Siemens Energy geht mit Rückenwind in eine stille Phase. Ab heute bis zur Vorlage der Q1-Zahlen am 11. Februar 2026 herrscht Funkstille von Unternehmensseite – doch die zuletzt veröffentlichten Daten und Einschätzungen sind deutlich. Rating-Aufstieg, ambitionierte Mittelfristziele und ein groß angelegtes Rückkaufprogramm geben dem laufenden Turnaround ein klares Profil.

Der Aktienkurs spiegelt diese Neubewertung bereits wider: Seit Jahresanfang liegt die Aktie rund 138 % im Plus, gestern schloss sie bei 119,90 Euro nur gut 4 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch. Doch wie solide ist das Fundament dieses Comebacks?

Rating-Aufstieg und starke Bilanz

Ein zentrales Signal kam am 11. Dezember 2025 von S&P Global Ratings. Die Agentur hob das Rating von BBB- auf BBB an, der Ausblick ist positiv. Begründung: der strukturelle Turnaround und eine klar verbesserte Ertragsqualität.

Die von S&P erwartete Entwicklung ist bemerkenswert:

  • EBITDA-Marge 2025: rund 9 %
  • Ziel-EBITDA-Marge 2028: 17,5 % bis 18 %
  • Free Operating Cash Flow bis 2028: 9,6 Milliarden Euro
  • Siemens Gamesa soll 2026 den Breakeven erreichen

Die Profitabilität soll damit schon 2026 spürbar anspringen: S&P rechnet für dieses Geschäftsjahr mit einer EBITDA-Marge von 13,5 % bis 14 %. Diese Fortschritte untermauern die Rückkehr in den Investment-Grade-Bereich – ein wichtiger Faktor für Finanzierungskosten und institutionelle Nachfrage.

Evercore ISI: Hohe Erwartungen, klares Bewertungsargument

Am 15. Dezember 2025 nahm Evercore ISI die Aktie mit „Outperform“ und einem Kursziel von 200 Euro in die Bewertung auf. Die Investmentbank sieht Siemens Energy als günstigsten und zugleich am schnellsten wachsenden Titel im eigenen Coverage-Universum.

Im Fokus stehen dabei drei Punkte:

  • Über 60 % des Umsatzes stammen aus strukturellem Wachstum in Stromerzeugung und -übertragung
  • Die Marge soll in den nächsten drei Jahren um mehr als 800 Basispunkte steigen
  • Ein verbesserter Free Cash Flow soll höhere Kapitalrückflüsse an die Aktionäre ermöglichen

Besonders hervorgehoben wird die Bewertungslücke zum Rivalen GE Vernova. Während Siemens Energy auf Basis 2027E bei etwa 14‑fach EV/EBITA gehandelt wird, kommt GE Vernova auf rund 26‑fach. Selbst beim von Evercore gesetzten Kursziel läge das PEG-Ratio nach deren Berechnungen noch unter 0,5 – ein klarer Hinweis auf eine aus Analystensicht attraktive Kombination aus Wachstum und Bewertung.

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Rekord-Auftragsbestand stützt Wachstum

Operativ liefern die Zahlen für das Geschäftsjahr 2025 das Fundament für diese optimistischen Szenarien. Der Auftragsbestand erreichte mit 138 Milliarden Euro einen Rekordwert. Damit ist die Auslastung für die kommenden Jahre breit abgesichert.

Die wichtigsten Kennzahlen:

  • Auftragseingang: 58,9 Milliarden Euro, +19,4 % vergleichbar
  • Umsatz: 39,1 Milliarden Euro, +15,2 % vergleichbar
  • Gewinn vor Sondereffekten: 2.355 Millionen Euro (Vorjahr: 345 Millionen Euro)
  • Free Cash Flow pre-tax: 4.663 Millionen Euro (Vorjahr: 1.859 Millionen Euro)
  • Nettoergebnis: 1.685 Millionen Euro
  • Dividendenvorschlag: 0,70 Euro je Aktie

Der Sprung beim Gewinn vor Sondereffekten und beim Free Cash Flow zeigt, dass der Konzern nicht nur wächst, sondern auch deutlich effizienter arbeitet. Vor diesem Hintergrund wirkt die aktuelle Kursstärke – plus rund 9 % in den letzten 30 Tagen und über 140 % auf Zwölfmonatssicht – nachvollziehbar, auch wenn der RSI von 85,4 kurzfristig auf eine überkaufte Situation hindeutet.

Großes Rückkaufprogramm und höhere Ziele

Ein weiterer Baustein der Equity-Story ist die Kapitalrückführung. Am 20. November 2025 kündigte das Management ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 6 Milliarden Euro bis Ende des Geschäftsjahres 2028 an. Zusammen mit geplanten Dividenden sollen insgesamt bis zu 10 Milliarden Euro an die Anteilseigner zurückfließen.

Parallel investiert Siemens Energy bis 2028 rund 6 Milliarden Euro in den Kapazitätsausbau, insbesondere in Transformatoren- und Schaltanlagenwerke. CEO Christian Bruch betonte dabei die „Elektrifizierungs-DNA“ des Konzerns – gemeint ist die zentrale Rolle in Stromerzeugung und -übertragung, ein strukturell wachsendes Feld.

Dazu passen die angehobenen Mittelfristziele bis 2028:

  • Gewinnmarge vor Sondereffekten: 14 % bis 16 % (zuvor 10 % bis 12 %)
  • Jährliches Umsatzwachstum: nun klar im niedrigen zweistelligen Prozentbereich (zuvor: hoher einstelliger bis niedriger zweistelliger Bereich)

Für das laufende Geschäftsjahr 2026 peilt das Management ein vergleichbares Umsatzwachstum von 11 % bis 13 % sowie eine Gewinnmarge vor Sondereffekten von 9 % bis 11 % an. Damit sollen die Effizienzfortschritte Schritt für Schritt in den Zahlen sichtbar werden.

Fazit: Starker Aufschwung, hohe Messlatte

Siemens Energy hat in kurzer Zeit viel Vertrauen zurückgewonnen: Investment-Grade-Rating, Rekord-Auftragsbestand, deutlich angehobene Margenziele und ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm bilden ein konsistentes Bild. Der Aktienkurs hat mit einem Plus von rund 138 % seit Jahresbeginn und einem aktuellen Niveau nur knapp unter dem 52‑Wochen-Hoch bereits einen großen Teil dieser Verbesserung eingepreist.

Die kommenden Quartale werden zeigen, ob das Unternehmen die ambitionierten Profitabilitäts- und Wachstumsziele tatsächlich erreicht. Maßgebliche Wegmarken sind dabei die Q1-Zahlen am 11. Februar 2026 sowie der Fortschritt beim Turnaround von Siemens Gamesa, der ab 2026 den Breakeven liefern soll. Gelingt dies, hätte der aktuelle Bewertungsaufschwung eine solide Grundlage.

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