutlich schneller als die Aufklärung.
Chartseitig zeigt sich der Verlust an Vertrauen klar: Trotz einer Erholung um gut 5,7 % auf 27,76 Euro am Freitag liegt die Aktie auf Jahressicht mehr als 60 % im Minus. Der Abstand zum 52-Wochen-Hoch von 82 Euro beträgt rund zwei Drittel – ein massiver Rückschlag für einen früheren MDAX-Titel.
MDAX-Abstieg verstärkt den Verkaufsdruck
Parallel zum Short-Angriff kam die zweite negative Nachricht: Die Deutsche Börse stuft Gerresheimer vom MDAX in den SDAX ab. Hintergrund ist die stark geschrumpfte Marktkapitalisierung im Streubesitz.
Die Folgen des Index-Abstiegs im Überblick:
- Zwangsverkäufe durch ETFs: MDAX-Indexfonds müssen die Position bis zum Stichtag 22. Dezember vollständig abbauen.
- Geringere Liquidität: Im SDAX ist das Handelsvolumen üblicherweise niedriger, was Kursbewegungen verstärken kann.
- Reputationsschaden: Der Abstieg dokumentiert den massiven Wertverlust auch institutionell.
Damit treffen fundamentale Zweifel (Short-Seller-Vorwürfe) und technischer Verkaufsdruck (Index-Umschichtungen) zeitlich zusammen – eine ungünstige Konstellation, gerade für einen Wert, der ohnehin unter Performancedruck steht.
Großinvestoren reduzieren Engagement
In den Stimmrechtsmeldungen zeigt sich die Verunsicherung großer Adressen. Statt neuer Ankerinvestoren dominieren zuletzt Rückzüge:
- Banken wie Societe Generale und Goldman Sachs haben ihre Positionen verkleinert.
- Frühere Spekulationen über einen breiten Einstieg institutioneller Investoren relativieren sich damit deutlich.
Das steht im Kontrast zu Aktivitäten des aktivistischen Investors Active Ownership (AOF), der bereits im Sommer Anteile aufgebaut und mit Klaus Röhrig einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsandt hat. Während AOF also auf Einflussnahme und Wertsteigerung setzt, agieren systemische Häuser derzeit eher als Verkäufer – ein klares Signal für ein erhöhtes Risikobewusstsein im Markt.
Analysten: Begrenztes Abwärtspotenzial, keine schnelle Erholung
Die Analystenseite reagiert zurückhaltend auf die Ereignisse. Zwar sehen die Experten auf dem stark gefallenen Kursniveau keinen großen zusätzlichen Spielraum nach unten, von einer raschen Erholung ist aber ebenso wenig die Rede.
- UBS: Rating „Neutral“, Kursziel 29 Euro
- Berenberg: „Hold“, Kursziel 30 Euro
Beide Zielmarken liegen nur geringfügig über dem jüngsten Schlusskurs von 27,76 Euro und deuten eher auf eine mögliche Bodenbildungsphase als auf eine dynamische Gegenbewegung hin. Technisch passt dazu ein extrem niedriger RSI von 17,7, der auf einen überverkauften Zustand hindeutet – ob daraus mehr wird als Zwischenerholungen, bleibt offen.
Fazit: Erholung mit Fragezeichen
Gerresheimer steckt in einer heiklen Kombination aus:
- Vertrauensverlust durch Short-Seller-Vorwürfe
- anhaltendem Abwärtstrend mit großem Abstand zur 200-Tage-Linie (rund -38 %)
- zusätzlichem Verkaufsdruck durch den MDAX-Abstieg und ETF-Umschichtungen
- vorsichtigen Analysten mit nur leicht über dem aktuellen Niveau liegenden Kurszielen
Die Erholung zum Wochenschluss wirkt vor diesem Hintergrund eher wie ein technischer Gegenimpuls – möglichweise auch getrieben durch Eindeckungen einzelner Leerverkäufer – als wie eine klare Trendwende. Entscheidend für die nächsten Wochen dürfte sein, ob die Index-Umschichtungen bis zum 22. Dezember ohne weitere Verwerfungen durchlaufen und ob das Management die im Morpheus-Report erhobenen Vorwürfe substanziell und nachvollziehbar entkräften kann; erst dann hätte eine nachhaltige Stabilisierung des Titels eine belastbare Grundlage.
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