Covestro Aktie: Unerwartete Komplikationen?
ADNOC hat bei Covestro die entscheidende Schwelle überschritten. Mit mehr als 95 Prozent der Stimmrechte in der Hand rückt der Abschied von der Börse in greifbare Nähe. Parallel kündigt Finanzvorstand Christian Baier seinen Ausstieg an – die Eigenständigkeit des Konzerns steht damit faktisch vor dem Abschluss.
ADNOC kontrolliert über 95 Prozent
Kern der aktuellen Entwicklung ist die Stimmrechtskonzentration bei ADNOC. Über die Investmentplattform XRG hält der Öl- und Chemiekonzern inzwischen 95,10 Prozent der Stimmrechte an Covestro. Diese Marke ist rechtlich zentral, weil sie den Weg für einen sogenannten Squeeze-Out freimacht.
Ein Squeeze-Out erlaubt es dem Mehrheitsaktionär, die verbliebenen Minderheitsaktionäre gegen eine Barabfindung aus dem Unternehmen zu drängen. In der Praxis bedeutet das:
- Der freie Streubesitz sinkt auf unter 5 Prozent.
- Der reguläre Handel mit der Aktie verliert an Bedeutung.
- Nach Abschluss des Verfahrens folgt in der Regel ein Delisting.
Die Übernahme, die bereits im vergangenen Jahr mit einer Annahmequote von über 91 Prozent weit vorangekommen war, tritt damit in ihre finale Phase ein. ADNOC kann Covestro nun vollständig in die eigene globale Chemiestrategie einbinden und strukturelle Entscheidungen ohne Rücksicht auf eine breite Börseninvestorenbasis treffen.
Charttechnisch spiegelt sich die neue Situation in einer auffallend ruhigen Kursentwicklung wider. Die Aktie schloss am Freitag bei 59,72 Euro und liegt damit nur rund 1,7 Prozent unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 60,74 Euro – ein typisches Bild für einen Wert, der sich eng an einem Übernahmepreis und erwarteten Abfindungsszenarien orientiert.
CFO-Baier kündigt seinen Abschied an
Parallel zur Stimmrechtsentwicklung kommt es im Vorstand zu einem wichtigen personellen Einschnitt. Finanzvorstand Christian Baier wird seinen Vertrag, der im September 2026 ausläuft, nicht verlängern.
Baier hatte eine zentrale Rolle in den Verhandlungen mit ADNOC und bei der finanziellen Steuerung der Transaktion. Vor dem Hintergrund der nun praktisch abgeschlossenen Übernahme sieht er seine Aufgabe offenbar als weitgehend erfüllt. Der Aufsichtsrat nahm die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis und leitet die Suche nach einem Nachfolger ein.
Wichtig für die Übergangsphase: Baier bleibt bis zum regulären Vertragsende im Amt. Damit soll eine geordnete Übergabe sichergestellt werden, während ADNOC die Integration von Covestro vorantreibt und die neue Eigentümerstruktur sich verfestigt.
Die Lage im Überblick
Die aktuelle Situation lässt sich auf einige zentrale Punkte verdichten:
- 95,10 % Stimmrechte: ADNOC/XRG hat die Squeeze-Out-Schwelle überschritten.
- Squeeze-Out-Szenario: Ein zwangsweises Ausscheiden der Minderheitsaktionäre gegen Barabfindung ist rechtlich möglich.
- Management-Wechsel: CFO Christian Baier scheidet im September 2026 aus, bleibt bis dahin zur Übergabe im Amt.
- Ruhige Kursentwicklung: Der Titel bewegt sich nahe am Übernahme- und Bewertungsniveau, zuletzt bei 59,72 Euro.
Der Relative-Stärke-Index (RSI) von 30,3 und eine annualisierte 30‑Tage-Volatilität von rund 8 Prozent unterstreichen das Bild: Die Aktie zeigt kaum eigene Dynamik, klassische Marktimpulse spielen praktisch keine Rolle mehr.
Konsequenzen für Aktionäre
Für verbliebene Anleger ist der Handlungsspielraum inzwischen eng. Der Kurs orientiert sich fast ausschließlich an der erwarteten Barabfindung im Rahmen des Squeeze-Out-Verfahrens. Im Raum steht dabei eine Orientierung am ursprünglichen Übernahmepreis von 62 Euro oder an einer gutachterlich ermittelten Bewertung – operative Nachrichten oder Branchentrends in der Chemieindustrie treten in den Hintergrund.
Spekulationen auf einen operativen Turnaround oder eine deutliche Neubewertung durch den Markt sind angesichts des dominierenden Mehrheitsaktionärs und des sehr geringen Streubesitzes kaum noch relevant. Entscheidend wird vielmehr, zu welchen Konditionen der Squeeze-Out konkret umgesetzt wird und zu welchem Zeitpunkt der Rückzug von der Börse formal vollzogen ist.
Fazit: Börsenkapitel vor dem Abschluss
Die Entwicklung der vergangenen Monate läuft auf ein klares Ergebnis hinaus: Mit über 95 Prozent der Stimmrechte hat ADNOC die nötige Kontrolle, um Covestro von der Börse zu nehmen. Der angekündigte Abschied von CFO Christian Baier fügt sich nahtlos in dieses Bild einer neuen Eigentümer- und Führungsstruktur ein. Für Aktionäre reduziert sich die Frage nun im Wesentlichen auf die konkrete Ausgestaltung des Squeeze-Outs und den finalen Abfindungsbetrag, mit dem das Kapitel Covestro an der Börse voraussichtlich beendet wird.
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