Bayer bekommt zum Wochenausklang gleich von zwei Seiten Rückenwind: Deutlich angehobene Gewinnprognosen eines Analysehauses und operative Fortschritte im Agrargeschäft schieben die Fantasie an – während das juristische Risiko rund um Glyphosat weiter wie ein Deckel wirkt. Wie passt diese Mischung aus Optimismus und Vorsicht zusammen?

Deutlich höhere Gewinnschätzungen trotz „Reduce“

Im Zentrum steht eine Neubewertung der Ertragskraft des Konzerns.
AlphaValue/Baader Europe hat die Schätzungen für den Gewinn je Aktie (EPS) spürbar nach oben gesetzt:

  • EPS 2025: + rund 36 % gegenüber der bisherigen Prognose
  • EPS 2026: + rund 25 %
  • Kursziel: Anhebung auf 36,80 Euro (+2,12 %)
  • Rating: weiterhin „Reduce“

Die Analysten trauen Bayer also deutlich mehr Gewinnpotenzial zu, bleiben mit ihrer Einstufung aber zurückhaltend. Diese Spannung ist kein Zufall: Hintergrund der höheren Schätzungen ist vor allem die wachsende Zuversicht am Markt, dass die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA beigelegt werden könnten. Gelingt eine rechtliche Entlastung, würde das die Ergebnisrisiken spürbar reduzieren – und damit Spielraum für höhere Bewertungen schaffen.

Kursseitig spiegelt sich der Optimismus bereits wider: Gestern ging die Aktie bei 35,22 Euro aus dem Handel. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt das Plus bei rund 87 %, seit Jahresbeginn bei gut 82 %. Gleichzeitig notiert der Titel nur knapp unter dem 52‑Wochen-Hoch von 36,75 Euro, der Abstand beträgt gut 4 %.

Damit ist viel Hoffnung bereits im Kurs enthalten.

Operative Fortschritte im Pflanzenschutz

Parallel zur Bewertungsdebatte gibt es konkrete Nachrichten aus dem Agrargeschäft. Bayer meldet über den kanadischen Partner MustGrow Biologics Fortschritte bei einem Bio-Pestizid-Projekt. Im Rahmen der exklusiven Lizenzvereinbarung arbeitet Bayer aktiv an der regulatorischen Zulassung des Mittels TerraMG in Europa, dem Nahen Osten und Afrika.

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Die jüngsten Fortschritte lösen laut MustGrow eine weitere Meilensteinzahlung durch Bayer aus. Strategisch zahlt das auf das Ziel ein, das Portfolio im biologischen Pflanzenschutz auszubauen und Alternativen zu chemisch-synthetischen Produkten wie Glyphosat zu etablieren. Genau diese Ausrichtung dürfte vor dem Hintergrund der Rechtsrisiken besonders aufmerksam verfolgt werden.

Auch intern wird an der Kostenschraube gedreht. General Counsel Thomas Laubert will im Rechtsbereich verstärkt auf KI-Lösungen und datenbasierte Vergütungsmodelle statt klassischer Stundenhonorare setzen. Ziel ist eine effizientere Abwicklung der komplexen und umfangreichen Verfahren – mit potenziell spürbarem Entlastungseffekt bei den Rechtskosten.

Bewertung, Technik und Jahresrallye

Die starke Kursentwicklung des laufenden Jahres trifft auf eine bereits ambitionierte Bewertung. Auf Basis der für 2027 erwarteten Gewinne wird ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 genannt, während der Branchendurchschnitt bei etwa 14 liegt. Marktbeobachter sehen darin ein Signal, dass ein großer Teil der Hoffnungen auf juristische Entlastung und operative Erholung bereits eingepreist ist.

Charttechnisch zeigt sich die Dynamik der vergangenen Monate deutlich:
Der Schlusskurs von 35,22 Euro liegt

  • rund 31 % über dem 200‑Tage-Durchschnitt von 26,93 Euro
  • gut 17 % über dem 50‑Tage-Durchschnitt von 30,15 Euro

Der Trend ist damit klar aufwärtsgerichtet, allerdings mit einem Beigeschmack: Der RSI (14 Tage) liegt bei 19,6 und signalisiert einen stark überverkauften Zustand nach gängiger technischer Lesart – ein Hinweis darauf, dass es zuletzt zu deutlichen Schwankungen kam und kurzfristig Rücksetzer nicht überraschen würden. Flankiert wird das von einer hohen annualisierten 30‑Tage-Volatilität von gut 52 %.

Fazit: Viel Hoffnung, klare Bewährungsprobe

Unter dem Strich verdichten sich zwei Linien: operativ arbeitet Bayer an neuen biologischen Produkten und an effizienteren Strukturen, während auf der Bewertungsseite die Gewinnfantasie durch deutlich angehobene EPS-Schätzungen angeheizt wird. Dem gegenüber steht eine bereits starken Jahresrallye mit klar überdurchschnittlicher Bewertung und hoher Erwartungshaltung.

Für 2026 wird entscheidend sein, ob die angedeutete juristische Entlastung in Form konkreter Vergleiche und stabiler Ergebnisse tatsächlich eintritt. Gelingt dieser Schritt, könnte das aktuelle Bewertungsniveau untermauert werden; bleiben Durchbruch und Klarheit aus, dürfte die Diskrepanz zwischen operativer Erholung und offenen Rechtsrisiken wieder stärker in den Vordergrund rücken.

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