RTL Aktie: Umbau mit Risiko
RTL steht mitten in einem tiefgreifenden Umbau – zwischen strukturellem Druck im TV-Geschäft, Stellenabbau und einem großen Streaming-Zukauf. Gleichzeitig versucht der Konzern, den Aktienkurs mit Rückkäufen zu stabilisieren. Entscheidend ist nun, ob das digitale Wachstum schnell genug kommt, um die Schwäche im klassischen Werbegeschäft auszugleichen.
Technische Erholung trifft strukturellen Gegenwind
Nach einer Phase der Schwäche hat die Aktie in der vergangenen Woche wieder Boden gutgemacht und sich über den 50-Tage-Durchschnitt geschoben. Am Freitag ging der Titel bei 34,30 Euro aus dem Handel und liegt damit rund 26 Prozent im Plus seit Jahresanfang, aber noch knapp 9 Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch.
Kurzfristig deuten die jüngsten Tage auf eine Stabilisierung hin, zumal der Kurs am Freitag in den späten Handelsstunden zusätzlichen Schwung bekam. Anleger setzen damit zumindest vorübergehend auf eine Bodenbildung nach den jüngsten Belastungen durch schwache Werbemärkte und die laufende Neuaufstellung.
Fundamental bleibt das Umfeld jedoch angespannt. JP Morgan hatte die Aktie bereits am 10. Dezember auf „Underweight“ herabgestuft und ein Kursziel von 34 Euro gesetzt. Die Analysten zweifeln daran, dass RTL die rückläufigen Erlöse im linearen TV-Geschäft schnell genug durch Wachstum im Digitalbereich kompensieren kann.
Harte Einschnitte im Kerngeschäft
Ein zentraler Hebel der Strategie sind deutliche Kostensenkungen. Anfang Dezember bestätigte RTL Deutschland den Abbau von rund 600 Stellen.
- Ziel ist eine schlankere Organisation mit klarerem Fokus auf das Streaming-Geschäft
- Die Maßnahmen sollen Ressourcen aus dem klassischen TV-Bereich in digitale Angebote verlagern
- Der Konzern spricht von „sozial verantwortlichen“ Schritten, doch das Ausmaß zeigt, wie stark sich das Geschäftsmodell verschiebt
Hintergrund ist der seit Jahren rückläufige Werbemarkt im linearen Fernsehen, insbesondere in Deutschland. Seit 2019 sind die Werbeeinnahmen dort deutlich gesunken. Die Einschnitte sollen verhindern, dass die schrumpfenden TV-Erlöse die Profitabilität dauerhaft aushöhlen.
Gesenkte Prognose – Streaming als Lichtblick
Zusätzlich belastet die Aktie die gekappte Jahresprognose. Am 18. November hatte RTL seine Erwartungen für 2025 gesenkt, vor allem wegen der schwachen Werbemärkte in Deutschland und Frankreich.
- Umsatzprognose: nun 6,0 bis 6,1 Milliarden Euro (zuvor rund 6,45 Milliarden Euro)
- Adjustiertes EBITA: künftig etwa 650 Millionen Euro (zuvor rund 780 Millionen Euro)
Damit fällt sowohl der erwartete Umsatz als auch das operative Ergebnis spürbar niedriger aus als bislang geplant. Für Investoren ist das ein klares Signal, dass der Gegenwind im Werbegeschäft stärker ist als ursprünglich angenommen.
Auf der positiven Seite steht das Streaming-Geschäft: Die entsprechenden Erlöse legten in den ersten neun Monaten 2025 um rund 27 Prozent zu. Dieser Bereich ist damit der zentrale Wachstumstreiber und soll langfristig den Rückgang im traditionellen TV kompensieren.
Kapitalstrategie: Rückkäufe und Zukäufe
Parallel zur operativen Neuausrichtung nutzt RTL seine Bilanz, um die Transformation zu flankieren. Ein zentrales Element ist ein Aktienrückkaufprogramm, über das Millionen eigener Anteile erworben wurden. Ein Teil dieses Programms – mit einem Volumen von bis zu 3,17 Millionen Aktien zu rund 37,85 Euro je Anteil – dient der Begleichung eines variablen Kaufpreisteils für die Übernahme von Sky Deutschland (DACH).
Die Akquisition von Sky Deutschland ist ein Kernbaustein der aktuellen Strategie. Sie soll das Streaming-Geschäft deutlich skalieren und die Marktposition in der DACH-Region stärken. Größere Reichweite und ein erweitertes Content-Angebot sollen die Basis für weiteres digitales Wachstum schaffen.
Finanziellen Spielraum verschafft der jüngst abgeschlossene Verkauf von RTL Nederland. Der Deal mit DPG Media brachte im Juli 2025 rund 1,1 Milliarden Euro ein. Diese Mittel sind dafür vorgesehen, strategische Projekte wie den Sky-Zukauf zu finanzieren und perspektivisch auch Dividendenzahlungen zu stützen.
Ausblick: 2026 als Bewährungsprobe
Die Lage der RTL-Aktie ist damit zweigeteilt: Technisch gibt es erste Stabilisierungssignale über dem 50-Tage-Durchschnitt, unterstützt durch Rückkäufe und eine ordentliche Kursbilanz seit Jahresbeginn. Fundamental überwiegen jedoch vorerst die offenen Baustellen – von der gesenkten Prognose über die JP-Morgan-Herabstufung bis hin zu den Risiken des massiven Stellenabbaus.
Für die Kursentwicklung zu Beginn des Jahres 2026 werden vor allem zwei Faktoren entscheidend sein: Erstens, wie reibungslos die Integration von Sky Deutschland verläuft und ob sich daraus tatsächlich ein spürbarer Schub im Streaming-Geschäft ergibt. Zweitens, ob das Kostensenkungsprogramm im Kerngeschäft greift, ohne die Ertragsbasis stärker als nötig zu belasten. Genau daran wird sich messen lassen, ob die aktuelle Phase der Stabilisierung mehr ist als nur eine Zwischenstation.
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