Fiserv Aktie: Tiefer Absturz
Fiserv steht nach einem historischen Kurseinbruch und einer Sammelklage unter erheblichem Druck. Die Aktie notiert nahe Mehrjahrestiefs, nachdem der Wert seit Jahresbeginn um rund 67 % eingebrochen ist. Gleichzeitig gehen Analysten bei den Erholungschancen weit auseinander.
Im Kern geht es um drei Themen: eine drohende Sammelklage wegen mutmaßlicher Falschaussagen, stark gekappte Prognosen nach schwachen Quartalszahlen und eine umfassende Neuaufstellung im Management.
Sammelklage nach Kurseinbruch
In den USA läuft eine Wertpapier-Sammelklage vor dem District Court für den Eastern District of Wisconsin. Betroffen sind Anleger, die zwischen dem 23. Juli 2025 und dem 29. Oktober 2025 Fiserv-Aktien gekauft haben. Sie können sich noch bis zum 5. Januar 2026 als Lead Plaintiff registrieren.
Die Klage stützt sich auf den Securities Exchange Act von 1934. Fiserv soll demnach in Bezug auf strategische Initiativen und Projekte irreführende Angaben gemacht haben.
Auslöser der juristischen Schritte war die Bilanzvorlage am 29. Oktober, die einen Kurseinbruch von 42 % an nur einem Handelstag nach sich zog – der heftigste Absturz in der Unternehmensgeschichte.
Analysten tief gespalten
An der Wall Street gehen die Einschätzungen weit auseinander:
- Mizuho Securities (10. Dezember): Rating „Buy“, Kursziel 110 US‑Dollar
- JPMorgan (4. Dezember): Herabstufung von „Overweight“ auf „Neutral“, Kursziel 85 US‑Dollar
- UBS (2. Dezember): „Neutral“ mit Kursziel 75 US‑Dollar
Im Mittelpunkt stehen vor allem die Margenentwicklungen:
- Erwarteter Rückgang der Marge im Gesamtjahr um rund 200 Basispunkte
- Für das vierte Quartal wird ein Rückgang um 750–800 Basispunkte erwartet
- Segment Financial Solutions: Minus 500 Basispunkte in Q3
- Segment Merchant Solutions: Minus 400 Basispunkte in Q3
JPMorgan bezeichnet 2026 als ein „Beweisjahr“ für Fiserv: Es gebe erhebliches Potenzial nach oben, aber ebenso Enttäuschungsrisiken.
Q3-Zahlen als Wendepunkt
Die Zahlen zum dritten Quartal 2025 offenbarten eine deutliche Diskrepanz zwischen GAAP- und bereinigten Kennziffern:
- GAAP-EPS: +49 % gegenüber dem Vorjahr auf 1,46 US‑Dollar
- Bereinigtes EPS: –11 % auf 2,04 US‑Dollar
- Umsatz: +1 % auf 5,26 Mrd. US‑Dollar, unter den Erwartungen
- Merchant Solutions: Umsatzplus von 5 %
- Financial Solutions: Umsatzrückgang von 3 %
Besonders belastend war die drastische Senkung der Jahresprognose. Fiserv erwartet nun nur noch ein organisches Umsatzwachstum von 3,5–4 % statt zuvor 10 %. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bei 8,50–8,60 US‑Dollar liegen.
Führungsteam wird neu aufgestellt
Parallel zu den Zahlen hat das Unternehmen einen tiefgreifenden Führungsumbau angestoßen:
- Takis Georgakopoulos und Dhivya Suryadevara wurden mit Wirkung zum 1. Dezember 2025 zu Co-Presidents ernannt.
- Paul Todd übernahm am 31. Oktober 2025 die Rolle des Finanzvorstands (CFO).
- Gordon Nixon soll im Januar 2026 unabhängiger Chairman des Board werden.
- Zudem treten drei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat ein.
CEO Mike Lyons hat das Maßnahmenpaket „One Fiserv“ gestartet. Schwerpunkte sind eine stärkere Kundenorientierung, die Expansion der Clover-Plattform sowie der Einsatz von KI zur Steigerung der operativen Effizienz.
Bewertung nach Kurssturz
Der heftige Abverkauf hat die Bewertung deutlich gedrückt:
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) rund 10,3, gegenüber einem Branchenmittel von 13,6
- Börsenwert etwa 36 Mrd. US‑Dollar
- Free-Cashflow-Rendite nahe 7 %
Einige Bewertungsmodelle sehen die Aktie mit einem Abschlag von etwa 50 % auf den geschätzten inneren Wert. Je nach Annahmen zum Tempo der Erholung liegen die Fair-Value-Spannen zwischen 75 und 137 US‑Dollar.
Operative Gegenwinde
Die strukturellen Herausforderungen im Kerngeschäft sind erheblich. Die Clover-Point-of-Sale-Plattform, früher ein wichtiger Wachstumstreiber, steht unter zunehmendem Wettbewerbs- und Preisdruck. Das Wachstum im Segment Merchant Solutions hat sich auf 5 % halbiert, belastet durch aggressive Konkurrenz im Fintech-Bereich.
Das internationale Geschäft leidet unter Währungsschwankungen und schwierigem Umfeld, insbesondere in Argentinien.
Die Verschuldung bleibt hoch, wird vom Management jedoch als beherrschbar eingestuft. Der Free Cashflow sank in den ersten neun Monaten 2025 auf 2,88 Mrd. US‑Dollar nach 3,34 Mrd. US‑Dollar im Vorjahreszeitraum.
Insiderkäufe und institutioneller Rückzug
Unmittelbar nach dem Kurseinbruch kam es zu einer bemerkenswerten Bewegung im Aktionariat. Erstmals seit einem Jahrzehnt haben mehrere Insider, darunter der CFO und der Chief Legal Officer, Fiserv-Aktien im Volumen von rund 1,5 Mio. US‑Dollar zugekauft. Dem gegenüber steht ein deutlicher Abbau von Positionen auf institutioneller Seite im Umfeld der schwachen Q3-Zahlen.
Ausblick: Turnaround unter hohem Druck
Der Fintech-Sektor verändert sich rasant. Embedded Finance, Stablecoins und KI-basierte Zahlungslösungen verschärfen den Wettbewerb. Für Fiserv wird es entscheidend sein, das „One Fiserv“-Programm konsequent umzusetzen, die Margen zu stabilisieren und die Rechtsrisiken aus der Sammelklage zu begrenzen.
Spätestens mit dem weiteren Zahlenwerk und den Fortschrittsberichten zum Umbau im Jahr 2026 wird sich zeigen, inwieweit die aktuelle Bewertung eher auf eine Erholungsstory oder auf anhaltende strukturelle Belastungen hindeutet.
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