Nach einem Ausnahmejahr an der Börse ist bei Bloom Energy erst einmal die Luft raus. Nach dem steilen Anstieg haben Gewinnmitnahmen, Sorgen um den AI-Infrastruktur-Boom und eine ambitionierte Bewertung zu einer spürbaren Korrektur geführt. Spannend ist dabei weniger der Rücksetzer selbst, sondern die Frage, ob er vor allem Sentiment-getrieben ist oder bereits einen Bruch in der Wachstumsstory signalisiert.

Warum die Aktie unter Druck geriet

Umschwung bei AI-Infrastruktur-Stimmung

Auslöser der jüngsten Schwäche war ein Stimmungsumschwung rund um Investitionen in AI-Infrastruktur. Bloom Energy positioniert sich als Stromlieferant für energiehungrige Rechenzentren – und wird daher an der Börse wie ein Stellvertreter für das gesamte AI-Stromthema gehandelt.

Berichte vom 12. Dezember über mögliche Verzögerungen bei Data-Center-Projekten, darunter Bedenken zu Zeitplänen bei Oracle, haben Anleger verunsichert. Zwar hat Bloom Energy selbst keine Prognose angepasst, doch die Erwartungen an die Ausbaugeschwindigkeit von Rechenzentren wurden neu eingepreist. Die Aktie reagierte empfindlich auf diese veränderte Einschätzung.

Insider-Verkäufe verstärken Unsicherheit

Zusätzlichen Druck brachten umfangreiche Insider-Verkäufe. Im November 2025 trennten sich Manager und andere Insider von Aktien im Wert von über 19 Millionen US-Dollar. Nach einem Anstieg von zeitweise mehr als 400 % im Jahresverlauf war die Versuchung offenbar groß, Gewinne zu realisieren.

Diese Verkäufe fallen zeitlich in die Phase der stärksten Kursrally und haben das Vertrauen mancher Anleger belastet. Der Eindruck liegt nahe: Wer das Unternehmen gut kennt, nutzt die hohen Kurse zur Kasse – das sorgt bei externen Investoren naturgemäß für Nachfragen.

Bewertungsrisiken treten wieder in den Vordergrund

Parallel rücken Bewertungsfragen in den Fokus. Trotz vier Quartalen in Folge mit Rekordumsätzen wird die Aktie mit einem extrem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 1.300 gehandelt. Die dreistelligen Kursgewinne der vergangenen zwölf Monate waren stärker von Begeisterung für das AI-Thema als von den Fundamentaldaten getrieben.

Nach der Rally liegt der Kurs nun deutlich unter den Höchstständen, ohne dass sich an den Kerndaten des Geschäfts kurzfristig viel geändert hat. Diese Diskrepanz macht die aktuelle Korrektur zu einer Art „Realitätstest“ für die bisherige Euphorie.

Fundamentale Lage: Wachstum läuft weiter

Rekordumsätze und Margenverbesserung

Operativ zeigt Bloom Energy ein klares Wachstumstempo. Im dritten Quartal 2025 meldete das Unternehmen:

  • Umsatz: 519 Mio. US-Dollar, +57 % gegenüber dem Vorjahr
  • Bruttomarge: 29,2 % (Vorjahr: 23,8 %)
  • Operatives Ergebnis: 7,8 Mio. US-Dollar Gewinn nach einem Minus von 9,7 Mio. US-Dollar im Q3 2024

Damit hat Bloom das vierte Quartal in Folge einen Rekordumsatz erreicht und gleichzeitig den Sprung in die operative Profitabilität geschafft. Die Zahlen deuten darauf hin, dass die starke Kursbewegung nicht völlig losgelöst von der Geschäftsentwicklung stattgefunden hat – auch wenn die Bewertung inzwischen sehr ambitioniert ist.

Großpartnerschaft bietet Sichtbarkeit

Ein wichtiger Baustein für die langfristige Planung ist die im Oktober 2025 vereinbarte strategische Partnerschaft mit Brookfield Asset Management über 5 Milliarden US-Dollar. Bloom Energy soll dabei bevorzugter Onsite-Stromanbieter für Brookfields globale „AI-Fabriken“ werden. Es ist zugleich die erste Investition aus Brookfields dedizierter AI-Infrastruktur-Strategie.

Zusätzlich bestehen Beziehungen zu Großkunden wie Oracle, American Electric Power (AEP), Equinix und Amazon Web Services. Diese Namen unterstreichen die Verankerung im Data-Center-Umfeld und geben dem Wachstumspfad mehr Kontur.

