Covestro Aktie: Eigentümerwechsel prägt Zukunft
Mit dem Einstieg von XRG beginnt für Covestro eine neue Ära. Die milliardenschwere Kapitalerhöhung ist abgeschlossen, die Mehrheit der Anteile liegt nun bei einem einzigen Investor – und der Streubesitz ist fast vollständig verschwunden. Was bedeutet dieser historische Eigentümerwechsel für den Spezialchemiekonzern in einem ohnehin angespannten Marktumfeld?
Größter EU-Deal eines Golfstaats
Am 10. Dezember 2025 wurde die strategische Partnerschaft mit XRG (vormals ADNOC International) offiziell vollzogen. Herzstück der Transaktion ist eine Kapitalerhöhung von 1,17 Milliarden Euro, die Covestro planmäßig umgesetzt hat. Das zusätzliche Eigenkapital soll die Umsetzung der „Sustainable Future“-Strategie finanzieren und die Transformation des Geschäftsmodells stützen.
Die Dimension des Einstiegs ist bemerkenswert:
- XRG hält nach Abschluss 81,77 % der Anteile
- Gesamtwert der Übernahme: rund 9,6 Milliarden Euro
- XRG ist eine Investmentgesellschaft mit einem Unternehmenswert von etwa 150 Milliarden US-Dollar
- Der neue Mehrheitseigentümer gehört vollständig zum staatlichen Ölkonzern ADNOC aus Abu Dhabi
Damit handelt es sich um die größte ausländische Übernahme eines EU-Unternehmens durch einen Golfstaat. Covestro, ein global tätiger Polymer-Hersteller mit Fokus auf Spezialkunststoffe, erhält damit Zugang zu einem finanzstarken, langfristig orientierten Ankerinvestor.
Parallel dazu hat die Privatbank Berenberg ihr Kursziel von 61 auf 62 Euro leicht angehoben, das Rating aber bei „Neutral“ belassen. Die Analysten würdigen damit den vollzogenen Eigentümerwechsel, sehen jedoch offenbar noch keinen unmittelbaren Grund für eine grundsätzlich positivere Bewertung.
Am Markt spiegelt sich die neue Situation derzeit eher in einer stabilen Seitwärtsbewegung wider: Der Kurs notiert mit rund 59,70 Euro nur knapp unter dem 52‑Wochen‑Hoch von 60,74 Euro, der RSI von 30,3 signalisiert dabei bereits eine technisch leicht überverkaufte Situation.
Freefloat bricht ein – Index-Ausschlüsse folgen
Der Einstieg von XRG hat die Aktionärsstruktur grundlegend verändert. Der Streubesitz liegt nur noch bei etwa 4,98 Prozent. Für institutionelle Investoren und Indexfonds hat das unmittelbare Konsequenzen.
Mehrere wichtige Indizes haben die Aktie bereits entfernt:
- FTSE All-World Index (Entfernung am 27. November)
- S&P Europe 350
- S&P Global BMI Index
- S&P International 700
- S&P Global 1200
Mit dem drastisch geschrumpften Freefloat sinkt die Handelbarkeit der Aktie deutlich. Für Covestro selbst ist das jedoch zunächst zweitrangig: Entscheidend ist die langfristige Finanzierung der Transformation – und hier spielt der Mehrheitsaktionär nun die Hauptrolle.
Schwaches Umfeld, sinkende Profitabilität
Während sich die Eigentümerseite neu sortiert, bleibt das operative Umfeld schwierig. Der deutsche Chemieverband VCI erwartet für 2026 lediglich eine Stagnation der Branche und spricht von einem „schwierigen Weg“ für die Industrie. Das unterstreicht, dass die Probleme nicht nur unternehmensspezifisch sind, sondern die gesamte Chemiebranche betreffen.
Auch Covestro selbst steht unter Ertragsdruck. Das Unternehmen hat im laufenden Jahr mehrfach seine Prognose gesenkt. Im dritten Quartal 2025 lag das EBITDA bei 242 Millionen Euro – ein Rückgang von 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Haupttreiber sind:
- schwache Nachfrage in zentralen Abnehmermärkten
- Überkapazitäten in wichtigen Regionen
- anhaltend hoher Wettbewerbsdruck
Vor diesem Hintergrund ist der stabile Aktienkurs seit Jahresanfang (+6,95 %) eher Ausdruck der Übernahmefantasie und des neuen Eigentümerprofils als einer überzeugenden operativen Dynamik.
Transformation mit Kapital und Partner
CEO Dr. Markus Steilemann hebt die strategische Bedeutung der Partnerschaft mit XRG hervor. Der finanzstarke Mehrheitsaktionär soll helfen, die „Sustainable Future“-Strategie konsequent umzusetzen. Covestro will sein Geschäftsmodell stärker auf Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und klimafreundliche Produktion ausrichten.
Wichtige Eckpunkte des Konzerns bleiben:
- rund 17.500 Mitarbeiter
- 46 Produktionsstandorte weltweit
- Jahresumsatz 2024: 14,2 Milliarden Euro
- Ziel der Klimaneutralität (Scope 1 und 2) bis 2035
Die Kombination aus frischem Eigenkapital, klarem Mehrheitsinvestor und ambitionierten Nachhaltigkeitszielen bildet den Rahmen für die nächsten Jahre. Der nächste konkrete Gradmesser folgt am 25. Februar 2026 mit den kommenden Quartalszahlen. Dann wird sich zeigen, ob Covestro erste Fortschritte bei Profitabilität und Umsetzung der Transformationsagenda vorweisen kann – und ob der große Eigentümerwechsel auch operativ an Fahrt gewinnt.
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