Bitfarms Aktie: Heikler Umbau
Bitfarms versucht den Sprung vom Bitcoin-Miner zum Anbieter von KI- und HPC-Infrastruktur – und zahlt dafür derzeit einen hohen Preis an der Börse. Schwache Quartalszahlen, hohe Verluste und Unsicherheit über das neue Geschäftsmodell setzen den Kurs unter Druck. Entscheidend ist nun, ob das Unternehmen seine ambitionierte Transformation zügig genug auf die Straße bringt.
Schwache Q3-Zahlen erschüttern Vertrauen
Im dritten Quartal 2025 blieb Bitfarms klar hinter den Erwartungen zurück. Der Umsatz aus fortgeführten Aktivitäten lag bei 69 Millionen US-Dollar, deutlich unter dem Konsens von 87,4 Millionen Dollar. Statt des erwarteten Verlusts je Aktie von 0,02 Dollar stand ein Minus von 0,08 Dollar zu Buche.
Die Profitabilität ist tief im roten Bereich:
- Umsatz: 69 Mio. US-Dollar (Erwartung: 87,4 Mio. US-Dollar)
- Nettoverlust: 46 Mio. US-Dollar (fortgeführte Aktivitäten)
- EBIT-Marge: -44,9 %
- Bruttomarge: -2,8 %
- Free Cashflow: -73,14 Mio. US-Dollar
Diese Kennzahlen unterstreichen, wie teuer der laufende Umbau aktuell ist. Immerhin verfügt Bitfarms mit rund 87 Mio. US-Dollar über eine noch solide Cash-Position, die als Puffer für die nächsten Schritte dient. Dennoch ist klar: In diesem Tempo lassen sich die Verluste nicht dauerhaft durchhalten.
Am Markt bleibt die Aktie volatil. Am Freitag schloss das Papier bei 2,36 Euro, was einem Tagesminus von 5,86 % entspricht; auf 30-Tage-Sicht liegt der Rückgang bei rund 14 %, obwohl die Jahresbilanz mit einem Plus von gut 50 % immer noch deutlich positiv ist – ein Hinweis auf die enorme Schwankungsbreite.
Radikaler Strategiewechsel zur KI-Infrastruktur
Der Kern der Geschichte: Bitfarms verabschiedet sich schrittweise aus dem klassischen Bitcoin-Mining. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen diese Aktivitäten heruntergefahren werden. Stattdessen richtet sich der Fokus auf High-Performance Computing (HPC) und Infrastruktur für künstliche Intelligenz – ein Trend, dem bereits mehrere Ex-Miner folgen.
Zentrales Element ist der Umbau des Standorts im US-Bundesstaat Washington. Dort entsteht das Vorzeigeprojekt der neuen Strategie:
- Investition: 128 Mio. US-Dollar, vollständig über einen US-Rechenzentrumspartner finanziert
- Kapazität: 18 MW, umgerüstet für Nvidia GB300 GPUs
- Geplanter Fertigstellungstermin: Dezember 2026
- Technologie: Flüssigkühlung für Hochleistungs-Hardware
Parallel dazu hat Bitfarms eine Projektfinanzierung über 300 Mio. US-Dollar von Macquarie gesichert. Damit soll Phase 1 des Panther-Creek-Rechenzentrums finanziert werden, dessen Inbetriebnahme ebenfalls bis Ende 2026 angepeilt ist.
Diese Projekte markieren den Versuch, die starke Abhängigkeit vom Bitcoin-Preis zu durchbrechen und planbarere Erlösquellen im KI- und HPC-Segment aufzubauen. Der Flip side: Die wesentlichen Kapazitätserweiterungen liegen zeitlich noch klar vor dem Unternehmen – und bis dahin dominieren Kosten, nicht Erlöse.
Analysten zwischen Zuversicht und Vorsicht
An der Wall Street sorgt dieser Mix aus schwachen Zahlen und großer Vision für geteilte Reaktionen. Einige Häuser stellen die Transformation klar in den Vordergrund und blicken optimistisch nach vorne.
