Der Indexwechsel ist beschlossen: Gerresheimer verliert den Platz im MDAX und rutscht ab kommendem Montag, 22. Dezember 2025, in den SDAX. Damit geht es nicht nur um Prestige, sondern um ganz handfeste Folgen für Liquidität, Investorenbasis und Kursentwicklung. Wie stark wiegt dieser Schritt in einer Phase, in der ohnehin mehrere Belastungsfaktoren gleichzeitig auf die Aktie einwirken?

MDAX-Exit als technischer Belastungsfaktor

Die Entscheidung der Deutschen Börse zwingt alle MDAX-ETFs und physisch replizierenden Indexfonds zum Handeln. Sie müssen ihre Gerresheimer-Bestände bis zum Stichtag vollständig verkaufen, um den neuen Indexzuschnitt korrekt abzubilden.

Das Problem:
Das in MDAX-Produkten gebundene Vermögen ist deutlich größer als im SDAX. Die potenzielle Nachfrage aus SDAX-ETFs und -Fonds kann den Verkaufsdruck daher kurzfristig nicht ausgleichen. Die Folge ist ein technischer Angebotsüberhang, der derzeit klar auf den Kurs drückt.

Marktteilnehmer rechnen vor allem in den Schlussauktionen dieser Woche mit erhöhten Schwankungen, wenn die Umschichtungsprogramme der institutionellen Investoren umgesetzt werden.

Stimmrechte: BNP Paribas steigt komplett aus

Zusätzlichen Druck bringt die veränderte Aktionärsstruktur. Die französische Großbank BNP Paribas hat ihre Beteiligung nahezu vollständig aufgegeben. Laut der Stimmrechtsmitteilung zur Schwellenberührung vom 2. Dezember 2025 hält BNP Paribas nun 0,00 Prozent der Stimmrechte, nachdem der Anteil zuvor bei über 4 Prozent lag.

Wichtige Punkte im Überblick:

  • MDAX-Abstieg: Zwingt MDAX-ETFs und -Fonds zu Verkäufen bis 22. Dezember
  • Großaktionär: BNP Paribas reduziert Stimmrechte von >4 % auf 0,00 %
  • Short-Seller-Druck: Bericht von Morpheus Research zu Bilanzierungs- und Verschuldungsthemen
  • Kursniveau: Schlusskurs gestern bei 28,04 Euro, rund 60 % Verlust seit Jahresbeginn

Dieser komplette Rückzug eines großen institutionellen Investors fällt in eine ohnehin sensible Phase. Das verbreitete Narrativ, wonach professionelle Anleger die gefallenen Kurse offensiv zum Einstieg nutzen, wird durch diesen Schritt klar relativiert.

Short-Seller und Bilanzkritik

Parallel zum Indexabstieg bleibt die Aktie ein Ziel für Leerverkäufer. Der Short-Seller Morpheus Research hat seine Position mit dem Vorwurf „aggressiver Bilanzierungsmethoden“ begründet. Im Fokus stehen dabei insbesondere:

  • die Qualität des ausgewiesenen organischen Wachstums
  • die Entwicklung und Struktur der Verschuldung

Unabhängig davon, wie diese Vorwürfe im Detail zu bewerten sind, sorgen solche Berichte in der aktuellen Marktlage für Zurückhaltung auf der Käuferseite. Risikoaverse Investoren meiden Titel, die im Zentrum von Short-Attacken stehen, häufig so lange, bis das Management die Kritik detailliert und mit Zahlen unterlegt adressiert hat.

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Schwache Performance und technische Ausgangslage

Auch aus Performance-Sicht zeigt sich das angeschlagene Bild deutlich. Die Aktie schloss gestern bei 28,04 Euro und liegt damit:

  • rund 60 % unter dem Niveau vom Jahresanfang (YTD -60,06 %)
  • mehr als 64 % unter dem Stand vor zwölf Monaten
  • etwa 66 % unter dem 52-Wochen-Hoch von 82,00 Euro

Nachdem im November ein Tief bei 23,50 Euro markiert wurde, hat sich der Kurs zwar etwas gelöst, bleibt aber klar im unteren Bereich der Jahresspanne. Der aktuelle Wert liegt knapp 19 % über dem 52-Wochen-Tief, aber weit vom langfristigen Durchschnitt entfernt: Der Abstand zur 200-Tage-Linie beträgt rund -37 %.

Hinzu kommt ein sehr niedriger 14-Tage-RSI von 17,7, der statistisch auf einen stark überverkauften Zustand hindeutet. In Verbindung mit einer annualisierten 30-Tage-Volatilität von 36,4 % zeigt sich ein Markt, der nervös, aber noch nicht völlig außer Kontrolle ist.

Aufmerksamkeit und Liquidität: Gang in die „zweite Reihe“

Mit dem Wechsel in den SDAX verliert der Titel perspektivisch an institutioneller Sichtbarkeit. Viele internationale Fonds dürfen laut ihren Anlagerichtlinien nur in Large- und Mid Caps investieren, also vor allem in DAX- und MDAX-Werte. Gerresheimer fällt mit dem Abstieg aus diesem Raster heraus.

Die Konsequenzen auf mittlere Sicht:

  • sinkende Handelsumsätze
  • tendenziell höhere Spreads für Kauf- und Verkaufsorders
  • geringere Präsenz in Research- und Indexprodukten, die auf Mid Caps fokussiert sind

Diese strukturellen Effekte verstärken die bereits schwächere Marktstellung der Aktie.

Analysteneinschätzungen geben wenig Rückenwind

Von Analystenseite kommt derzeit keine klare Entlastung. UBS und Berenberg sehen den Wert laut Quelltext mit „Neutral“ bzw. „Hold“ eingestuft, bei Kurszielen im Bereich von 29 bis 30 Euro. Damit liegt das von ihnen gesehene Potenzial nur knapp über dem aktuellen Kursniveau um 28 Euro.

In der Praxis signalisiert das: Aus Sicht dieser Häuser besteht kurzfristig eher begrenzter Spielraum für eine deutliche Erholung, solange sich weder die Fundamentaldaten noch die Wahrnehmung der Bilanzqualität spürbar verbessern.

Fazit: Technischer Druck trifft Vertrauensdefizit

Die aktuelle Schwäche der Gerresheimer Aktie ist das Ergebnis mehrerer gleichzeitig wirksamer Faktoren. Auf der technischen Seite steht der erzwungene Abverkauf durch MDAX-ETFs und -Fonds bis zum 22. Dezember. Fundamental belastet eine Vertrauenslücke, die durch den vollständigen Ausstieg von BNP Paribas und den Short-Seller-Bericht von Morpheus Research sichtbar geworden ist.

Solange der Kursbereich um 30 Euro nicht nachhaltig und mit Volumen zurückerobert wird, bleibt das Gesamtbild angeschlagen. In den kommenden Tagen dürfte vor allem der Abschluss der Indexumschichtungen bestimmen, wie sich der Kurs entwickelt – operative Themen des Unternehmens rücken dadurch vorübergehend klar in den Hintergrund.

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