Hims & Hers Aktie: Gesetz bedroht Wachstum

Hims & Hers steht an einem entscheidenden Scheideweg. Während der Telemedizin-Spezialist international aggressiv expandiert und starke Umsatzzuwächse meldet, sorgt ein neuer Gesetzentwurf in den USA für massive Verunsicherung bei den Anlegern. Das Papier geriet zuletzt deutlich unter die Räder, da das lukrative Geschäft mit selbstgemischten Abnehm-Medikamenten direkt ins Visier der Politik geraten ist.

US-Politik sorgt für Verkaufsdruck

Verantwortlich für den jüngsten Kursrutsch – die Aktie verlor auf Wochensicht über 10 Prozent – ist der "SAFE Drugs Act of 2025". Dieser parteiübergreifende Gesetzentwurf zielt spezifisch auf sogenannte "compounded" (in der Apotheke zusammengestellte) Versionen von GLP-1-Gewichtsverlustmedikamenten ab.

Für Hims & Hers ist dies eine ernsthafte Bedrohung: Die kostengünstigeren Nachahmerprodukte der populären Abnehmspritzen waren zuletzt der wichtigste Wachstumstreiber des Unternehmens. Sollte das Gesetz "ungeprüfte und ungenehmigte Massenproduktion" dieser Wirkstoffe verbieten, würde ein zentraler Pfeiler der aktuellen Strategie wegbrechen. Der Markt reagierte empfindlich: Vom 52-Wochen-Hoch bei gut 66 Euro hat sich der Kurs inzwischen mehr als halbiert.

Flucht nach vorn: Expansion in UK und Kanada

Um die Abhängigkeit vom US-Markt zu verringern, drückt das Management bei der Internationalisierung aufs Tempo. In Großbritannien startete das Unternehmen kürzlich ein umfassendes Programm zur Gewichtsreduktion, das Zugriff auf Markenmedikamente wie Wegovy und Mounjaro bietet. Da dort fast zwei Drittel der Erwachsenen als übergewichtig gelten, sieht das Unternehmen hier ein enormes Marktpotenzial.

Parallel dazu erfolgte durch die Übernahme der Plattform Livewell der Markteintritt in Kanada. Dieser strategische Schritt erfolgt im Vorfeld der erwarteten Verfügbarkeit von generischem Semaglutid im kanadischen Markt.

Zahlen stark, Bewertung hoch

Rein operativ zeigen die Bücher bisher keine Bremsspuren. Im dritten Quartal 2025 kletterte der Umsatz um 49 Prozent auf fast 600 Millionen Dollar, während die Abonnentenzahl auf knapp 2,5 Millionen anstieg. Als Vertrauensbeweis kündigte das Management zudem einen Aktienrückkauf im Volumen von 250 Millionen Dollar an – ein Signal, dass man die eigene Aktie auf dem aktuellen Niveau für unterbewertet hält.

Dennoch bleibt die Bewertung ambitioniert. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 70 wird Hims & Hers deutlich teurer gehandelt als der Branchendurchschnitt. Analysten sind angesichts dieser Gemengelage gespalten: Während einige Häuser wie Barclays weiterhin Potenzial sehen, warnen andere vor den regulatorischen Risiken und dem zunehmenden Wettbewerb durch neue Akteure.

Die weitere Entwicklung der Aktie hängt nun primär an Washington. Solange unklar ist, ob und in welcher Härte der "SAFE Drugs Act" umgesetzt wird, dürfte die Volatilität hoch bleiben. Anleger müssen abwarten, ob die starke internationale Expansion die drohenden Einschnitte im US-Geschäft kompensieren kann.