Broadcom Aktie: Bewertbare Markttendenzen
Broadcom meldet Rekordzahlen im Kerngeschäft mit KI-Chips – und die Aktie bricht zweistellig ein. Ausgerechnet die starke Nachfrage nach AI-Hardware sorgt für neue Zweifel an den Margen. Die zentrale Frage lautet: Wie gut ist das Wachstumsmodell, wenn jeder zusätzliche KI-Dollar die Profitabilität drückt?
Rekordquartal trifft Skepsis
Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 legte Broadcom ein Zahlenpaket vor, das auf den ersten Blick kaum Wünsche offenließ. Der Umsatz stieg um 28 % auf 18,02 Milliarden US‑Dollar und lag damit klar über den Markterwartungen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie kletterte um 37 % auf 1,95 US‑Dollar und übertraf ebenfalls die Prognosen.
Treiber ist klar das KI-Geschäft. Die Erlöse mit AI-Halbleitern schnellten um 74 % auf 6,4 Milliarden US‑Dollar nach oben. CEO Hock Tan stellte in Aussicht, dass der KI-Umsatz bereits im ersten Quartal 2026 auf 8,2 Milliarden US‑Dollar und damit nochmals rund doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum ausfallen soll. Für den Konzernumsatz peilt Broadcom rund 19,1 Milliarden US‑Dollar an – deutlich über den Konsensschätzungen.
Auch operativ wirkt das Geschäft robust: Der freie Cashflow erreichte 7,47 Milliarden US‑Dollar, was rund 41 % des Umsatzes entspricht. Zudem wurde die Quartalsdividende um 10 % auf 0,65 US‑Dollar je Aktie erhöht. Fundamentale Schwächen lassen sich in diesen Zahlen kaum erkennen.
Margendruck durch AI-Mix
Dennoch kam es am Freitag zu einem kräftigen Rückschlag der Aktie: Auf Wochensicht verlor der Titel rund 9 %, am Berichtstag selbst etwa 12 %. Damit notiert die Broadcom-Aktie mit 305,80 Euro rund 13 % unter ihrem jüngsten 52‑Wochen-Hoch, liegt seit Jahresanfang aber immer noch gut ein Drittel im Plus.
Auslöser für den abrupten Stimmungswechsel war weniger die Höhe der Gewinne, sondern der Ausblick auf die Profitabilität. Finanzchefin Kirsten Spears stellte in Aussicht, dass die Bruttomarge im laufenden Quartal sequenziell um etwa 100 Basispunkte zurückgehen dürfte. Broadcom kalkuliert mit rund 76,9 % Bruttomarge – nach 77,9 % im abgelaufenen Quartal und 79 % im Vorjahreszeitraum.
Hintergrund ist die veränderte Umsatzstruktur im KI-Geschäft. Broadcom verkauft nicht mehr nur einzelne Chips, sondern zunehmend komplette Server-Racks für große Kunden. Dafür müssen zusätzliche Komponenten zugekauft werden, was die Marge drückt. Besonders der wachsende Anteil von Systemlösungen für Kunden wie Anthropic verschiebt den Mix weg von den margenträchtigen Einzelchips hin zu niedrigeren Systemmargen.
Für Investoren stellt sich damit ein klassisches Trade-off dar: starkes Wachstum, aber graduell sinkende Bruttomargen. Die aktuelle Reaktion zeigt, dass ein Teil des Marktes von nahezu stabilen Margen ausgegangen war und nun die Erwartungen anpassen muss.
Anthropic und Co.: Großkunden im Fokus
Ein weiterer wichtiger Punkt des Calls war die Konkretisierung des Auftragsbestands. Broadcom benannte Anthropic als den bislang anonym gehaltenen Großkunden, der einen erheblichen Teil der KI-Bestellungen ausmacht. Das KI-Unternehmen hat in den vergangenen zwei Quartalen Bestellungen im Umfang von 21 Milliarden US‑Dollar für Googles kundenspezifische Ironwood‑Chips platziert. Hinzu kommt ein weiterer Auftrag über 11 Milliarden US‑Dollar mit Lieferung bis Ende 2026.