Kapazitätsausbau im Plan

Um der erwarteten Nachfrage gerecht zu werden, baut Bloom Energy seine Produktionskapazität deutlich aus. Das Management bestätigt, bis Ende 2026 die jährliche Kapazität von 1 Gigawatt auf 2 Gigawatt verdoppeln zu wollen. CEO KR Sridhar spricht in diesem Zusammenhang von einer „einmal-in-einer-Generation“-Chance, die Art der Stromerzeugung und -bereitstellung neu zu definieren.

Marktumfeld: Hoher Bedarf, gemischte Signale

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Data-Center-Nachfrage bleibt strukturell stark

Trotz kurzfristiger Sorgen um Projektverzögerungen werden die langfristigen Treiber eher stärker. BloombergNEF hat seine Prognose für den weltweiten Strombedarf von Rechenzentren bis 2035 auf 106 Gigawatt angehoben – ein Plus von 36 % gegenüber der erst sieben Monate zuvor veröffentlichten Schätzung.

Die Festoxid-Brennstoffzellen von Bloom Energy adressieren genau diesen Trend: schnell verfügbare, skalierbare Onsite-Stromversorgung, die weniger abhängig von bestehender Netzinfrastruktur ist. Das macht die Technologie besonders interessant, wenn klassische Netze beim Tempo des AI-Ausbaus nicht mithalten.

Herausforderndes Umfeld im Clean-Energy-Sektor

Gleichzeitig ist das Umfeld für saubere Energien insgesamt nicht nur positiv. Der Wasserstoffsektor kämpft mit schleppender Nachfrage, wie etwa ein Bericht von Barron’s über eine von Exxon pausierte Großinvestition in sauberen Wasserstoff zeigt.

Bloom Energy hat hier einen Vorteil: Die Systeme können heute bereits mit Erdgas betrieben werden, bleiben aber perspektivisch auf Wasserstoff umrüstbar. Diese Flexibilität reduziert das Risiko, vollständig von einem einzigen Brennstofftrend abhängig zu sein.

Analysteneinschätzungen und Ausblick

Große Spannbreite bei Kurszielen

An der Wall Street gehen die Meinungen weit auseinander. Laut MarketBeat-Daten von Mitte Dezember liegt das durchschnittliche 12-Monats-Kursziel bei rund 93,77 US-Dollar und damit nahe am aktuellen Kursniveau. Die Spanne ist jedoch extrem:

  • Höchstziel: 157 US-Dollar
  • Tiefstziel: 10 US-Dollar

Diese Breite spiegelt den grundlegenden Dissens wider: Für einige steht Bloom Energy für eine dauerhafte Plattform im Bereich AI-Stromversorgung, für andere ist die Aktie ein Überflieger, der deutlich vor den Fundamentaldaten davongelaufen ist.

RBC Capital hatte im Oktober sein Kursziel von 75 auf 123 US-Dollar angehoben und ein „Outperform“-Rating bestätigt. Begründet wurde das mit Zuversicht in das Geschäftspotenzial im sogenannten „behind-the-meter“ Data-Center-Markt, also bei dezentralen Stromlösungen direkt beim Kunden.

Wichtige Termine und Kennzahlen

Für die nächsten Wochen und Monate zeichnen sich mehrere Wegmarken ab:

  • Q4-2025-Zahlen: Erwartet für Ende Januar/Anfang Februar 2026
  • Jahresziele 2025: Umsatzziel 1,65–1,85 Mrd. US-Dollar, Non-GAAP-Bruttomarge von rund 29 %
  • Brookfield-Partnerschaft: Ankündigung des ersten europäischen Standorts wird noch vor Jahresende erwartet

Wie gut Bloom Energy diese Meilensteine trifft, dürfte maßgeblich bestimmen, ob die aktuelle Korrektur als normale Verschnaufpause oder als Beginn einer längeren Neubewertung gewertet wird.

Technische Lage und aktuelle Bewertung

Bloom Energy bleibt ein hochvolatiler Titel. Allein in den vergangenen sieben Tagen hat die Aktie rund 22 % eingebüßt; auf Sicht von 30 Tagen steht ein Minus von gut 20 %. Gleichzeitig liegt die Performance seit Jahresbeginn trotz des Rückgangs noch bei über 220 %, der Kurs notiert aktuell um 73,50 Euro und damit deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch, aber weit über dem Tief.

Technisch betrachtet spiegelt der Abstand von rund 23 % zum 50-Tage-Durchschnitt und ein sehr hoher RSI von über 90 die starke Übertreibungsphase und den anschließenden Rücksetzer wider. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird nun sein, ob die starken fundamentalen Wachstumsdaten und die großen Partnerschaften das Vertrauen in das AI-Strom-Narrativ dauerhaft untermauern können.

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