Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Innerhalb weniger Tage haben zwei renommierte Investmentbanken die Evonik-Aktie brutal herabgestuft. Kepler Cheuvreux spricht offen von „Wertvernichtung", JPMorgan sieht eine Dividendenkürzung am Horizont. Was steckt hinter dem dramatischen Vertrauensverlust? Und noch brisanter: Droht dem Spezialchemie-Riesen ein Produktionsstopp wegen leerer Gasspeicher?

Doppelschlag der Analysten: Von „Overweight" auf „Reduce"

Die Abstufungen haben es in sich. JPMorgan kippte die Evonik-Aktie von „Overweight" auf „Neutral" – und strich das Kursziel von 20 auf 14 Euro zusammen. Ein Minus von 30 Prozent. Kepler Cheuvreux ging noch einen Schritt weiter: „Reduce" statt „Hold", Kursziel nur noch 12,60 Euro.

Die zentralen Kritikpunkte der Analysten:

  • Zwei Gewinnwarnungen binnen weniger Monate
  • Schwache Nachfrage in praktisch allen Endmärkten
  • Dramatischer Währungsgegenwind durch schwachen Dollar
  • Hohe Energiekosten am Standort Deutschland
  • Chinesische Konkurrenz attackiert das Kerngeschäft Methionin
  • Kapitalrendite liegt unter den Kapitalkosten – Geld wird vernichtet

Besonders schmerzhaft: Kepler Cheuvreux hält das Management-Ziel von 2,7 Milliarden Euro EBITDA für 2027 für völlig unrealistisch. Die Analysten erwarten stattdessen magere 2 Milliarden Euro – 26 Prozent unter Plan.

Dividende in Gefahr: Free Cash Flow bricht ein

JPMorgan rechnet vor: Der Free Cash Flow wird 2025 und 2026 voraussichtlich nur etwa 70 Prozent der aktuellen Dividende abdecken. Eine Kürzung der Ausschüttung rückt damit in den Bereich des Wahrscheinlichen. Für Anleger, die auf regelmäßige Erträge setzen, eine bittere Perspektive.

Die Q3-Zahlen bestätigen den Abwärtstrend. Das bereinigte EBITDA sackte um 22 Prozent auf 448 Millionen Euro ab, der Umsatz schrumpfte um 12 Prozent. Die EBITDA-Marge rutschte von 15,1 auf 13,2 Prozent. Das Management musste die Jahresprognose auf „rund 1,9 Milliarden Euro" kappen – deutlich unter den ursprünglich avisierten 2,0 bis 2,3 Milliarden.

Gasversorgung: Tickende Zeitbombe für die Produktion?

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Ein unterschätztes Risiko verschärft die Lage: Die deutschen Gasspeicher waren zuletzt nur zu 67,1 Prozent gefüllt – im November-Durchschnitt liegt der Wert normalerweise bei über 90 Prozent. Rund 40 Prozent der Evonik-Produktion konzentrieren sich auf Deutschland.

Kepler Cheuvreux hat nachgerechnet: Jede Woche eines vollständigen Produktionsstopps würde das bereinigte EBIT 2026 um 45 Millionen Euro oder 5,3 Prozent reduzieren. Bei anhaltend niedrigen Füllständen könnte die Gasversorgung im Winter zum ernsthaften Problem werden.

Kapitalrendite unter Kapitalkosten: Wertvernichtung programmiert

Die Analysten von Kepler Cheuvreux sprechen Klartext: Bei einer prognostizierten Kapitalrendite (ROCE) von 6,4 Prozent für 2025, 6,5 Prozent für 2026 und 7,4 Prozent für 2027 vernichtet Evonik systematisch Wert. Das Unternehmensziel liegt bei 11 Prozent, die gewichteten Kapitalkosten (WACC) bei 8,2 Prozent. Mit anderen Worten: Die eingesetzten Mittel erwirtschaften nicht einmal ihre eigenen Kosten.

Umbau läuft – reicht das?

Immerhin: Das Effizienzprogramm „Evonik Tailor Made" liegt im Plan. Bis Jahresende sollen 90 Prozent aller Geschäftsbereiche reorganisiert sein. Über 740 Vollzeitstellen wurden bereits abgebaut, vor allem in Führungspositionen. Der Carve-out der Infrastruktur-Aktivitäten steht kurz vor dem Abschluss – ab Januar als separate Einheit mit Optionen für Partnerschaften oder Verkauf.

Doch die Bilanz bleibt angespannt. Nettofinanzschulden von 3,68 Milliarden Euro bedeuten das 2,4-fache des EBITDA. Die Zinsdeckung liegt bei nur 4,8 – kritisch angesichts hoher Abschreibungen. Im dritten Quartal musste Evonik zudem 170 Millionen Euro auf Oxeno-Produktionsanlagen in Deutschland und Belgien abschreiben.

Die Aktie notiert aktuell bei 12,78 Euro – genau auf dem 52-Wochen-Tief. Seit Jahresanfang hat sie fast ein Viertel an Wert verloren. Ob die Transformation schnell genug greift, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen? Die Analysten bleiben skeptisch.

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