Oracle Aktie: Geplante Maßnahmen?
Oracle setzt voll auf KI-Infrastruktur – doch der Kurs hinkt der großen Story weit hinterher. Die milliardenschweren Ausgaben für neue Rechenzentren treffen auf wachsende Skepsis, obwohl die Auftragsbücher so voll sind wie nie. Im Zentrum steht die Frage, ob sich das enorme KI-Versprechen schnell genug in harte Umsätze und Cashflows verwandeln kann.
Cloud-Aufträge explodieren, Markt reagiert kühl
Auslöser der aktuellen Schwächephase sind die Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal 2026, die Oracle am 10. Dezember vorgelegt hat. Operativ zeigt das Unternehmen beeindruckendes Wachstum im Cloud-Geschäft, doch die Bilanzseite macht vielen Investoren Sorgen.
Die wichtigsten Punkte im Überblick:
- Riesiger Auftragsbestand: Die verbleibenden Leistungsverpflichtungen (RPO) liegen bei 523 Milliarden US‑Dollar – ein Plus von 438 % im Jahresvergleich. Darin stecken Verträge mit Schwergewichten wie Meta und Nvidia sowie ein Fünfjahresdeal über 300 Milliarden US‑Dollar mit OpenAI.
- Capex-Sprung: Die Prognose für die Investitionsausgaben im laufenden Geschäftsjahr wurde von 35 auf 50 Milliarden US‑Dollar angehoben.
- Negativer Cashflow: In den ersten sechs Monaten verzeichnete Oracle operative Mittelabflüsse von rund 20,5 Milliarden US‑Dollar – ein deutliches Signal, wie kapitalintensiv der Ausbau der Infrastruktur ist.
- Hohe Verschuldung: Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf mehr als 108 Milliarden US‑Dollar, bei Barmitteln von 19,8 Milliarden US‑Dollar.
- Umsatz verfehlt Erwartungen: Mit 16,06 Milliarden US‑Dollar blieb der Quartalsumsatz knapp unter der Analystenkonsensschätzung von 16,21 Milliarden US‑Dollar.
Die Diskrepanz ist klar: Auf der einen Seite ein historisch hoher, langfristig gebuchter Auftragsberg, auf der anderen Seite ein Geschäftsmodell, das kurzfristig enorme Mittel verschlingt und den freien Cashflow deutlich ins Minus drückt.
Wachstumsschub im Cloud-Geschäft, aber alte Software schwächelt
Operativ liefert Oracle im Kernthema KI‑Infrastruktur deutliches Wachstum. Die Erlöse im Bereich Cloud-Infrastruktur stiegen um 68 % auf 4,1 Milliarden US‑Dollar. Insgesamt legten die Cloud-Umsätze um 34 % auf 8 Milliarden US‑Dollar zu.
Gleichzeitig zeigte das klassische Softwaregeschäft Schwächen: Die Softwareerlöse gingen um 3 % zurück. Das verstärkt am Markt die Wahrnehmung eines Übergangs, in dem das alte, margenträchtige Geschäft unter Druck steht, während das neue Cloud-Modell noch nicht genug Überschuss erwirtschaftet, um die hohen Investitionen zu tragen.
Ergebnistechnisch sah es besser aus: Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 2,26 US‑Dollar deutlich über den Erwartungen von 1,64 US‑Dollar, ein Plus von 54 % gegenüber dem Vorjahr. Dennoch dominieren bei den Investoren die Bedenken rund um Ausführung, Kapitalbedarf und Verschuldung – nicht die aktuellen Gewinnzahlen.
Aggressive KI-Strategie und Balance-Sheet-Risiken
Strategisch setzt Oracle auf einen Multicloud-Ansatz: Die eigene Infrastruktur wird in die Plattformen von Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud eingebettet. Damit will das Unternehmen sich als zentrale KI‑Infrastruktur für verschiedene Hyperscaler positionieren.
Um das zu untermauern, treibt Oracle den Ausbau seiner Rechenzentren mit hohem Tempo voran. Die Zahl der Multicloud-Standorte wurde von 23 im August auf 34 Ende November erhöht, bis zum Geschäftsjahresende peilt das Management 72 an. Diese Expansion verlangt jedoch gewaltige Kapitalmittel – in einem Umfeld, in dem Zinsen und Inflation weiter erhöht sind.
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Das bleibt nicht ohne Folgen: Die anhaltend negativen Cashflows und der schnell steigende Investitionsbedarf belasten auch den Anleihemarkt. Die Kurse von Oracle-Bonds stehen unter Druck, da Kreditinvestoren die langfristigen Auswirkungen auf die Bilanz und die Tragfähigkeit der Verschuldung neu bewerten.
Chartbild und Bewertung: Deutlicher Rücksetzer
Technisch betrachtet ist die Lage angeschlagen. Die Aktie hat über mehrere Tage in Folge bei erhöhtem Handelsvolumen nachgegeben und wesentliche Unterstützungszonen nach unten durchbrochen. Der Rückgang fällt stärker aus als die jüngste Korrektur im Nasdaq 100.
Bewertungsseitig hat sich die Aktie deutlich abgekühlt: Das vorausschauende Kurs-Gewinn-Verhältnis ist von rund 39 Ende September auf etwa 24 gefallen. Dieser Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem Kursverfall, nicht aus sinkenden Gewinnerwartungen – ein Hinweis darauf, dass der Markt das Risiko-Rendite-Profil der KI-Offensive neu einpreist.
Im aktuellen Kontext liegt der Kurs mit knapp 43 % Abstand unter dem Rekordhoch vom September und rund 20 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt. Auf Wochensicht summiert sich ein zweistelliger Rückgang, während der RSI mit knapp 70 einen bereits angespannten, aber noch nicht extrem überkauften Bereich signalisiert.
OpenAI-Deal als Schlüsselrisiko
Ein zentraler Baustein der Investmentstory ist die Partnerschaft mit OpenAI. Oracle ist stark davon abhängig, dass OpenAI seinen Verpflichtungen aus dem 300‑Milliarden‑US‑Dollar‑Vertrag nachkommt und das zugrunde liegende Nachfrageprofil im KI‑Bereich tatsächlich eintritt.
Im Markt kursieren Zweifel, ob KI‑Kunden ihre Kapazitätsbedarfe möglicherweise überschätzt haben. Sollte sich die Nachfrage als zu optimistisch erweisen, droht Oracle ein Missverhältnis aus aufgebauter Infrastruktur, hoher Verschuldung und langsamerem Umsatzabfluss aus dem Auftragsbestand.
Das Management betont, dass der Bau der Rechenzentren für OpenAI im Plan liegt, auch wenn es Berichte über mögliche Verzögerungen gab. Die operative Herausforderung besteht nun darin, den Rekord-Auftragsbestand zügig in realisierte Umsätze und Cashflows zu überführen – und gleichzeitig eine Bilanz zu managen, die durch hohe Investitionen und Schulden zunehmend angespannt ist.
Der aktuelle Analystenkonsens sieht das Kursziel bei rund 291 US‑Dollar und damit deutlich über dem derzeitigen Niveau. Erste Senkungen dieser Zielmarken deuten jedoch darauf hin, dass Teile des Marktes die kurz- bis mittelfristige Gewinnentwicklung vorsichtiger einschätzen als noch vor dem KI‑Hype im Herbst.
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