Eli Lilly setzt kurz vor Jahresende gleich zwei Akzente: Ein strategischer Plattform-Deal mit dem südkoreanischen Biotech ABL Bio und der nächste formale Schritt in der oralen Adipositas-Pipeline. Im Zentrum steht die Frage, wie gut sich der Konzern im entstehenden Markt für orale GLP‑1-Therapien gegen Novo Nordisk positionieren kann. Die Aktie spiegelt diesen Mix aus Chancen und Konkurrenzdruck mit einem Kurs nahe Rekordniveau wider.

Strategischer Deal mit ABL Bio

Heute hat Lilly die vereinbarte Erstzahlung an ABL Bio abgeschlossen und damit die Zusammenarbeit offiziell gestartet. Insgesamt flossen 55 Millionen US‑Dollar an den Partner:

  • 40 Millionen US‑Dollar als Vorauszahlung für Lizenz- und Forschungsrechte
  • 15 Millionen US‑Dollar als Eigenkapitalinvestition in ABL Bio

Über diesen Einstieg sichert sich Lilly Zugang zur proprietären „Grabody“-Plattform von ABL Bio. Die Technologie zielt auf bispezifische Antikörper und Antikörper‑Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und soll für Indikationen jenseits der Onkologie genutzt werden – insbesondere im Bereich Erkrankungen des zentralen Nervensystems und potenziell auch bei Stoffwechselstörungen.

Die Kooperation ist erfolgsabhängig auf bis zu 2,6 Milliarden US‑Dollar an Meilensteinzahlungen ausgelegt. Die Eigenkapitalbeteiligung signalisiert, dass Lilly diesen Ansatz nicht als reines Lizenz-Experiment versteht, sondern als längerfristigen strategischen Baustein.

Orforglipron: Antrag bei der FDA gestellt

Parallel treibt Lilly das organische Wachstum im Kernthema Adipositas voran. Am 18. Dezember 2025 hat das Unternehmen den Zulassungsantrag (NDA) für Orforglipron bei der US‑Arzneimittelbehörde FDA eingereicht.

Orforglipron ist ein einmal täglich einzunehmender, oraler, nicht‑peptidischer GLP‑1‑Rezeptoragonist. Ziel ist es, eine massentaugliche Alternative zu Injektionen wie Zepbound oder Wegovy zu etablieren und damit den Zugang zu Gewichtsmanagement-Therapien zu erleichtern.

Studiendaten aus ATTAIN-MAINTAIN

Der Antrag stützt sich unter anderem auf die Phase‑3‑Studie ATTAIN‑MAINTAIN, die den Erhalt von Gewichtsverlust bei einem Wechsel von injizierbaren auf orale Therapieformen untersucht hat. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede je nach Vortherapie:

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  • Wechsel von Zepbound (Tirzepatid) auf Orforglipron: durchschnittliche Gewichtszunahme von 11 Pfund (5,0 kg)
  • Wechsel von Wegovy (Semaglutid) auf Orforglipron: durchschnittliche Gewichtszunahme von 2 Pfund (0,9 kg)

Im Vergleich zum Verbleib auf den Injektionen bedeutet der Switch einen gewissen Rückgang der Effekte. Entscheidend ist jedoch der Vergleich mit einem Therapie-Stopp: Patienten, die auf Placebo wechselten (entspricht Absetzen der Behandlung), legten rund 20 Pfund (9,1 bis 9,4 kg) zu.

Damit deutet die Studie darauf hin, dass Orforglipron den typischen Rebound-Effekt nach dem Absetzen potenter GLP‑1‑Injektionen deutlich abmildert – insbesondere bei vorheriger Wegovy‑Therapie und als mögliche Erhaltungslösung.

Konkurrenzdruck durch orales Wegovy

Die Bedeutung von Orforglipron wird durch die jüngste Entwicklung bei Novo Nordisk noch einmal verstärkt. Am 22. Dezember 2025 erhielt der dänische Wettbewerber die FDA‑Zulassung für die orale Version von Wegovy. Novo sichert sich damit zunächst den Vorsprung im Segment hochdosierter oraler Adipositaspräparate.

Mehrere Faktoren prägen nun das entstehende Marktbild:

  • First Mover: Novo Nordisk setzt mit oralem Wegovy die erste Benchmark bei Wirksamkeit und Preisgestaltung.
  • Strukturvorteil bei Lilly: Orforglipron ist ein kleines Molekül und kein Peptid. Das könnte, so die Hoffnung des Unternehmens, bei Herstellungskapazität und Kosten Vorteile gegenüber der peptidbasierten Pille von Novo bringen.
  • Segmentierung: Die ATTAIN‑MAINTAIN‑Daten deuten an, dass Orforglipron besonders als Therapieoption für Patienten nach Wegovy oder als Erhaltungstherapie sinnvoll sein könnte, auch wenn der Gewichtsverlauf nach einem Wechsel von Zepbound weniger überzeugt.

Lilly steht damit unter Zugzwang, regulatorische Schritte und Markteinführung zügig voranzutreiben, um den Abstand zum Konkurrenten nicht größer werden zu lassen.

Bewegungen auf der Investorenseite

Auch institutionelle Anleger justieren vor Jahresende ihre Positionen. Private Trust Co. NA hat seinen Bestand an Eli‑Lilly‑Aktien um rund 20,4 % reduziert und 2.448 Aktien veräußert. Der verbleibende Anteil hat aktuell noch einen Wert von etwa 7,27 Millionen US‑Dollar. Solche Anpassungen sind zum Jahresende üblich, zumal der Sektor durch die neue Wettbewerbssituation bei oralen GLP‑1‑Therapien deutlich in Bewegung ist.

An der Börse bleibt Lilly trotz dieser Umschichtungen ein Schwergewicht: Die Marktkapitalisierung liegt nahe 1 Billion US‑Dollar, getragen von den etablierten Blockbustern Mounjaro und Zepbound.

Kurs auf Rekordniveau – aber überhitzt?

Heute notiert die Eli‑Lilly‑Aktie bei 1.077,13 US‑Dollar und damit exakt auf einem neuen 52‑Wochen‑Hoch, was einem Kursplus von gut 42 % seit Jahresbeginn entspricht. Gleichzeitig liegt der Kurs deutlich über den vielbeachteten Durchschnittslinien: rund 22 % über dem 50‑Tage‑Durchschnitt und knapp 50 % über dem 200‑Tage‑Durchschnitt, bei einer erhöhten 30‑Tage‑Volatilität von über 54 % im Jahr.

Damit preist der Markt bereits erhebliche Erwartungen an die weitere Entwicklung der oralen Pipeline und die neuen Partnerschaften ein. Für die kommenden Monate werden Zulassungsfortschritte bei Orforglipron und konkrete Projektupdates aus der ABL‑Bio‑Kooperation entscheidend sein, ob Lilly dieses Bewertungsniveau halten oder weiter ausbauen kann.

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