Thyssenkrupp Aktie: Berechtigte Besorgnis?
Thyssenkrupp greift in der Stahlsparte zum Notprogramm. Wegen einer Welle günstiger Importe und schwacher Nachfrage wird die Produktion von Elektrostahl an zwei europäischen Standorten kurzfristig stark gedrosselt. Wie gravierend sind die Einschnitte – und was bedeutet das für die ohnehin laufende Sanierung des Konzerns?
Die Fakten im Überblick
- Produktion von Elektrostahl in Gelsenkirchen und Isbergues wird ab Mitte Dezember bis Jahresende vollständig gestoppt
- Ab Januar: Werk Isbergues für mindestens vier Monate nur mit rund 50 % Auslastung
- Rund 1.200 Arbeitsplätze in beiden Werken akut gefährdet
- Begründung: massiv gestiegene Niedrigpreis-Importe, vor allem aus Asien, und schwache Auftragslage
- Konzern hatte zuletzt für 2025/26 einen Nettoverlust von 400 bis 800 Mio. Euro angekündigt – stark geprägt von Stahl-Restrukturierungen
- Aktie heute leicht im Plus bei 8,92 Euro, trotz klarer Belastungsnachricht
Harte Einschnitte in Elektrostahlwerken
Die angekündigten Maßnahmen treffen die Standorte Gelsenkirchen und das französische Isbergues direkt. Ab Mitte Dezember wird die Fertigung in beiden Werken bis zum Jahresende komplett heruntergefahren. Damit reagiert die Stahlsparte auf eine starke Unterauslastung der Anlagen.
Für Isbergues ist das erst der Anfang: Ab Januar soll das Werk mindestens vier Monate lang nur noch mit rund der Hälfte der bisherigen Kapazität laufen. Das Unternehmen spricht ausdrücklich von „akuten Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Betriebs“. Ohne diese Eingriffe wäre die aktuelle Auslastung nach Darstellung des Konzerns betriebswirtschaftlich kaum tragfähig.
Kernproblem ist eine Welle billiger Importe, insbesondere aus Asien. Sie habe zu einer „dramatischen Veränderung der Auftragsvolumina“ geführt. Die europäischen Anlagen laufen dadurch deutlich unter der notwendigen Auslastungsschwelle, um kostendeckend zu produzieren. Die Folge: Rund 1.200 Arbeitsplätze an beiden Standorten stehen auf dem Spiel.
Strategisches Produkt, schwieriges Umfeld
Brisant ist die Situation auch, weil es um ein strategisch wichtiges Nischenprodukt geht. Thyssenkrupp Electrical Steel zählt zu den letzten beiden europäischen Herstellern von kornorientiertem Elektroband. Dieser Spezialstahl wird unter anderem für Transformatoren, Windkraftanlagen und Stromnetze benötigt – also genau in den Bereichen, die für die Energiewende entscheidend sind.
Vor diesem Hintergrund warnt die Leitung der Stahlsparte vor den Folgen anhaltender Billigimporte. Bereichschefin Marie Jaroni betont die Bedeutung des Produkts für die europäische Energieinfrastruktur und fordert wirksame Marktschutzmaßnahmen, um faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen. Der Ruf nach politischer Unterstützung wird damit deutlich lauter.
Gleichzeitig läuft im Konzern ein tiefgreifender Umbau. Die Stahlsparte Steel Europe ist seit Jahren ein Problemfeld und wird derzeit mit einem harten Sanierungsprogramm neu ausgerichtet. Für das Geschäftsjahr 2025/2026 stellt Thyssenkrupp bereits einen Nettoverlust von 400 bis 800 Millionen Euro in Aussicht – im Wesentlichen wegen Restrukturierungskosten im Stahlbereich. Die jetzige Produktionskürzung ist ein weiterer Beleg dafür, wie angespannt die Lage im traditionellen Kerngeschäft bleibt.
Aktienkurs und Ausblick
An der Börse fällt die unmittelbare Reaktion bemerkenswert verhalten aus. Die Aktie notiert heute mit 8,92 Euro minimal über dem Vortagesschluss und damit leicht im Plus. Auf Sicht von zwölf Monaten steht allerdings noch immer ein deutlicher Anstieg von gut 112 Prozent zu Buche, obwohl das Papier mit rund 33 Prozent Abstand klar unter seinem 52‑Wochen-Hoch von 13,24 Euro handelt. Der Kurs liegt zudem knapp 7 bis 8 Prozent unter den gleitenden Durchschnitten der letzten 50 bis 200 Tage – ein Hinweis darauf, dass der vorherige Aufwärtstrend ins Stocken geraten ist.
In den kommenden Monaten rücken zwei Fragen in den Vordergrund: Zum einen, wie stark die temporären Produktionsstopps und die Halbierung der Kapazität in Isbergues die Ergebnisentwicklung der Stahlsparte konkret belasten. Zum anderen, ob es gelingt, politische Unterstützung gegen Niedrigpreisimporte zu organisieren und parallel die strategische Neuausrichtung voranzutreiben.
Klar ist: Die Restrukturierung der Stahlsparte bleibt der zentrale Belastungsfaktor für den Konzern. Entscheidend wird sein, ob Thyssenkrupp in den anstehenden Verhandlungen zu Marktschutz, möglichen Partnerschaften oder einem teilweisen Verkauf des Stahlgeschäfts greifbare Fortschritte erzielt und damit die Basis für ein wirtschaftlich tragfähiges Stahlsegment schafft.
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