Nach dem erzwungenen Abstieg aus dem MDax macht der Verpackungsspezialist reinen Tisch. Gerresheimer räumt systematische Fehler in der Bilanzierung ein und korrigiert rückwirkend Zahlen für das Jahr 2024. Doch während die Glaubwürdigkeit des Managements unter der Bestätigung der BaFin-Vorwürfe leidet, sieht eine US-Investmentbank ausgerechnet jetzt eine Kaufgelegenheit.

  • Kursziel: Jefferies bestätigt "Buy"-Rating mit Ziel 34,10 Euro.
  • Korrektur: Umstrittene "Bill-and-Hold"-Praxis sofort eingestellt.
  • Finanzeffekt: Umsatzverschiebung von rund 28 Millionen Euro ins Jahr 2025.

Aufräumarbeiten nach BaFin-Druck

Die jüngste Ad-hoc-Meldung bestätigt, was die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bereits vermutet hatte: Umsätze wurden in der Vergangenheit zu früh verbucht. Konkret geht es um "Bill-and-Hold"-Geschäfte, bei denen Rechnungen gestellt wurden, bevor die Ware ausgeliefert war. Eine externe Untersuchung stufte dies nun als nicht IFRS-konform ein.

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Das Management zieht die Reißleine und verzichtet künftig gänzlich auf diese Buchungsmethode. Die finanziellen Folgen sind spürbar, aber quantifizierbar: Rund 28 Millionen Euro Umsatz und etwa 5 Millionen Euro beim bereinigten EBITDA werden aus 2024 gestrichen und erst im Geschäftsjahr 2025 wirksam. Auch der bereinigte Gewinn je Aktie sinkt für das laufende Jahr rechnerisch um 0,10 Euro. Marktbeobachter werten diesen Schritt als notwendige Maßnahme, um nach dem massiven Vertrauensverlust wieder Transparenz herzustellen.

Analysten uneinig über Zukunft

Die Bewertung der Lage spaltet die Experten tief. Während Jefferies-Analyst James Vane-Tempest die Bereinigung offenbar als Chance begreift und ein Kurspotenzial von über 20 Prozent sieht, warnt die DZ Bank vor weiteren Risiken. Analyst Sven Kürten senkte den fairen Wert auf 23 Euro und rät zum Verkauf. Er verweist auf den immensen Schaden an der Reputation durch die Gewinnwarnungen und die laufenden behördlichen Untersuchungen.

Die Aktie spiegelt diese Zerrissenheit wider. Mit einem aktuellen Kurs von 27,50 Euro notiert das Papier zwar weit entfernt vom 52-Wochen-Hoch bei 82,00 Euro, sucht aber nach dem Absturz von über 60 Prozent seit Jahresanfang (YTD) dringend einen Boden. Der leichte Tagesverlust von rund 1 Prozent zeigt, dass die Anleger die "Beichte" des Vorstands noch verarbeiten müssen.

Die Verschiebung der Umsätze nach 2025 verbessert zwar optisch die Startbasis für das kommende Geschäftsjahr, löst aber nicht die strukturellen Probleme. Entscheidend für eine nachhaltige Stabilisierung über der Marke von 27 Euro ist der noch ausstehende Abschlussbericht der BaFin sowie der erfolgreiche Schuldenabbau durch das neue Management. Bis diese Unsicherheitsfaktoren beseitigt sind, bleibt das Szenario der DZ Bank mit einem Kursziel von 23 Euro ein reales Risiko für die Unterseite.

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