Tesla sorgt kurz vor Jahresende erneut für Diskussionen. Einerseits heben Analysten Kursziele an und verweisen auf die langfristige Bedeutung von KI und autonomem Fahren. Andererseits trüben schwächere Auslieferungserwartungen, hohe Bewertung, Insiderverkäufe und neue regulatorische Risiken das Bild. Wie passt das zusammen?

Kurs nahe Hoch, Bewertung hoch

Der Aktienkurs liegt mit 411,65 Euro aktuell nur gut ein Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch, nachdem die Aktie in den letzten 30 Tagen deutlich zweistellig zugelegt hat. Auf Sicht von zwölf Monaten steht der Titel trotz dieser Rallye allerdings nahezu unverändert, was die Spannbreite der Einschätzungen im Markt gut widerspiegelt.

Auf Bewertungsseite ist Tesla klar in der Oberliga unterwegs: Die Aktie wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis im Bereich von rund 321 bis 326 gehandelt. Bezogen auf die erwarteten Gewinne entspricht das einem Aufschlag von etwa dem 200‑Fachen der Forward Earnings. Genau hier setzt ein Teil der Kritik an: Das Chance-Risiko-Verhältnis erscheint manchen Beobachtern auf diesem Niveau unausgewogen.

Agar Capital etwa stuft Tesla auf Seeking Alpha als „Strong Sell“ ein und argumentiert, dass die Risiken aktuell die potenziellen Erträge übersteigen. Diese skeptische Sicht prallt damit direkt auf sehr optimistische Kursziele anderer Häuser.

Canaccord: Höheres Ziel, weniger Fahrzeuge

Ein Beispiel für diesen Spagat liefert Canaccord Genuity. Die Analysten haben ihr Kursziel für Tesla von 482 auf 551 US‑Dollar je Aktie angehoben und bleiben beim Rating „Buy“. Das signalisiert klaren Optimismus für die kommenden Jahre – allerdings mit gedämpften Erwartungen für das laufende Quartal.

Gleichzeitig senkt Canaccord nämlich die Auslieferungsprognose für das vierte Quartal von bislang 470.000 auf nun 427.000 Fahrzeuge. Als Begründung nennen die Analysten nachlassende Nachfragesignale. Kurzfristig rechnen sie also mit weniger Wachstumstempo, sehen aber mittelfristig weiterhin erhebliches Potenzial.

Treiber für diesen längerfristigen Optimismus sind laut Canaccord vor allem:

  • Fortschritte beim autonomen Fahren
  • Software-Entwicklung mit Fokus auf KI
  • Expansionschancen in neuen Märkten wie Thailand, Vietnam und Brasilien

Damit stellt das Haus klar auf die Software- und Plattform-Perspektive des Konzerns ab – trotz vorsichtigerer Annahmen bei den Fahrzeugstückzahlen.

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Insiderverkäufe und Regulierung im Blick

Druck von einer anderen Seite kommt durch jüngste Insidertransaktionen. Zwei prominente Führungskräfte haben in größerem Stil Aktien verkauft:

  • Kimbal Musk (Director) veräußerte 56.820 Aktien im Wert von rund 25,6 Mio. US‑Dollar.
  • CFO Vaibhav Taneja trennte sich von 2.637 Aktien im Volumen von etwa 1,17 Mio. US‑Dollar.

Solche Verkäufe müssen nicht zwingend eine negative Botschaft tragen, werden bei einem hoch bewerteten Titel wie Tesla aber besonders aufmerksam verfolgt. Zusammen mit der ambitionierten Bewertung verstärken sie bei skeptischen Anlegern das Gefühl, dass das Chance-Risiko-Profil angespannt ist.

Parallel steigt der regulatorische Druck. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hat eine Untersuchung zu den Türgriffen des Model 3 eingeleitet. Diese neue Prüfung reiht sich in eine ganze Serie von Aufsichtsfragen ein, mit denen der Hersteller auf seinem wichtigsten Markt konfrontiert ist. Jede zusätzliche Untersuchung erhöht das Risiko zusätzlicher Kosten, Rückrufe oder Auflagen.

Software-Offensive und KI-Narrativ

Auf Produktebene setzt Tesla den Fokus klar auf Software und autonomes Fahren. Am 24. Dezember hat das hauseigene AI-Team die Version „Full Self-Driving (Supervised) v14.2.2.1“ ausgerollt. Der Konzern treibt damit die Weiterentwicklung seines Fahrassistenz-Stacks im Wochentakt voran.

Für zusätzliche Schlagzeilen sorgte eine Aussage von Jim Fan, Director of Robotics bei NVIDIA. Er bezeichnete die v14-Software als die erste KI, die einen „Physical Turing Test“ bestanden habe. Die Formulierung ist nicht offiziell definiert, sie unterstreicht aber die Wahrnehmung, dass Tesla beim Zusammenspiel von KI, Sensorik und realer Umgebung technologisch weit vorn liegt.

Genau dieses KI- und Software-Narrativ macht Tesla für einige Analysten zu einem möglichen Gewinner der nächsten Digitalisierungswelle – weit über das reine Autogeschäft hinaus.

Konkurrenzdruck im E-Auto-Markt

Im Umfeld der Branche verschiebt sich derzeit einiges. Ford stellt die Produktion des vollelektrischen F‑150 Lightning ein und verlagert den Fokus hin zu Hybrid-Varianten. Begründung: hohe Kosten und veränderte Nachfrage. Das zeigt, wie herausfordernd das Geschäft mit reinen E‑Pick-ups in der aktuellen Marktphase ist.

Parallel meldet sich Lucid Motors mit einem Technologiethema zu Wort. Das Modell Air Pure RWD beansprucht laut Hersteller den Titel des effizientesten Elektrofahrzeugs im US‑Markt – noch vor dem Tesla Model Y. Effizienzvergleiche werden damit zu einem weiteren Wettbewerbsfeld, in dem Tesla nicht mehr automatisch die Referenz ist.

Trotz dieser Herausforderungen setzen manche Analysten weiter stark auf Tesla. Wedbush führt den Konzern zusammen mit Apple und Microsoft als einen der Top‑Profiteure von KI im Jahr 2026. Das Kursziel liegt dort bei 600 US‑Dollar. Am unteren Ende des Spektrums steht dagegen ein extrem pessimistisches Ziel von 19,05 US‑Dollar. Diese enorme Spanne verdeutlicht, wie weit die Meinungen über Teslas Zukunft auseinanderliegen.

Fazit: Hohe Erwartungen, große Spanne

Unterm Strich treffen bei Tesla derzeit vier Stränge aufeinander: ambitionierte Kursziele wie das von Canaccord, vorsichtigere Auslieferungsprognosen, eine historisch hohe Bewertung mit auffälligen Insiderverkäufen sowie zusätzlicher regulatorischer Druck. Gleichzeitig treibt das Unternehmen seine KI‑ und Softwarestrategie voran und bleibt im E‑Auto-Sektor ein zentraler Referenzpunkt – wenn auch mit stärkerem Wettbewerb bei Effizienz und Produktangebot. Für die nächsten Quartale werden vor allem tatsächliche Auslieferungszahlen, Fortschritte bei Full Self-Driving und der Umgang mit regulatorischen Themen darüber entscheiden, ob sich eher die optimistischen oder die skeptischen Szenarien durchsetzen.

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