Oracle schiebt sich zum Start der verkürzten Weihnachtswoche wieder nach vorne – und das aus einem klaren Grund: Der Streit um die Zukunft von TikTok in den USA ist vorerst beigelegt. Ein verbindlicher Deal verschafft dem Konzern nicht nur politische Planungssicherheit, sondern auch einen prominenten Kunden für die eigene Cloud-Infrastruktur. Im Hintergrund bleiben jedoch hohe Investitions- und Finanzierungsrisiken, die den Bewertungsspielraum begrenzen.

TikTok-Joint-Venture als Anker

Auslöser der neuen Zuversicht ist die offiziell unterzeichnete Vereinbarung zur US-Zukunft von TikTok. Ein von Oracle angeführtes Konsortium hat die Verträge für ein neues US-Joint-Venture unterzeichnet und damit den Weiterbetrieb der Plattform im amerikanischen Markt abgesichert.

Die Struktur des Deals im Überblick:

  • Beteiligung: Oracle erwirbt 15 % an der neuen US-Gesellschaft.
  • Partner: Silver Lake und MGX halten ebenfalls je 15 %, ByteDance behält rund 19,9 %.
  • Zeitplan: Der Abschluss der Transaktion ist für den 22. Januar 2026 vorgesehen.
  • Rolle von Oracle: Der Konzern wird „Trusted Technology Partner“ und hostet die US-Nutzerdaten der Video-App.

Marktbeobachter sehen darin einen strategischen Anker für die Auslastung von Oracle Cloud Infrastructure (OCI). Der Deal nimmt regulatorischen Druck von der Aktie und sichert gleichzeitig einen Großkunden für die eigenen Rechenzentren. Der Kurs hat sich zuletzt deutlich von seinem 52‑Wochen-Tief bei 111,42 € entfernt und liegt mit 166,94 € heute immer noch rund 40 % unter dem Hoch von 280,70 € – das zeigt, wie stark die Korrektur zuvor ausgefallen war.

Breitere Story: KI und Cloud

Parallel zum TikTok-Deal baut Oracle sein KI-Ökosystem weiter aus. Grundlage ist die bereits im Mai 2025 angekündigte Partnerschaft mit IBM, auf der im Oktober 2025 drei spezialisierte KI-Agenten für „Oracle Fusion Applications“ gestartet sind.

Diese Agenten automatisieren Aufgaben in:

  • Finanzen
  • Vertrieb
  • Einkauf

Sie nutzen den „Oracle AI Agent Marketplace“ und vertiefen die Integration von KI in die bestehenden Geschäftsanwendungen. Für Unternehmenskunden erhöht das die Bindung an die Plattform – ein wichtiges Argument, während Oracle hohe Summen in den Ausbau seiner Infrastruktur steckt und Wettbewerber im Cloud- und KI-Bereich ebenfalls aggressiv investieren.

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Hohe Capex, angespannte Finanzierung

Trotz des positiven Newsflows bleibt die Bilanzseite ein Belastungsfaktor. Zuletzt sorgte der Rückzug von Blue Owl Capital aus einer geplanten 10-Milliarden-Dollar-Finanzierung für ein Rechenzentrumsprojekt in Michigan für Unruhe. Das Vorhaben stand exemplarisch für Oracles offensiven Ausbaukurs.

Der Konzern hat seine Investitionsprognose (Capex) für das Geschäftsjahr 2026 auf 50 Milliarden Dollar angehoben. Diese Größenordnung setzt das Management beim Thema Finanzierung unter Zugzwang. Anleihemärkte und Kreditgeber verfolgen die wachsende Verschuldung aufmerksam, da die Mittel überwiegend in KI- und Cloud-Infrastruktur fließen, deren wirtschaftlicher Ertrag sich über Jahre verteilt.

Zahlenbild und Investorenreaktionen

Fundamental zeigt sich ein Spannungsfeld aus Wachstum und Liquiditätsdruck. Die Zahlen zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026 verdeutlichen das:

  • Gewinn je Aktie (EPS): 2,26 Dollar und damit deutlich über den Erwartungen
  • Umsatz: rund 16,1 Milliarden Dollar, ein Plus von 13 % gegenüber dem Vorjahr
  • Cloud: Deutlich zweistellige Zuwächse, was die strategische Neuausrichtung bestätigt
  • Dividende: Quartalsdividende von 0,50 Dollar je Aktie

Auf Investorenseite fällt die Reaktion gemischt aus. Einige institutionelle Adressen wie Red Door Wealth Management haben ihre Positionen im dritten Quartal spürbar aufgestockt. Andere Investoren haben Engagements hingegen zurückgefahren, weil sie die Unsicherheit rund um die Finanzierung des Infrastrukturprogramms scheuen.

Fazit: Chance mit klar definiertem Risiko

Die Oracle-Aktie stabilisiert sich nach der jüngsten Erholung über der Marke von umgerechnet gut 160 Euro, bleibt aber deutlich von ihren früheren Höchstständen entfernt. Der TikTok-Joint-Venture-Vertrag bringt kurzfristig mehr Sichtbarkeit für die Cloud-Sparte und schafft einen namhaften Referenzkunden für OCI. Dem gegenüber steht ein Investitionsprogramm von 50 Milliarden Dollar, das Finanzierung und Verschuldung in den kommenden Quartalen zum Bewertungshebel macht. Entscheidend werden die nächsten Updates des Managements dazu sein, wie konkret die großen Rechenzentrumsprojekte – inklusive alternativer Finanzierungspartner – unterlegt werden.

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