Gerresheimer Aktie: Abstieg in den SDAX
Der 22. Dezember markiert für Gerresheimer einen Einschnitt: Nach einem schwachen Börsenjahr rutscht der Spezialverpackungshersteller aus dem MDAX in den SDAX ab – flankiert von einer skeptischen Analystenstimme. Im Kern geht es um den Vertrauensverlust nach Gewinnzielkürzungen, Short-Seller-Vorwürfen und einer laufenden BaFin-Prüfung.
Indexwechsel als Konsequenz eines schwachen Jahres
Die Deutsche Börse hat den Wechsel heute zum Handelsstart wirksam gemacht: Gerresheimer wird nicht mehr im MDAX, sondern im SDAX geführt. Hintergrund ist der deutliche Rückgang der Marktkapitalisierung im Jahresverlauf.
Für indexorientierte Anleger hat das Folgen:
- MDAX-ETFs mussten ihre Positionen bis zum Schlusskurs am Freitag stark reduzieren oder vollständig schließen.
- SDAX-ETFs bauen nun zwar Bestände auf, verwalten aber insgesamt deutlich weniger Volumen als ihre MDAX-Pendants.
- Kurzfristig kann daraus technischer Verkaufsdruck und erhöhte Schwankungsbreite entstehen.
Chartseitig bleibt das Bild angespannt: Mit einem Schlusskurs von 27,16 Euro am Freitag liegt die Aktie rund 61 % unter dem Jahresanfang und etwa 67 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 82 Euro. Gleichzeitig verläuft der 200‑Tage-Durchschnitt mit 43,27 Euro deutlich höher, was den übergeordneten Abwärtstrend unterstreicht.
Analysten bleiben zurückhaltend
Parallel zum Indexabstieg hat Bernstein Research seine Einschätzung angepasst – allerdings ohne echte Entwarnung zu liefern. Das Haus bestätigte am 19. Dezember das Rating „Underperform“ und passte das Kursziel nur leicht von 25,60 auf 25,68 Euro an. Am Markt wird diese minimale Veränderung eher als technische Justierung denn als strategische Neubewertung gesehen.
Weitere Institute zeigen sich ebenfalls vorsichtig:
- UBS hält an einer „Neutral“-Einstufung fest.
- Berenberg belässt die Aktie auf „Hold“.
Ein breiter „Kaufen“-Konsens ist damit derzeit klar nicht erkennbar. Dass der aktuelle Kurs nur knapp über der Bernstein-Zielmarke liegt und zugleich etwas über dem 50‑Tage-Durchschnitt von 26 Euro notiert, passt zu diesem skeptischen Bild: Die Aktie ist kurzfristig leicht stabilisiert, der größere Vertrauensschaden aber keineswegs behoben.
Ursachen: Vertrauenskrise statt Einzelfall
Der Abstieg in den SDAX ist weniger ein isoliertes Indexereignis als die Folge eines belasteten Börsenjahres. Mehrere Faktoren haben das Vertrauen der Investoren erodiert:
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Mehrfache Guidance-Kürzungen
Wiederholte Absenkungen der Jahresziele haben die Glaubwürdigkeit des Managements geschwächt. Für viele Investoren ist Verlässlichkeit bei Prognosen ein zentraler Faktor – wurde diese enttäuscht, fällt die Neubewertung meist deutlich aus. -
Short-Seller-Vorwürfe zu Bilanzierungsmethoden
Ein Bericht von Morpheus Research stellte die Nutzung von „Bill-and-Hold“-Transaktionen in Frage. Diese Kritik an der Umsatzrealisierung sorgte für erhebliche Unsicherheit und löste zusätzlichen Druck auf den Kurs aus. -
BaFin-Untersuchung als Unsicherheitsfaktor
Die daraus resultierende Prüfung durch die BaFin wirkt weiter belastend. Solange keine Klarheit über das Ergebnis besteht, bleibt ein regulatorischer Schatten über dem Investment-Case.
Dass Gerresheimer zuvor als Profiteur des GLP‑1‑Booms im Zusammenhang mit Abnehm-Präparaten galt, verstärkt den Kontrast: Von einer soliden Wachstumsstory hin zum defensiven Modus in der „dritten Börsenliga“.
Technische Lage: Extrem überverkauft
Rein technisch ist der Titel stark überverkauft. Der 14‑Tage-RSI liegt mit 17,7 klar im Extrembereich, was statistisch eher auf eine reife Abwärtsbewegung hindeutet. Gleichzeitig notiert die Aktie mit gut 37 % Abstand unter ihrem 200‑Tage-Durchschnitt – ein Ausdruck des tiefsitzenden Misstrauens.
Trotz einer Erholung von rund 16 % gegenüber dem 52‑Wochen-Tief von 23,50 Euro bleibt die Ausgangslage fragil. Solange der Kurs nicht deutlich und nachhaltig über 30 Euro steigt, ist der übergeordnete Abwärtstrend technisch nicht gebrochen.
Was den Turnaround treiben könnte
Die mittelfristige Entwicklung hängt vor allem von drei Faktoren ab:
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Management und Kommunikation
Interims-CEO Uwe Röhrhoff muss durch transparente Kommunikation und konsequente Umsetzung operativer Ziele verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Nach mehreren Zielkürzungen steht die Führung stärker als sonst unter Beobachtung. -
Ergebnis der BaFin-Prüfung
Neue Informationen zur laufenden Untersuchung sind potenzielle Kurstreiber – in beide Richtungen. Eine Entlastung könnte Raum für eine Neubewertung schaffen, negative Feststellungen würden den Druck weiter erhöhen. -
Strategische Initiativen
Kooperationen wie die mit der Zollner Elektronik AG zur Entwicklung elektronisch gesteuerter MedTech-Systeme zielen auf zukünftiges Wachstum. In der aktuellen Phase dominieren allerdings kurzfristig technische und vertrauensbezogene Themen, sodass solche Projekte eher im Hintergrund bleiben.
Absehbar entscheidend wird sein, ob sich in den kommenden Wochen nach dem Indexwechsel eine stabile Unterstützungszone oberhalb der jüngsten Tiefs etabliert und das Unternehmen gleichzeitig durch klare Signale bei Governance und Regulierung überzeugt. Nur dann hätte der Schritt in den SDAX die Chance, als Zwischentief und nicht als weiterer Etappenpunkt eines längeren Rückzugs in Erinnerung zu bleiben.
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