Thyssenkrupp ist faktisch nicht mehr der integrierte Industriekonzern von früher. Seit der Abspaltung der Marinesparte TKMS durchläuft das Essener Traditionsunternehmen eine fundamentale Wandlung zur Holding, die der Markt derzeit neu zu bewerten versucht. Während Bewertungsmodelle eine massive Unterbewertung signalisieren, bremst die Realität im Stahlsektor die Börsenfantasie.

  • Aktueller Kurs: 9,10 Euro (-1,30 % am Freitag)
  • Performance 2025: Trotz jüngster Korrektur ein Plus von 127,55 % seit Jahresanfang
  • Struktur: Wandel zur Holding mit 51-Prozent-Mehrheit an TKMS
  • Finanzbasis: Jahresüberschuss von 532 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2024/2025

TKMS als neuer Bewertungsfaktor

Der strategische Wendepunkt liegt erst zwei Monate zurück: Am 20. Oktober 2025 brachte Thyssenkrupp seine Marinesparte (TKMS) als eigenständiges Unternehmen an die Börse. Investoren müssen sich daran gewöhnen, dass Thyssenkrupp nun primär als Holding fungiert. Da der Konzern weiterhin 51 Prozent an der Rüstungsschmiede hält, korreliert der Kurs der Thyssenkrupp Aktie direkt mit der Entwicklung der Tochter, unterliegt dabei aber dem an der Börse üblichen Konglomeratsabschlag.

Dieser strukturelle Umbau bedeutet auch, dass Nachrichten aus dem Rüstungssektor – etwa Spekulationen um Konsolidierungen bei Wettbewerbern wie German Naval Yards – nun direkten Einfluss auf die Essener Muttergesellschaft haben.

Solide Zahlen treffen auf Kursrückgang

Ein Blick auf die Bilanz des am 30. September beendeten Geschäftsjahres zeigt, dass die Restrukturierung greift. Bei einem Umsatz von 32,8 Milliarden Euro blieb unter dem Strich ein Nettoergebnis von 532 Millionen Euro. Diese profitable Basis steht jedoch im Kontrast zur jüngsten Kursentwicklung: Mit aktuell 9,10 Euro notiert das Papier gut 31 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 13,24 Euro.

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Die Diskrepanz zwischen den soliden Gewinnzahlen und der aktuellen Marktkapitalisierung ruft Analysten auf den Plan. Modelle wie jene von Simply Wall St errechnen einen theoretischen fairen Wert von über 24 Euro. Dass die Aktie dennoch im einstelligen Bereich verharrt, deutet darauf hin, dass der Markt den "Holding-Rabatt" noch nicht abbauen will.

Stahlgeschäft als Belastungsfaktor

Der Hauptgrund für die Zurückhaltung der Investoren liegt im klassischen Kerngeschäft. Die Stahlsparte kämpft weiterhin mit den schwierigen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland. Hohe Energiekosten und eine schwache Nachfrage drückten die Stahlproduktion im November um 9,1 Prozent im Monatsvergleich.

Um diesem Abwärtstrend entgegenzuwirken, setzt das Management auf die Flucht nach vorn in die Kreislaufwirtschaft. Eine neue Vereinbarung mit der TSR Group soll die Versorgung mit hochwertigem Stahlschrott sichern. Dieser Schritt dient nicht nur der Verbesserung der CO2-Bilanz, sondern soll langfristig die Abhängigkeit von volatilen Rohstoffimporten und damit die Kostenanfälligkeit reduzieren.

Fazit: Geduldsprobe für Value-Investoren

Die Thyssenkrupp Aktie präsentiert sich zum Jahresende als klassische Value-Wette mit Holding-Charakter. Das bestätigte Nettoergebnis von über einer halben Milliarde Euro bietet eine fundamentale Absicherung nach unten. Das enorme theoretische Aufwärtspotenzial kann sich jedoch erst dann entfalten, wenn der Markt bereit ist, die Rüstungsbeteiligung höher zu gewichten als die zyklischen Risiken der Stahlsparte.

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