Der Verpackungsspezialist gerät kurz vor dem Wochenende von mehreren Seiten unter Druck: Der bevorstehende Rauswurf aus dem MDAX, eine skeptische Analystenstudie und die ungeklärte BaFin-Prüfung zur Bilanzierung treffen zeitlich aufeinander. Im Markt dominiert die Frage, ob der aktuelle Verkaufsdruck vor allem technisch getrieben ist – oder bereits ein strukturelles Vertrauensproblem widerspiegelt.

MDAX-Abstieg verstärkt Verkaufsdruck

Am kommenden Montag greift der Indexwechsel: Gerresheimer scheidet aus dem MDAX aus. Dieser Schritt ist mehr als ein Imageverlust. Viele internationale Investoren und Fonds orientieren sich strikt an diesem Index. Für passiv gemanagte Produkte bedeutet der Abstieg, dass sie die Position verkaufen müssen.

Diese erzwungenen Umschichtungen erhöhen den Angebotsüberhang. In den letzten Tagen wurde die Aktie daher faktisch „durchgereicht“, ohne dass auf der Käuferseite ausreichend Volumen gegenüberstand. Das Kursniveau um 26,84 Euro von gestern spiegelt diese Belastung wider, zumal der Titel seit Jahresanfang rund 62 % verloren hat.

Analystenwarnung von Bernstein

In diese ohnehin angespannte Lage fällt eine bestätigte Verkaufsempfehlung. Bernstein Research bleibt bei der Einstufung „Underperform“ und nennt ein Kursziel von 25,68 Euro. Damit liegt das Ziel nur wenig unter dem aktuellen Kursbereich – ein klares Signal, dass die Analysten kurzfristig kaum Erholungspotenzial sehen.

Begründet wird die Zurückhaltung mit operativen Risiken und fehlenden Katalysatoren für eine schnelle Trendwende. Trotz des massiven Rückgangs und einer optisch günstigen Bewertung sieht Bernstein keinen zwingenden Einstiegsgrund. Für institutionelle Adressen ist das kurz vor dem Indexabstieg ein deutlich negatives Signal.

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BaFin-Prüfung belastet Vertrauen

Der Kern des Vertrauensproblems geht jedoch tiefer. Hintergrund ist die Short-Seller-Attacke von Morpheus Research, die insbesondere die Bilanzierungspraxis ins Visier genommen hat. Im Fokus stehen sogenannte „Bill-and-Hold“-Transaktionen, bei denen Umsätze erfasst worden sein sollen, obwohl die Ware das Lager noch nicht verlassen hatte.

Die BaFin prüft diese Vorwürfe weiterhin. Solange der Abschlussbericht fehlt, bleibt das Risiko möglicher Bilanzkorrekturen im Raum. Für viele große Vermögensverwalter ist der Titel damit aus Compliance-Sicht derzeit nicht investierbar. Diese Unsicherheit wirkt wie eine Bremse auf jede nachhaltige Kurserholung.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

  • Index-Status: Abstieg aus dem MDAX zum Handelsstart am Montag
  • Kursniveau: Zuletzt rund 26,84 Euro, nahe dem 52‑Wochen-Tief bei 23,50 Euro
  • Performance: Verlust seit Jahresanfang rund 61,8 %, auf 12-Monats-Sicht etwa 63,2 %
  • Analystenbild: Bernstein mit „Underperform“ und Kursziel 25,68 Euro
  • Regulatorik: Laufende BaFin-Untersuchung zu „Bill-and-Hold“-Umsätzen
  • Technik: RSI bei 17,7 signalisiert stark überverkaufte Situation, 200‑Tage-Linie bei 43,77 Euro weit entfernt

Charttechnik: Abwärtstrend intakt

Aus technischer Sicht bleibt das Bild schwach. Der Kurs liegt deutlich unter dem 200‑Tage-Durchschnitt von 43,77 Euro, auch die 100‑Tage-Linie bei 33,01 Euro verläuft klar darüber. Damit ist der übergeordnete Abwärtstrend bestätigt. Kurzfristig pendelt die Aktie nur knapp über dem 52‑Wochen-Tief, was die Nervosität zusätzlich erhöht.

Auffällig ist zugleich der extrem niedrige RSI von 17,7. Dieser Wert signalisiert eine stark überverkaufte Marktphase. Technisch wäre damit zwar grundsätzlich eine Gegenbewegung möglich, bislang wurden jedoch alle Erholungsansätze rasch abverkauft – ein Zeichen, dass noch immer Verkaufsbereitschaft dominiert.

Fazit: Erholung braucht klare Signale

Die aktuelle Schwäche ist das Ergebnis eines ungünstigen Zusammenspiels aus MDAX-Abstieg, kritischer Analysteneinschätzung und offener BaFin-Prüfung. Solange der regulatorische Abschluss fehlt und der Markt den Indexwechsel verarbeitet, bleibt der Druck hoch.

Für eine nachhaltige Stabilisierung wird es zwei zentrale Marken geben: Zum einen den Vollzug der Indexanpassung in der kommenden Woche, der den technischen Verkaufsdruck schrittweise auslaufen lassen dürfte. Zum anderen einen klaren und abschließenden BaFin-Bescheid zur Bilanzierungspraxis. Erst wenn dieser vorliegt und keine gravierenden Korrekturen erforderlich sind, hat die Aktie eine realistische Chance, sich von den aktuellen Tiefstständen zu lösen.

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