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Daneben meldete Broadcom einen fünften Hyperscale-Kunden, der Serverkapazitäten im Volumen von 1 Milliarde US‑Dollar für Ende 2026 geordert hat. Die bereits im Oktober angekündigte Kooperation mit OpenAI verläuft laut Management planmäßig, soll aber erst ab 2027 spürbar zum Umsatz beitragen.
Diese Auftragsflut schlägt sich im gesamten Backlog nieder: Insgesamt stehen 73 Milliarden US‑Dollar an bestellten, aber noch nicht realisierten Umsätzen in den Büchern. Das verschafft Broadcom hohe Visibilität für die kommenden rund 18 Monate – erhöht aber zugleich den Druck, die Marge trotz wachsender Systemanteile im Blick zu behalten.
Analysten sehen Rücksetzer als Gewinnmitnahme
Auf Analystenseite überwiegt trotz des Abverkaufs ein konstruktiver Blick auf die Aktie. Viele Marktbeobachter werten die Kursreaktion vor allem als kräftige Gewinnmitnahme nach einem außergewöhnlich starken Lauf: Vor den Zahlen hatte die Aktie auf Dollarbasis rund 75 % Plus im Jahresverlauf angesammelt.
Der Bernstein-Analyst Stacy Rasgon ordnet den Rückgang eher in ein breiteres Muster ein und spricht von allgemeiner „AI-Angst“ am Markt statt von fundamentalen Problemen bei Broadcom. Mizuho reagierte sogar mit einer Zielerhöhung: Das Kursziel wurde von 435 auf 450 US‑Dollar angehoben, Analyst Vijay Rakesh bezeichnete die Schwächephase als Einstiegsgelegenheit. HSBC bleibt mit einem Kursziel von 535 US‑Dollar am oberen Ende der Spanne und sieht damit theoretisch deutliches Potenzial nach oben.
Parallel dazu standen auch andere AI-Profiteure unter Druck. Oracle verlor nach eigenen, enttäuschenden Zahlen rund 4,5 %, Nvidia rutschte um gut 3 % ab. CoreWeave, ein weiterer Player im AI‑Infrastruktursegment, büßte 10 % ein und hat seit dem Hoch im Juni mehr als die Hälfte seines Börsenwerts verloren. Das Umfeld für AI‑Werte wirkte damit insgesamt angespannt.
Starke Position, aber erhöhter Prüfungsdruck
Strategisch bleibt Broadcom im Herzen des KI-Infrastrukturbooms verankert. Das Unternehmen zählt zu den führenden Anbietern von kundenspezifischen KI-Beschleunigern (ASICs) und Hochgeschwindigkeits-Netzwerkchips und dominiert den Markt für Switches in Cloud-Rechenzentren. Die enge Verzahnung mit Hyperscalern wie Google und Meta stärkt diese Position zusätzlich.
Gleichzeitig nimmt die Skepsis gegenüber den enormen Investitionen in KI-Infrastruktur zu. Viele Investoren schauen inzwischen genauer hin, wann und wie sich die Milliardeninvestitionen bei den Endkunden in profitables Geschäft verwandeln. Dieser wachsende Prüfungsdruck färbt auch auf Zulieferer wie Broadcom ab – insbesondere wenn hohe Wachstumsraten mit leicht nachgebenden Margen einhergehen.
Unterm Strich steht damit ein klares Bild: operativ starkes Wachstum, ein prall gefüllter Auftragsbestand und eine solide Stellung im KI-Ökosystem – aber ein Markt, der bereit ist, bei kleineren Margen-Signalen schnell Gewinne mitzunehmen. Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, ob Broadcom es schafft, das hohe KI-Wachstum mit einer stabilen, wenn auch etwas niedrigeren, Profitabilität zu verbinden.
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