- Alliance Global Partners hat das Kursziel von 2,50 auf 6 US-Dollar angehoben. Begründung: Der Fortschritt bei der Ausrichtung auf KI-Infrastruktur rechtfertige eine deutlich höhere Bewertung.
- Cantor Fitzgerald erhöhte das Ziel von 2,20 auf 5 US-Dollar und bezeichnete die Q3-Telefonkonferenz als „ermutigend“.
Andere zeigen sich zurückhaltender. H.C. Wainwright reduzierte das Kursziel von 5,50 auf 4 US-Dollar, behielt aber die Kaufempfehlung bei. Die Analysten sprachen von „enttäuschenden“ Q3-Zahlen, sehen aber in der jüngsten Abkühlung bei vielen KI-Aktien eine attraktive Einstiegssituation für langfristig orientierte Investoren. Unterm Strich bleibt das Sentiment also konstruktiv, jedoch mit klaren Fragezeichen beim Timing der Umsetzung.
Konkurrenzdruck und Marktstellung
Operativ steht Bitfarms in einem intensiven Wettbewerb. Die Aktie zeigt die typische Hoch-Beta-Charakteristik vieler Krypto-Werte, verstärkt durch die strategische Neuausrichtung. Das 52-Wochen-Spektrum reicht von 0,63 bis 5,55 Euro, aktuell liegt der Kurs rund 57 % unter dem Hoch und mehr als 270 % über dem Tief – ein extrem breiter Korridor.
Zudem hinkt das Unternehmen einigen Wettbewerbern bei der konkreten Umsetzung der KI-Strategie hinterher. Anbieter wie Cipher Mining oder TeraWulf haben sich bereits Kooperationen mit Schwergewichten wie SoftBank und Google gesichert und damit Milliarden an potenziellen künftigen Umsätzen in Aussicht gestellt. Im Vergleich dazu wirkt die Pipeline von Bitfarms derzeit weniger sichtbar vermarktet – auch wenn die Projektvolumina beachtlich sind.
Strukturelle Vorteile und finanzielle Basis
Trotz aller Baustellen bringt Bitfarms einige handfeste Vorteile mit. Stromkosten sind ein entscheidender Faktor für Mining- und Rechenzentrumsbetreiber – hier kann das Unternehmen punkten:
- Günstige Energie: Schwerpunkt der Standorte in Québec und im Nordosten der USA, Regionen mit sehr niedrigen Strompreisen
- Energieportfolio: 2,1 GW an potenziell entwickelbarer Kapazität in Nordamerika
- Infrastruktur: Cluster in Gebieten mit guter Stromanbindung und leistungsfähigen Glasfaserverbindungen
Zudem hat Bitfarms im Oktober 2025 eine Wandelanleihe über 588 Mio. US-Dollar erfolgreich platziert. Diese Mittel stellen einen wesentlichen Baustein zur Finanzierung der geplanten Großprojekte dar, erhöhen aber gleichzeitig den Druck, die geplanten Cashflows aus HPC- und KI-Infrastruktur tatsächlich zu realisieren.
Ausblick: Bewährungsprobe bis 2026
Die nächsten Quartale sind für Bitfarms eine klare Bewährungsphase. Kurzfristig steht das Unternehmen unter dem Eindruck hoher Verluste und eines rückläufigen Kursverlaufs; mittelfristig entscheidet sich, ob der Umbau zur HPC- und KI-Plattform gelingt. Konkrete Meilensteine sind der Fortschritt beim Umbau der Washington-Anlage sowie der Projektstart in Panther Creek, beide mit Zielhorizont Ende 2026. Gelingt es, hier planmäßig Kapazitäten ans Netz zu bringen und zahlungskräftige Kunden zu gewinnen, könnte sich der aktuelle Druck langfristig als Investitionsphase mit anschließendem Hebel erweisen – bleibt der operative Durchbruch aus, würden die heutigen Belastungen deutlich schwerer wiegen.
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