DeFi Technologies Aktie: Governance unter Druck

DeFi Technologies steckt in einer Phase tiefgreifender Umbrüche bei Führung und Regulierung. Nach einem Kursrückgang von rund 8,5 % in der vergangenen Sitzung pendelt die Aktie heute um 0,99 US‑Dollar. Auslöser ist ein umfangreiches Unternehmensupdate, das den Rücktritt eines Verwaltungsratsmitglieds und Details zu Unstimmigkeiten in der Aktienstruktur offenlegt, die die Ontario Securities Commission (OSC) auf den Plan gerufen haben.

Rücktritt im Vorstand und Untersuchungen zur Aktienstruktur

Unmittelbarer Treiber der aktuellen Verunsicherung ist der Rücktritt von Stefan Hascoet aus dem Board of Directors. Er gehörte dem Gremium seit Juni 2023 an und legte sein Mandat mit Wirkung zum 22. Dezember nieder. Offizielle Gründe nannte das Unternehmen im Update nicht, zeitlich fällt der Schritt aber mit dem Abschluss einer internen Untersuchung zu Handels- und Bestandsdaten zusammen.

Prüfung durch ShareIntel

Auf Hinweise und Nachfragen der Ontario Securities Commission hin legte DeFi Technologies eine Klarstellung zu Unstimmigkeiten in der Aktienstruktur vor. Das Unternehmen hatte im Juni 2025 Shareholder Intelligence Services LLC (ShareIntel) mandatiert, um Handelsaktivitäten zu überwachen und mögliche illegale Praktiken oder Meldefehler zu identifizieren.

Kernpunkte des am 22. Dezember veröffentlichten Berichts:

• ShareIntel lieferte sogenannte „Point-in-Time“-Berichte für Juni und Juli 2025.
• Diese zeigten anhaltende Differenzen zwischen den von Clearingstellen wie DTC (USA) und CDS (Kanada) gemeldeten Positionen und den Beständen bei Broker-Dealern.
• DeFi Technologies wandte sich daraufhin an 14 Broker-Dealer mit den größten Abweichungen, jedoch reagierten nur fünf Institute.
• Die antwortenden Broker führten die Unstimmigkeiten auf administrative Faktoren zurück – darunter Abwicklungszeitpunkte, Wertpapierleihe und Unterschiede in der Währungsberichterstattung.

Wesentlich für die Unternehmensführung: Nach aktueller Einschätzung gibt es keine Hinweise darauf, dass diese Abweichungen die Abstimmungsergebnisse der Hauptversammlung 2025 beeinflusst haben.

Zunehmender juristischer Druck

Parallel zu den Governance-Themen wächst der rechtliche Druck. Die Kanzlei Rosen Law Firm erinnert Anleger an eine Frist bis zum 30. Januar 2026 für die Bewerbung als Lead Plaintiff in einer Wertpapier-Sammelklage.

Die Klage wirft dem Unternehmen vor, zwischen dem 12. Mai 2025 und dem 14. November 2025 möglicherweise irreführende Informationen zu seinem operativen Geschäft veröffentlicht zu haben. Vor diesem Hintergrund verstärkt der Rücktritt im Board die Skepsis am Markt und prägt das zuletzt deutlich schwächere Kursbild.

Operatives Geschäft und Marktumfeld

Trotz der dominierenden Governance- und Compliance-Themen treibt DeFi Technologies sein operatives Geschäft im Digital-Asset-Bereich weiter voran.

Die Tochtergesellschaft Valour bleibt im Produktaufbau aktiv. Kurz vor der Rücktrittsmeldung kündigte das Unternehmen die Einführung gehebelter Bitcoin- und Ethereum-ETPs an und erhielt die Genehmigung für ein Solana-ETP in Brasilien. Das operative Kerngeschäft – regulierter Zugang zu Krypto-Assets – bleibt damit funktionsfähig.

Das Marktumfeld wirkt jedoch belastend:

• Bitcoin scheiterte gestern erneut am Bereich um 90.000 US‑Dollar und fiel in Richtung 88.000 US‑Dollar zurück.
• Historisch zeigt die Aktie von DeFi Technologies eine deutliche Korrelation zum breiteren Kryptomarkt.
• Die Korrelation zwischen Bitcoin und Gold ist zuletzt ins Negative gerutscht (auf -0,14). Das signalisiert eine vorsichtigere Risikobereitschaft im Sektor und setzt zusätzliche Bremsspuren.

Bewertungsseitig hat sich der Titel deutlich von seinem 52‑Wochen-Hoch bei 4,95 US‑Dollar entfernt. Kurse unter 1 US‑Dollar bringen die Aktie in eine technisch anfällige Zone, in der erhöhte Schwankungen und typische Penny-Stock-Dynamiken häufiger auftreten.

Ausblick: Drei zentrale Faktoren

In den kommenden Wochen rücken für den Markt vor allem drei Punkte in den Mittelpunkt:

1. Rückmeldung der Aufsicht:
   Entscheidend wird sein, ob die Ontario Securities Commission nach Veröffentlichung des Berichts zu den Aktienungleichgewichten weitere Maßnahmen verlangt oder die bisherige Aufarbeitung als ausreichend bewertet.

2. Neubesetzung im Board:
   Die Ankündigung eines Nachfolgers für Stefan Hascoet gilt als wichtiges Signal für Stabilität und Struktur in der Unternehmensführung.

3. Technische Kursmarken:
   Charttechnisch testet die Aktie derzeit den Bereich von 0,97 bis 1,00 US‑Dollar. Ein nachhaltiger Rutsch darunter könnte zusätzlichen Abgabedruck nach sich ziehen, eine Stabilisierung in dieser Zone eher für eine Konsolidierungsphase sprechen.

Historisch wurde die Aktie durch starke Wachstumskennzahlen gestützt; für 2024 lag das Umsatzwachstum bei über 380 % im Jahresvergleich. Angesichts der aktuellen Mischung aus rechtlichen, regulatorischen und Management-Risiken erfordert ein Engagement jedoch weiterhin eine hohe Risikobereitschaft.