Thyssenkrupp steckt zwischen zwei Welten: Auf der einen Seite wächst die Wasserstoff-Tochter Nucera mit neuen Aufträgen, auf der anderen Seite verschärft sich die Krise im traditionellen Stahlgeschäft. Heute zeigt sich diese Spannung besonders deutlich – und der Markt setzt den Schwerpunkt klar auf die Probleme bei Steel Europe.

Die Fakten im Überblick

  • Aktueller Kurs: 9,01 € (heute leicht im Minus)
  • Seit Jahresanfang: +125 % – trotz jüngster Schwäche
  • Abstand zum 52‑Wochen-Hoch bei 13,24 €: rund 32 %
  • 30‑Tage-Volatilität (annualisiert): gut 54 % – hohe Schwankungsbreite
  • RSI (14 Tage) bei 68,2 – technisch nahe an einer überkauften Zone

Der Bereich um 9,00 € ist damit zur kurzfristig wichtigen Marke geworden. Ein Rutsch darunter könnte aus charttechnischer Sicht zusätzlichen Verkaufsdruck freisetzen.

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Nucera liefert, Stahl schwächelt

Die Wasserstoff-Tochter thyssenkrupp nucera sorgte am Vormittag für den einzigen klar positiven Impuls. Per Ad-hoc-Mitteilung meldete das Unternehmen einen Großauftrag für Elektrolyseure in einem Chlor-Alkali-Projekt im Nahen Osten.

  • Der Auftragswert liegt im hohen zweistelligen Millionenbereich.
  • Der Auftragseingang soll im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025/26 verbucht werden.
  • Die Fertigstellung der Anlage ist für Ende 2028 geplant.

Die Nucera-Aktie legte zeitweise um mehr als 2 % zu. Für den Mutterkonzern reichte diese Meldung aber nicht, um die Skepsis rund um das Stahlgeschäft zu überdecken.

Deutlich schwerer wiegt derzeit die Lage bei Thyssenkrupp Steel Europe. Dort wurde die Produktion an den Standorten Gelsenkirchen (Elektroband) und Isbergues in Frankreich vorübergehend gestoppt. Als Gründe werden starker Importdruck aus Asien und nicht wettbewerbsfähige Energiekosten genannt. Rund 1.200 Mitarbeiter sind von Kurzarbeit oder temporären Schließungen betroffen – ein klarer Hinweis, wie angespannt die Situation in der Sparte ist.

Jindal-Verhandlungen im Fokus

Parallel dazu laufen die Gespräche mit dem indischen Stahlkonzern Jindal Steel in eine entscheidende Phase. Im Zentrum steht die Aufteilung der Pensionslasten, die auf 2,5 bis 2,7 Milliarden Euro geschätzt werden. Eine Einigung ist aus Marktsicht der Schlüssel, um die belastete Stahlsparte strukturell zu entschärfen.

Noch preist der Markt keine sichere Lösung ein. Die Unsicherheit über den Ausgang der Verhandlungen trägt dazu bei, dass positive Nachrichten aus anderen Konzernteilen derzeit kaum durchschlagen.

Die Produktionseinschnitte bei Steel Europe bestätigen zudem die bereits am 9. Dezember veröffentlichte pessimistische Prognose. Damals hatte Thyssenkrupp vor einem möglichen Konzernverlust von bis zu 800 Millionen Euro im Jahr 2026 gewarnt. Die heutige Entwicklung wirkt wie eine Bestätigung dieser Sorge: Das operative Fundament im Stahl schwächelt, während Zukunftsbereiche wie Nucera allein die Bilanz noch nicht tragen können.

Charttechnik und Ausblick

Trotz des deutlichen Plus seit Jahresbeginn steht der Titel kurzfristig unter Druck. Mit 9,01 € notiert die Aktie knapp unter dem 50‑Tage-Durchschnitt von 9,28 € und unter dem 200‑Tage-Durchschnitt von 9,72 €. Technisch bleibt damit der Bereich um 8,90 bis 9,00 € entscheidend:

  • Hält diese Zone, bleibt die laufende Konsolidierung nach dem starken Jahresanstieg intakt.
  • Ein Bruch nach unten würde den Weg in Richtung der tieferen Unterstützungen und früherer Jahrestiefs öffnen.

Inhaltlich rücken zwei Termine und Entscheidungen in den Vordergrund: Im zweiten Quartal 2025/26 wird sich zeigen, wie sich der neue Nucera-Großauftrag in den Zahlen niederschlägt. Noch wichtiger dürfte jedoch eine verbindliche Vereinbarung mit Jindal über Steel Europe und die Pensionslasten sein – erst ein klarer Deal hätte das Potenzial, die Bewertung von Thyssenkrupp strukturell neu zu justieren.

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